Trittau. Seit Montag ist die Kassenärztliche Vereinigung mit einem Wohnmobil vor Ort. Drive-in-Anlage wird in kommender Woche fertiggestellt.

Wenn alles rund läuft und auch die Nachfrage entsprechend ist, streift sich Leopold Schawe binnen fünf Stunden rund 100 Mal neue Schutzhandschuhe über, um Abstriche zu machen. Genauso oft desinfiziert er seine Hände, die nach Dienstschluss ordentlich einzucremen sind. Der 27 Jahre alte Arzt arbeitet in Trittau im gemeinsamen Corona-Testzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Am Montag wurde es auf dem Parkplatz des ehemaligen Famila-Markts an der Nikolaus-Otto-Straße eröffnet, vorerst mit einer Übergangslösung in Form eines Wohnmobils. In den nächsten Tagen werden Container aufgebaut. Es entsteht ein Drive-in.

Medizinstudentin ist für Dokumentation zuständig

Hannah Thurm-Meyer ist für die Dokumentation zuständig und beschriftet unter anderem die Röhrchen, bevor sie ins Labor transportiert werden.
Hannah Thurm-Meyer ist für die Dokumentation zuständig und beschriftet unter anderem die Röhrchen, bevor sie ins Labor transportiert werden. © René Soukup

Vom 11. November an fahren die Menschen mit dem Auto vor, lassen durch geöffnete Fensterscheiben die Abstriche machen. Dann übernehmen Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), dem Betreiber der Einrichtung, das Testen. Sie sind immer zu viert. Bis dahin ist das Personal auf zwei Menschen begrenzt. Unterstützt wird Schawe in diesen Tagen von der 19 Jahre alten Medizinstudentin Hannah Thurm-Meyer, die für die Dokumentation zuständig ist und unter anderem die Röhrchen beschriftet – täglich von 13 bis 18 Uhr.

Wenige Minuten vor dem Eintreffen des Kleinbusses herrscht reges Treiben auf dem Parkplatz, rund 25 Menschen haben sich eingefunden. Als Schawe die Türen des Wohnmobils öffnet, bilden sie eine Schlange, halten Abstand. Alle tragen jetzt eine Maske. Thomas Meyer war schon um 11 Uhr dort und ist verärgert. Er hatte eine SMS der KVSH mit falschen Öffnungszeiten erhalten. Der 38-Jährige wurde vor eineinhalb Wochen in Hamburg positiv getestet. „Ich hatte Gliederschmerzen und leichtes Fieber, die Nase war dicht“, sagt der Geesthachter. Jetzt gehe es ihm besser. Er will so schnell wie möglich die Quarantäne beenden, benötigt dafür einen negativen Test.

Geeignetes Gelände wurde erst spät gefunden

Thomas Meyer aus Geesthacht wurden falsche Öffnungszeiten übermittelt.
Thomas Meyer aus Geesthacht wurden falsche Öffnungszeiten übermittelt. © René Soukup

Schawe, der einen blauen Kittel, Mund-Nasen-Schutz sowie ein Visier mit Folie trägt, führt den Stab in Meyers Nase. Der Vorgang dauert wenige Sekunden. Er fragt auch immer nach Beschwerden der Patienten. Bei der kleinen Pola geht der Arzt ganz behutsam vor, nennt seinen Vornamen und sagt, es sei überhaupt nicht schlimm. Die Fünfjährige verzieht das Gesicht – im zweiten Anlauf klappt es dann problemlos. Bei Kindern wird die Probe laut Schawe oft durch den Mund entnommen.

Federführend bei der Einrichtung des Testzentrums ist Dr. Hans-Joachim Commentz, Notdienstbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein. Der erfahrene Mediziner koordiniert das Geschehen an den elf Standorten der Organisation im Land: Neben Trittau sind das Kiel, Lübeck, Neumünster, Rendsburg, Schwentinental, Schleswig, Heide, Elmshorn, Bredstedt und Borstel. Über den Grund, weshalb in Stormarn vorerst ein Wohnmobil vertreten ist, sagt er: „Trittau stellt eine Sonderstellung dar, da wir hier erst sehr spät ein geeignetes Gelände gefunden haben.“ Man benötige noch ein paar Tage, um Container aufzustellen, die Inneneinrichtung zu komplettieren und Anschlüsse zu legen. Die mobile Einheit wurde von Puttgarden hergeschafft.

Deutsches Rotes Kreuz schafft bis zu 300 Abstriche am Tag

Vor diesem Wohnmobil auf dem Parkplatz des ehemaligen Famila-Markts an der Nikolaus-Otto-Straße werden derzeit die Proben entnommen.
Vor diesem Wohnmobil auf dem Parkplatz des ehemaligen Famila-Markts an der Nikolaus-Otto-Straße werden derzeit die Proben entnommen. © René Soukup

Die Öffnungszeiten sind nicht in Stein gemeißelt, werden bei erhöhtem Zulauf ausgedehnt. Bis Mitte nächster Woche werden die Proben in ein Lübecker Labor gebracht, mit Inbetriebnahme der Container nach Geesthacht. Sie werden aktuell immer um 18.30 Uhr abgeholt. In der Regel dauert es laut Commentz nicht länger als zwei Tage, bis das Ergebnis übermittelt wird. Er rät dazu, sich die Corona-Warn-App herunterzuladen. „Darüber werden die Getesteten genauso schnell informiert wie zum Beispiel das Gesundheitsamt“, sagt der 75-Jährige. Dort können Personen auch das Ergebnis erfragen. „Das kann aber länger dauern und anstrengend sein, wenn etwa das Telefon dauernd besetzt ist“, so Commentz. Außerdem entlaste man durch das Nutzen der App die Behörden.

Die DRK-Mitarbeiter, die in Trittau bis zu 300 Abstriche pro Tag schaffen, wurden von einem Arzt im Umgang mit dem PCR-Test geschult. „Die Stäbchen müssen tief in die Nase eingeführt werden bis zur Rachenhinterwand, wo die Viruskonzentration am höchsten ist“, sagt Commentz, der Fieber, Reizhusten, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Halsschmerzen sowie Magen-Darmprobleme als typische Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus nennt.

Wer über diese klagt, kann aber nicht ohne Weiteres nach Trittau fahren. Zuerst ist der Hausarzt zu kontaktieren, der entweder selbst einen Test vornimmt oder einen Überweisungsschein ausstellt. Alternativ können Bürger beim Gesundheitsamt um einen Abstrich bitten. Das meldet den Test bei der KVSH an, die Patienten eine SMS mit einem Zahlen-Code schickt, der in Trittau vorzuzeigen ist. Einzige Ausnahme: Reiserückkehrer aus ausländischen Risikogebieten benötigen keine Genehmigung durch die Behörde oder einen Schein des Arztes für den kostenlosen Test.