Oststeinbek. Der 36-jährige Alexander Kaya will den Oststeinbeker SV mit viel Spaß am Fußball zurück in die Erfolgsspur führen.

Als Alexander Ramazan Kaya am Dienstag dieser Woche erstmals als Trainer die Kabine des Fußball-Landesligisten Oststeinbeker SV am Meessen betrat, war die Stimmung bei seinen Spielern gedrückt. Ihnen hatte die 1:2-Pleite im Lokalderby beim bis dahin punktlosen FC Voran Ohe sowie der Rücktritt von Coach Simon Gottschling, der den Club zu zwei Aufstiegen geführte hatte, aufs Gemüt geschlagen. Für den neuen Übungsleiter Kaya galt es vor dem Testspiel gegen den Bezirksligisten HT 16, die Köpfe seiner Kicker ein wenig freizubekommen.

„Ich habe ihnen gesagt, dass die Uhr jetzt wieder auf Null steht und sie einfach Spaß haben sollen“, erzählt der 36-Jährige, der zuvor Ligamanager beim OSV war. Er wählte offenbar die richtigen Worte. „Es sah dann auch so aus, als ob sie Spaß hätten“, sagt Kaya, dessen Team mit 2:0 gewann.

Oststeinbeker SV hat einen neuen Trainer: Alexander Ramazan Kaya

Der 36-Jährige nutzt derzeit jede freie Minute, um Trainingsprogramme auszutüfteln und sich auf die kommenden Gegner der mit fünf Niederlagen aus den ersten sechs Spielen in die Saison gestarteten Oststeinbeker vorzubereiten. Die Kulisse ist dafür eher ungewöhnlich. „Ich mache das oft in meinem Büro“, sagt Kaya, der im Bereich der Fassadensanierung selbstständig ist. Das Berufsleben mit dem zeitaufwendigen Hobby zu verbinden ist für den in Hamburg-Borgfelde wohnenden Coach nicht einfach. „Aber Fußball ist einfach meine Leidenschaft“, sagt der C-Lizenzinhaber.

Beim OSV hat Kaya, der als Spieler unter anderem für den Lüneburger SK sowie Vorwärts-Wacker Billstedt am Ball war, seine erste Stelle als hauptverantwortlicher Coach angetreten.

Kaya hat ein gutes Verhältnis zu Simon Gottschling

Dreieinhalb Jahre lang war er Co-Trainer der Stormarner, bevor er 2020 zum Ligarivalen ASV Hamburg wechselte. „Dort sollte ich im Vorstand arbeiten. Ich hatte da auch viel vor, aber dann kam Corona“, erzählt Kaya, der den Afghanischen Sportverein als „Rohdiamant“ ansieht. Wegen des pandemiebedingten Lockdowns inklusive der monatelangen Fußball-Pause konnte er seine Ideen beim ASV nicht umsetzen. Und als dann nach dem Ausscheiden von Bryan Reinecke als OSV-Ligamanager die Anfrage aus Oststeinbek kam, ob er sich eine Rückkehr an den Meessen vorstellen könne, sagte Kaya zu.

Mit ausschlaggebend für seine Entscheidung war dabei das gute Verhältnis zu Simon Gottschling. „Wir kennen uns seit der Kindheit. Er war so eine Art großer Bruder für mich. Und ich habe zu ihm als Fußballer immer aufgeschaut“, sagt der aus dem türkischen Elazığ stammende Kaya. Dass Gottschling nun nach über vierjähriger Amtszeit das Handtuch warf, hat Kaya nicht kommen sehen. Aber der 36-Jährige ahnt, warum sein Vorgänger einen Schlussstrich gezogen hat. „Oststeinbek war immer eine Herzensangelegenheit für Simon. Aber er war nicht zufrieden mit dem ganzen Drum und Dran. Er will immer alles zu 100 Prozent perfekt machen und könnte eigentlich mindestens eine Regionalliga-Mannschaft trainieren“, sagt Kaya.

„Die Spieler sollen denken: Was hat der Verrückte heute vor?“

An die jahrelang erfolgreiche Arbeit seines Freundes und Vorgängers anzuknüpfen, ist nun die große Aufgabe des neuen OSV-Coaches. Dass er selbst auch erfolgreich etwas aufbauen kann, hat Kaya beim FC Elazig Spor unter Beweis gestellt. 2010 gründete er unter anderem mit seinem Onkel und Cousin den Verein und hatte zunächst als Spieler und später als Funktionär großen Anteil daran, dass der Club binnen fünf Jahren den Durchmarsch von der Kreis- in die Landesliga schaffte. 2019 endete die Erfolgsgeschichte von Elazig Spor nach internen Querelen mit dem Rückzug der Ligamannschaft.

Da war Kaya, der sich im Amateurfußball einen Namen gemacht hatte, jedoch schon längst weg. Nach einem kurzen Intermezzo beim FC Hamm United („Dort bin ich berufsbedingt nach drei Monaten ausgeschieden“) zog es ihn 2017 mit einigen anderen früheren Elazig-Akteuren zum OSV, für den er selbst noch einmal seine Schuhe schnürte. „Als wir damals hingekommen sind, standen sie auf einem Abstiegsplatz. Wir sind dann am Ende noch Sechster geworden“, erinnert sich der 36-Jährige.

Im Anschluss wurde er Co-Trainer von Gottschling und feierte mit ihm zwei Aufstiege in drei Jahren. Nun ist Kaya selbst Chefcoach am Meessen und will die Begeisterung bei seinem fußballerisch sehr talentierten Spielern neu entfachen. „Sie sollen sich einfach aufs Training freuen und denken: Was hat der Verrückte heute wieder vor?“, sagt der Coach. Auf seinen Pflichtspiel-Einstand muss er allerdings noch ein wenig warten. Erst am 29. Oktober greifen die Stormarner wieder ins Geschehen ein. Gegner beim Freitagabend-Flutlichtspiel am Meessen ist dann Tabellenschlusslicht Dersimspor. Es bleibt Kaya also genug Zeit, die Köpfe seiner Kicker freizubekommen.