Trittau/Brunsbek. Vier Shuttles sind bald zwischen Lütjensee, Trittau und Barsbüttel unterwegs. Sie sollen die Mobilität der Einwohner verbessern.
Neun Shuttles des Fahrdienstes Ioki werden vom 13. Dezember an im Kreis Stormarn unterwegs sein. Fünf Wagen sind für die Stadt Ahrensburg vorgesehen, die restlichen kommen im ländlichen Raum zum Einsatz. Das Testgebiet reicht von Lütjensee im Norden bis zu den Barsbütteler Ortsteilen Stellau und Stemwarde im Südwesten und wird östlich durch die Gemeinde Trittau begrenzt.
Einen festen Fahrplan gibt es nicht
Während der On-Demand-Service in Ahrensburg in den Stadtverkehr integriert wird, um das bestehende Angebot zu verbessern, werden mit dem Projekt auf dem Land andere Ziele verfolgt. „Hier geht es darum, die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen“, sagt Björn Schönefeld, ÖPNV-Fachmann in der Kreisverwaltung. „In einigen Gemeinden haben wir bisher – abgesehen vom Schülerverkehr – keine Buslinien.“
Künftig können Bürger einen Shuttle buchen, um sich innerhalb des Bediengebiets befördern zu lassen. Dabei gibt es keinen festen Fahrplan. Die vier Elektroautos im Stil der London-Taxis sind täglich von 5 bis 23 Uhr betriebsbereit. Kunden buchen den Service per App. Dort geben sie den gewünschten Start- und Zielort sowie die Uhrzeit ein und erhalten dann ein Angebot mit einem genauen Ein- und Aussteigeort.
Shuttles fahren auch zu vier Pendler-Haltestellen
Zusätzlich zu den bestehenden 67 Bushaltestellen haben die Projektplaner 27 virtuelle Haltepunkte eingerichtet. Sie werden an Laternenmasten durch ein Schild gekennzeichnet. „Wir haben uns die Situation in jeder Gemeinde genau angeschaut“, sagt Schönefeld. „Bisher liegen die Haltestellen meist sehr zentral an den Hauptstraßen. Wir sind bewusst in die Wohngebiete gegangen und haben dort neue Stationen eingerichtet.“ Ziel ist, dass künftig die meisten Einwohner eine Haltestelle haben, die maximal 250 Meter von ihrer Haustür entfernt liegt.
Auch an hochfrequentierten Orten wie Sportstätten und dem Penny-Markt in Lütjensee seien Haltestellen hinzugefügt worden. Die App kann zudem einen Ein- oder Ausstieg direkt vor der Haustür anbieten. Vorgegeben ist nur, dass sich auf einer Seite der Fahrtstrecke ein offizieller Haltepunkt befindet.
Streckenmäßig und zeitlich ähnliche Wünsche werden gebündelt. Das bedeutet: Während der Fahrt können weitere Fahrgäste eingesammelt werden. „Der Umweg darf aber maximal zehn Minuten betragen“, sagt Schönefeld. In den barrierefreien Shuttles haben bis zu sechs Fahrgäste Platz. Wegen der Corona-Pandemie könne die Zahl etwas reduziert werden, sagt er. „Aber selbst in Hamburg sind die Wagen selten mit mehr als drei Personen besetzt, das werden wir im ländlichen Raum kaum übertreffen.“
Kunden benötigen für die Fahrt ein gültiges HVV-Ticket
Zusätzlich zur App wird es montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr ein Buchungstelefon bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) geben. Auch Reservierungen für einen späteren Zeitpunkt sind möglich. „Im ländlichen Raum können wir nicht davon ausgehen, dass alle älteren Menschen über ein Smartphone verfügen“, sagt Schönefeld. „Wir wollen aber niemanden von dem Angebot ausschließen.“
Kunden benötigen für die Fahrt ein gültiges HVV-Ticket. Für die Nutzung von Ioki zahlen sie einen sogenannten Komfortzuschlag von einem Euro. Die Bezahlung erfolgt per Kreditkarte oder PayPal, Bargeld wird nicht akzeptiert. Stattdessen soll es die Möglichkeit geben, Guthabenkarten zu erwerben. „Als Verkaufsort ist der Famila-Markt in Trittau im Gespräch“, sagt der ÖPNV-Fachmann. Es sei aber noch nicht sicher, ob dieser Service schon mit dem Beginn im Dezember freigeschaltet werden könne.
