Ahrensburg. Ex-Torwart Peter Grischke (27) geht mit dem ATSV in seine erste Trainersaison. Die Mannschaft wurde deutlich verjüngt.

Seit einigen Wochen klingelt Peter Grischkes Handy sehr viel häufiger als sonst. Der 27-Jährige hat seine sportliche Laufbahn als Torwart nach vielen Verletzungen beendet und beim Ahrensburger TSV das Traineramt übernommen. „In der Trainingswoche hat sich dahingehend einiges verändert, als dass es mit den Spielern vieles zu besprechen gibt“, sagt der Coach der Landesligafußballer. Nun muss er auf die unterschiedlichsten Situationen der Spieler eingehen, im Training auch ihre private und berufliche Lage berücksichtigen.

„Es ist natürlich eine besondere Situation, eine Mannschaft zu leiten, bei der man vor Kurzem noch selbst mitgespielt hat“, sagt Grischke. „Aber die Jungs nehmen es unfassbar gut an. Es läuft noch etwas besser, als ich es mir vorgestellt habe.“

Beim Trainingslager in Brandenburg ging’s auch um den Zusammenhalt

Den letzten Feinschliff für die erste Saison nach der Ära Matthias Nagel, der das Traineramt nach sechs Jahren abgegeben hat, holten sich die Stormarner am vergangenen Wochenende im Trainingslager. Wie seit einigen Jahren üblich, reiste der Tross nach Lindow (Brandenburg), um nicht nur fußballerisch zu arbeiten. „Es ging auch darum, das Mannschaftsgefüge zusammenzubringen“, sagt Grischke, der seinen Schützlingen mehrere Gruppenarbeiten aufgab. Die Spieler referierten etwa über verschiedene Varianten bei Standardsituationen, mögliche Teamevents im kommenden Jahr – und das Saisonziel.

Welche Platzierung der ATSV genau anstrebt, will der Trainer nicht verraten. Klar ist aber: Die Mannschaft hat ambitioniertere Ziele als den bloßen Klassenerhalt, dürfte im Kampf um den Titel aber keine Chancen haben. Zu stark, vor allem zu finanzstark, ist die Konkurrenz. Es sei die stärkste Landesliga Hansa seit Jahren, so Ahrensburgs Ligaobmann Jens Gohlke.

Gleich vier Vereine sind aus der Oberliga abgestiegen

Mit Hamm United, dem VfL Lohbrügge, dem Bramfelder SV und dem Meiendorfer SV kommen vier Clubs aus der Oberliga. Ähnlich stark ist Neuling HT 16 einzuschätzen. Der zweite Aufsteiger ETSV Hamburg gilt sogar als Titelfavorit. Es gebe verrückte Gerüchte, welche Summen einige Vereine in der Landesliga zu zahlen bereit seien, sagt Grischke. „Bei uns bekommt dagegen kein einziger Spieler Geld. Alle zahlen Vereinsbeitrag. Insofern sollten wir demütig sein.“

Trotzdem gelang es dem Verein auch in diesem Sommer wieder, umworbene Leistungsträger wie Torjäger Mihai Bitez zu halten. Dem Geld der anderen setzt man am Stormarnplatz Teamgeist entgegen. Oder, wie Grischke es formuliert: „Das ATSV-Gen.“ Das soll von der gesamten Mannschaft verkörpert werden, insbesondere aber vom Kapitän. Auf dieses Amt hat Grischke gleich zwei Routiniers gesetzt: Mittelfeldmann Malte Kohlsaat und Stürmer Benedikt Neumann-Schirmbeck. „Sie sind beide unsere Leader, unsere Anker“, sagt der Coach. „Sie sollen sich das Kapitänsamt teilen. Wer auf dem Platz das Stück Stoff am Arm hat, ist mir egal.“

Ältere Spieler sind ausgeschieden, Teenager rücken nach

Im Mannschaftsgefüge hat sich bei den Ahrensburgern einiges verändert. Während einige ältere Spieler wie Timo Adomat, Gerrit Huppenthal, Serkan Dede und Thorben Schünzel das Team verlassen haben, sind fast alle Neuzugänge Teenager. Teilweise müssten sich die Talente noch an das Niveau im Herrenbereich anpassen, meint Grischke. „Viele der Jungen machen den älteren Spielern aber schon richtig Druck.“

Beispielsweise die Torhüter. Die bisherige Nummer eins Lucas Lamm bezeichnet der Trainer als „einen der besten Keeper Hamburgs“. Eine Stammplatzgarantie gibt es für den 23-Jährigen trotzdem nicht. Die neu verpflichteten Steffen Tiegs und Aganatik Bakhishov (beide 19) sollen Lamm einen Dreikampf bieten. Die Aufstellung im Tor könne sich jede Woche ändern, kündigt Grischke an.

Im Pokal steht das Derby beim Barsbütteler SV an

Auch offensiv wird sich den Ahrensburger Anhängern ein verändertes Bild bieten. Der Trainer will „einen neuen Fußball“ spielen lassen. „Wir wollen sehr variabel auftreten. Für uns gibt es momentan kein starres System, nach dem wir grundsätzlich spielen wollen, sondern eine bestimmte Art Fußball aus unterschiedlichen Aufstellungen heraus. Gerade mit dem Ball streben wir je nach Situation unterschiedliche Lösungen an. Dabei spielt es keine große Rolle, ob das zum Beispiel nach einem 4-3-3 aussieht.“

Nach Testspielen, bei denen die Ergebnisse zweitrangig waren, müssen sich Trainer und Mannschaft am Freitag, 22. Juli, erstmals am nackten Resultat messen lassen. Am Abend wartet im Pokal Bezirksligist Barsbütteler SV (20 Uhr, Soltausredder) auf die Ahrensburger. Und Trainer Grischke hätte sicher nichts gegen ein paar Glückwunschanrufe auf dem Handy nach einem Sieg.

Zugänge: Steffen Tiegs (Eintracht Norderstedt U19), Aganatik Bakhishov, Brooklyn Adusei-Poku (beide Rahlstedter SC U19), Marcel Kupka (SV Meddewade), Bleron Selimi (SV Eichede II), Len Luis Leuschke, Moheb Saldjuki, Oscar Baltz (alle U19 USC Paloma)

Abgänge: Timo Adomat, Lee Laukat (beide SC Condor), Gerrit Huppenthal, Jan Mohr (beide eigene 2. Herren), Thorben Schünzel, Shin Akimoto, Bekim Galica (alle Ziel unbekannt), Serkan Dede (Ende der Laufbahn)

weiter im Kader: Lucas Lamm, Lennart Barge, Kwesi Essel, Joschka Grunwald, Marc Misselhorn, Alexandros Tatsis, Erik Bielesch, Metehan Erdem, Steffen Guttenberger, Lukas Heitmann, Aron Loui Jahn, Marc-Daniel Jahn, Malte Kohlsaat, Dennis Sailer, Les Stewart, Marius Timm, Kristijan Andic, Mihai Bitez, Lars Gödeke, Benedikt Neumann-Schirmbeck