Trittau. Einzelhandelsketten setzen ungebremsten Expansionskurs fort. Im Süden entsteht auf der grünen Wiese gerade der sechste Großmarkt.
Mit weiß-roten Luftballons und vielen Sonderangeboten hat die Drogeriekette Rossmann jüngst die Eröffnung ihrer neuen Trittauer Filiale am Europaplatz gefeiert. Währenddessen sind Bagger „auf der grünen Wiese“ am östlichen Ortseingang dabei, das Baufeld für einen neuen Supermarkt der Kette Markant vorzubereiten.
Damit setzen die Handelsketten gegen Ende dieses Jahres ihre Offensive fort. Doch viele Bürger monieren diese ungebremste Expansion. Vor allen in den sozialen Netzwerken wird immer öfter die Frage gestellt, ob dieses Wachstum der Lebensqualität in der Gemeinde nicht abträglich ist.
Sechste großer Verbrauchermarkt in Trittau soll entstehen
Vor allem auf dem Facebook-Kanal von „Trittau online“ ging es in den vergangenen Tagen hoch her. Von einem „furchtbaren Raub an der Natur“, spricht Ulrike B. und wird von Britta L. unterstützt: „Nun wird auch in der Hamburger Straße ein riesiger trostloser Parkplatz entstehen, zugepflastert und aller gesunden Eichen beraubt.“ Bald werde diese Straße so aussehen, wie es mittlerweile fast überall aussieht. Rainer W. sieht Trittau gar auf dem Weg „zum Allerweltskaff“.
Tatsächlich soll an besagter Stelle demnächst der sechste große Verbrauchermarkt in der 9000 Einwohner zählenden Gemeinde entstehen. Dabei betreibt die Kieler Unternehmensgruppe Bartels-Langness (Bela), zu der Markant gehört, in Trittau bereits eine nagelneue, knapp 4000 Quadratmeter große Famila-Filiale, die erst vor einem Jahr eröffnet worden ist.
Bürger wünschen sich eine McDonalds-Filiale
Die offene Kritik vieler Bürger ficht Bürgermeister Oliver Mesch derweil nicht an. Trittau habe als Unterzentrum nicht nur einen Versorgungsauftrag für die Gemeinde selbst, sondern für das gesamte Amt. „Wir stehen hier in direkter Konkurrenz zu Kommunen wie Schwarzenbek und Sandesneben im benachbarten Herzogtum Lauenburg, die ebenfalls über stark frequentierte Einkaufszentren verfügen“, sagt Mesch. Außerdem sei die Einzelhandelssituation gutachterlich genau untersucht worden.
Laut aktuellem Nahversorgungskonzept bestünden gegen die Ansiedlung eines weiteren Lebensmittelmarkts keinerlei Bedenken. Überdies könne durch die neue Markant-Filiale an der Ausfallstraße gen Grande/Witzhave der Süden Trittaus deutlich besser versorgt und angebunden werden.
Lieber ein Modegeschäft oder Outletcenter?
Diesen Argumenten mögen aber offenbar viele Bürger nicht folgen. So hätten sich viele Facebook-Nutzer statt des nächsten Discounters lieber ein weiteres Modegeschäft, insbesondere für junge Leute, einen Technikmarkt, ein Outletcenter oder eine McDonalds-Filiale gewünscht. Zumal sich alle bestehenden Handelsketten in jüngerer Vergangenheit gerade erst deutlich vergrößert haben.
Neben Famila hat im Vorjahr auch Edeka Süllau mit seinem Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Meierei erheblich zugelegt, von ehemals 1450 auf jetzt 2800 Quadratmeter reine Verkaufsfläche. Ein paar Jahre zuvor hatte bereits Penny eine neue Filiale gebaut.
Rossmann hat um knapp 300 Quadratmeter zugelegt
Nun hat also Rossmann nachgezogen. Die Drogeriekette ist in die ehemalige Rathauspassage gezogen, die es damit faktisch nicht mehr gibt. Weichen mussten dafür unter anderem ein Friseur, ein Reisebüro, ein Immobilienmakler und der bekannte Döner-Imbiss Efes.
Dabei sollen die Vormieter nach Informationen unserer Redaktion mit teilweise fragwürdigen Methoden zur raschen Räumung gedrängt worden sein. Der Imbiss hat inzwischen einen neuen Standort auf der ehemaligen Aktionsfläche am Edeka-Parkplatz gefunden.
Mit Rossmann ins Geschäft gekommen ist der Besitzer der Immobilie nur, weil ein Großteil der ehemalige Ladenflächen zusammengelegt worden ist. So konnte sich der Drogeriemarkt von ehemals 500 Quadratmetern am alten Standort keine 100 Meter entfernt auf jetzt 790 Quadratmeter vergrößern. Damit zählt die Trittauer Rossmann-Filiale jetzt zu den größten in ganz Stormarn.
Lidl und Aldi planen ebenfalls größere Filialen
„Neben einer großzügigeren Gestaltung des Marktes mit breiteren Gängen und Aktionsflächen konnten wir vor allem unser Sortiment beträchtlich erweitern“, berichtet Filialleiterin Mandy Behrens. So gebe es jetzt unter anderem 13 statt sieben Kosmetiktheken, Tee- und Kaffeezubehör, Bücher und eine deutlich größere Auswahl an Bioprodukten.
Expansionspläne haben unterdessen auch die Discounter Aldi und Lidl angekündigt. Lidl hat bereits ein angrenzendes Grundstück an der Poststraße erworben und will seine erst im März vergangenen Jahres modernisierte Filiale demnächst durch einen „zukunftsfähigen Neubau“ ersetzen.
Aldi hingegen wartet noch immer auf die Änderung des Bebauungsplans für das ehemalige Edeka-Areal an der Schulstraße. Dort soll dann eine moderne Dependance entstehen als Ersatz für die kaum noch konkurrenzfähige Bestandsfiliale auf dem Hinterhof des Hotels Vorburg.