Es gibt keine vorgegebene Mindeststrecke
Fahrten über die Grenzen des Bediengebiets hinaus sind generell nicht möglich – auch nicht zum zweiten Ioki-Testgebiet nach Ahrensburg. Es gibt aber vier Ausnahmen: Die zentralen Pendler-Haltestellen Willinghusen (Kehre), Stapelfeld (Reinbeker Straße), Neuschönningstedt (Haidkrug) sowie Hamburg-Rahlstedt (Großlohe) werden von den Shuttles angesteuert. „Damit wollen wir gezielt Berufspendler unterstützen“, sagt Schönefeld. Denn an diesen Stationen gibt es öffentliche Verkehrsmittel, die regelmäßig in Richtung Reinbek, Glinde oder Hamburg fahren. In Großlohe beispielsweise ist ein Umstieg in den Metrobus 9 möglich.
Es gibt keine vorgegebene Mindeststrecke, die Fahrgäste mit Ioki zurücklegen müssen. Sie können sich in Brunsbek von einem Ortsteil zum anderen bringen lassen, aber auch von Lütjensee nach Rausdorf. Die einzige Beschränkung ist laut Schönefeld, dass keine Fahrten innerhalb der Gemeinde Trittau angeboten werden, da es dort ein etabliertes Busnetz gibt. Zudem ist die Befürchtung, dass die Shuttles dann wegen der Größe der Gemeinde überwiegend in Trittau unterwegs wären. „Das wollen wir vermeiden.“ Trittau kann aber von den umliegenden Orten aus angefahren werden. Auch ist es möglich, in Trittau eine Fahrt zu einem auswärtigen Ziel zu starten.
Das On-Demand-Angebot wird zunächst für ein Jahr getestet
Anders als in Ahrensburg prüft die App auf dem Land nicht, ob es eine Busverbindung gibt, mit der die gewünschte Strecke in einer ähnlichen Zeit zurückgelegt werden könnte. In der Schlossstadt werden Fahrgäste in dem Fall aufgefordert, das ÖPNV-Angebot zu nutzen. „Wer Ioki auf dem Land haben will, bekommt es auch“, sagt Schönefeld. Die maximale Wartezeit soll 30 Minuten betragen.
Den Anstoß für die Einführung von Ioki gab die Situation in der Gemeinde Brunsbek. „Dort hatten wir mehr als 15 Jahre lang ein Anrufsammeltaxi, das die Menschen zur Pendler-Haltestelle Großlohe gebracht hat“, sagt Schönefeld. „Zwei Taxiunternehmer sind zuletzt durch Insolvenz weggebrochen. Es war schwierig, neue Anbieter zu finden.“ Deshalb sei die Idee entstanden, ein Projekt mit Ioki zu starten. Wie in Ahrensburg handelt es sich um einen geförderten Testbetrieb. Zum Hintergrund: Die nationale Plattform „Zukunft der Mobilität“ der Bundesregierung will verschiedene umweltfreundliche Verkehrsangebote testen, um daraus Handlungsempfehlungen für die Mobilität der Zukunft in ganz Deutschland zu entwickeln.
„Für die Teilnahme war Brunsbek allein zu klein, deshalb haben wir das Gebiet ausgeweitet“, sagt der ÖPNV-Experte. Der Testbetrieb läuft bis Ende 2021. Ziel sei aber, das Angebot langfristig zu etablieren, um die Grundversorgung auf dem Land sicherzustellen. Auch eine spätere Ausdehnung auf andere Regionen im Kreis Stormarn sei denkbar. Konkrete Planungen gibt es laut Schönefeld diesbezüglich aber noch nicht.