Trittau. Verkehrsberuhigung, Barrierefreiheit, mehr Kultur: Beim Forum Ortsmarketing erarbeiten Verwaltung, Bürger und Vereine ein Profil.

Mit Plakaten, Infozetteln, Pressemitteilungen und im Internet – Trittau nutzt alle Kanäle, um bei seinen Bürgern um Mitwirkung am Ortsmarketing zu werben. Es soll die Gemeinde zukunftsfähig machen und dem Ort einen Standortvorteil verschaffen. Die Mission: Durch eine Aufwertung nach innen und außen soll Trittau sowohl für Bewoh­ner und Unternehmen als auch für Neubürger und Besucher attraktiver werden. In einem ersten Schritt zur breiten Beteiligung konnten sich Bewohner und Gäste in einer Onlinebefragung zu Stärken und Schwächen des Ortes äußern. Der zweite Schritt erfolgte nun mit dem ersten öffentlichen Forum Ortsmarketing.

Ortsmarketingkonzepte sind auch in anderen Stormarner Kommunen längst ein Thema. So hat die Stadt Ahrensburg mit Unterstützung des Planungsbüros Cima aus Lübeck ein Konzept entwickelt. Allerdings nur mit Beteiligung von Wirtschaft, Politik und Verwaltung – Bürger wurden außen vor gelassen. Als das Ergebnis nach zwei Jahren präsentiert wurde, entschieden sich die Politiker dagegen. Nun ist die Stadt nicht nur um 62.582,10 Euro ärmer, sondern bisher auch keinen Schritt weiter.

Tritttau steht noch am Anfang des Verfahrens

Glinde geht einen anderen Weg: Dort wird aktuell an einem Ortsmittekonzept gearbeitet. Dazu setzten die Verantwortlichen auf die Mitwirkung der Bürger, die sich in Workshops einbringen konnten. Mit im Boot war der Verein Stadtmarketing, der Vorschläge zur Neugestaltung der Ortsmitte vorstellte. Stadtplaner Volker Zahn aus Lübeck begleitet den Prozess. Der nächste Schritt ist eine Tagung des Lenkungskreises. Danach soll das fertige Konzept im Bauausschuss vorgestellt werden.

Trittau steht dagegen noch am Anfang des Verfahrens. Die Gemeinde setzt auf Transparenz und Glaubwürdigkeit und daher bei den Be­dürfnissen der Menschen vor Ort an. Bürgermeister Oliver Mesch zeigte sich beim ersten Forum Ortsmarketing denn auch erfreut, dass trotz strahlenden Sonnenscheins viele Bürger, Vertreter von Vereinen, Verbänden sowie Gewerbetreibende der Einladung zu dem arbeitsreichen Vormittag gefolgt waren. Die Zielsetzung: gemeinsam Strategie, künftige Aktionen und Schritte des Marketings zu entwickeln. Er sagte: „Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.“

Beliebtester Platz ist das Eiscafé

Sonderpädagogin Erika Oks wünscht sich mehr Barrierefreiheit im Ort.
Sonderpädagogin Erika Oks wünscht sich mehr Barrierefreiheit im Ort. © Elvira Nickmann | Elvira Nickmann

Ebenfalls vor Ort waren Beraterin Janne Borchers und Projektleiterin Regina Schroeder vom Planungsbüro Cima. Sie stellten die Ergebnisse aus Onlinebefragung (503 Erwachsene, 18 Jugendliche), Expertengesprächen, Akteursbefragungen und Unternehmerinterviews vor, um alle auf einen gemeinsamen Stand zu bringen. Einige Ergebnisse daraus: Besucher und Bürger kommen vor allem zum Einkaufen und zu Arztbesuchen in den Ort. Meistgenutztes Verkehrsmittel ist das Auto (60 Prozent), gefolgt vom Fahrrad (16 Prozent). Als Stärken werden Einkaufsmöglichkeiten, Natur und Schulen genannt. Unter den Schwächen rangieren Straßenverkehrsbelastung und -planung, Öffentlicher Personennahverkehr und Gestaltung des Ortskerns ganz oben. Witziges Detail: Den Spitzenplatz der besuchten Orte nehmen weder Wassermühle noch Freibad oder Volkshochschule ein, sondern das Eiscafé.

60 Minuten hatten die Teilnehmer anschließend Zeit, um in einer der fünf Arbeitsgruppen Antworten auf Fragen zu finden wie: Was bietet Trittau und wo liegen seine Defizite? Wie ist Trittau, wie soll es sein und welche konkreten Schritte müssen zum Erreichen der festgesteckten Ziele eingeleitet werden? Dazu waren die Arbeitsgruppen in Themenbereiche eingeteilt: Wirtschaft & Unternehmen, Ausflugsziele für Besucher und Gäste, junges Trittau (Ü15 bis U30), Perspektiven für die Generation 60 Plus und Lebensort für Familien mit Kindern bis 14 Jahren.

Bad, Wassermühle und Disco als Alleinstellungsmerkmale

Die Sonderpädagogin Erika Oks entschied sich für die Familiengruppe und stieß bei den anderen Mitgliedern auf Verständnis für ihr Anliegen. „Ich habe versucht, Inklusion und Barrierefreiheit einzubringen, das wurde gut angenommen“, sagt Oks. Dazu habe sie Vorschläge gemacht. So sollen mehr Heilerzieher in Kindergärten eingestellt, eine bessere Beleuchtung und Markierungen auf Wegen angebracht werden. Für Straßennamen wünscht sie sich größere Schriftbilder, damit auch Sehgeschädigte diese lesen können.

Enno Bruns und Sandra Scharfenberg wollen auch weiterhin an der Zukunft Trittaus mitarbeiten.
Enno Bruns und Sandra Scharfenberg wollen auch weiterhin an der Zukunft Trittaus mitarbeiten. © Elvira Nickmann | HA

Enno Bruns und Sandra Scharfenberg arbeiteten in der Touristikgruppe mit. „Touristen sind immer gut“, waren sich beide Trittauer einig. Geht es nach ihnen, sollen die Bürger „dort wohnen, wo andere gern Urlaub machen“. Konkret wünscht sich Bruns eine Umwandlung der Poststraße in eine Einbahnstraße, weil ihn der Verkehr nerve. Nach der Gruppenarbeit war die Reihe an den Planerinnen: Sie trugen zusammen, was das Zukunftsprofil ausmachen soll.

Alleinstellungsmerkmale für Trittau bilden demnach das Schönaubad, das Kulturzentrum Wassermühle und die Disco Fun Park. Attraktiv, naturverbunden, umweltbewusst, generationenfreundlich, barrierefrei und innovativ: das sind die Attribute, die sich die Bürger für ihre Gemeinde wünschen. Oliver Mesch: „Wir haben damit die Grundlagenarbeit für ein Profil für Trittau geschaffen.“