Steinburg. Hans-Ludwig Meyer leitet Verhandlungen um neuen Nutzungsvertrag für Sportanlage. Zweitliga-Profi Rouwen Hennings sendet Videobotschaft.

Es hat ordentlich gekracht, jetzt sollen sich beide Seiten wieder friedlich entgegentreten. Im Streit zwischen der Gemeinde Steinburg und dem SV Eichede um einen neuen Nutzungsvertrag für die Sportanlage vermittelt nun ein Mediator. Hans-Ludwig Meyer, Ehrenpräsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands, trifft sich bereits am heutigen Dienstagnachmittag im Gemeinschaftshaus Sprenge mit jeweils zwei Vertretern der Gemeinde und des Fußballclubs.

Meyer bot seine Hilfe schon in einem Statement an, das am 2. Dezember vom SV Eichede veröffentlicht wurde. Daraufhin kontaktierte Steinburgs Bürgermeister Wolfgang Meyer seinen Nachnamens-Vetter. Hans-Ludwig Meyer rechnet mit schwierigen und langwierigen Verhandlungen. „Das wird nur das erste von mehreren Gesprächen sein“, sagte er unserer Redaktion. „Ich habe viel Material gesichtet und mehrere Vorgespräche mit beiden Seiten geführt. Es ist ein sehr schwieriges Thema. Der erste große Erfolg ist, dass wir überhaupt zusammensitzen werden.“

Der Konflikt kann für andere Vereine richtungsweisend sein

Hans-Ludwig Meyer Meyer, Ehrenpräsident des SHFV, hat bereits Vorgespräche mit beiden Seiten geführt.
Hans-Ludwig Meyer Meyer, Ehrenpräsident des SHFV, hat bereits Vorgespräche mit beiden Seiten geführt. © Getty Images | Bongarts

Während seiner langjährigen Arbeit beim Schleswig-Holsteinischen und beim Norddeutschen Fußball-Verband sowie beim DFB und auch in Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit bei einer großen Versicherung habe er schon oft moderiert, sagte Meyer. Wichtig sei, einen roten Faden in der Gesprächsführung beizubehalten. Man müsse Bedürfnisse und auch Verfehlungen auf beiden Seiten sehen, sagte der 69-Jährige.

„Auch Dinge beim SVE werde ich hinterfragen“, sagte Meyer, ohne ins Detail zu gehen. Bürgermeister Meyer hatte in einer Erklärung unter anderem „schwerwiegende Probleme baurechtlicher Natur“ sowie „gänzlich inaktzeptable Vorgänge“ kritisiert und das Ziel der Gemeinde bekräftigt, die finanzielle Belastung des Gemeindehaushalts zu reduzieren. 2018 habe der Verein dem Steuerzahler rund 108.000 Euro gekostet.

Diese Rechnung hält der Verein für verzerrt. Noch wichtiger als die finanziellen Aspekte dürfte dem SVE aber ohnehin eine andere Frage sein. Im aktuellen Vertragsentwurf will die Gemeinde dem Verein wesentliche Haftungsrisiken unter anderem in Verbindung mit Verkehrssicherungspflichten sowie der Nutzung der gemeindeeigenen Sportanlage auferlegen. Olaf Gehrken, Vorsitzender des SVE, müsste im Extremfall mit seinem Privatvermögen haften.

Der aktuelle Nutzungsvertrag läuft Ende dieses Jahres aus

Wenn solche Übertragungen des Haftungsrisikos üblich würden, wäre dies der Tod des Ehrenamts in geschäftsführenden Vorständen gemeinnütziger Vereine, warnte Gehrken. Insofern sei der Konflikt auch für viele andere Vereine richtungsweisend.

Das sieht auch Adelbert Fritz so. Der Vorsitzende des SV Preußen Reinfeld sagte: „Wir haben mit der Stadt Reinfeld eine Nutzungsvereinbarung. Winterdienst und Haftung auf dem Parkplatz und der Zuwegung sind demnach Sache der Stadt, wir sind nur für den Winterdienst auf dem eigentlichen Sportplatzgelände zuständig. Die Übertragung der gesamten Haftung auf einen Verein wäre ein Novum und könnte diesen Verein ganz schnell überfordern.“ In dieser wohl wichtigsten Frage stellt sich sogar der Mediator bereits auf die Seite des SVE: „Das kann ein Verein nicht leisten“, sagte Hans-Ludwig Meyer – auch eine Versicherung könne da nicht helfen. „Ein solches Risiko würde keine Versicherung zeichnen.“ Das bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion auch die Geschäftsführerin Recht des Landessportverbands, Maren Koch. Der aktuelle Nutzungsvertrag läuft Ende dieses Jahres aus. Bereits seit knapp zwei Jahren gab es Verhandlungen. Kommt es zu keiner neuen Einigung, könnte dies das Ende des 1947 gegründeten SV Eichede mit seinen 18 Mannschaften bedeuten. Der Vorstand müsste seinen 556 Mitgliedern womöglich die Auflösung vorschlagen. Noch hofft der SVE zumindest auf einen Interimsvertrag bis zum 30.6.2021, also bis zum Ende der aktuellen (aber wegen der Pandemie unterbrochenen) Fußballsaison.

Auch Rouwen Hennings setzt sich für die Stormarner ein

Um das Aus abzuwenden, setzt der Verein auch auf eine große Kampagne. Auf seiner Internetseite und den sozialen Netzwerken informiert der SVE über sein Vereinsleben und lässt Fußballer sowie Funktionäre zu Wort kommen.

„Der SV Eichede gehört auf die Landkarte des Deutschen Fußballs“, sagte etwa der ehemalige Nationalspieler Christian Rahn. Dirk Bremser, früherer Co-Trainer beim HSV, Borussia Mönchengladbach und anderen Proficlubs, sagte: „Ich hoffe, dass die Gespräche zu einem guten Ende kommen, damit das Fortbestehen des Vorzeigeclubs im Norden gewährleistet ist.“

Auch Rouwen Hennings setzt sich für die Stormarner ein. „Ich bekomme auch hier mit, was gerade beim SV Eichede los ist. Das beschäftigt mich natürlich auch, denn ich habe als gebürtiger Oldesloer das eine oder andere Spiel auf der Anlage bestritten und in der Zeit danach bei Spielen zugeguckt, die mein bester Freund Paul Kujawski als Trainer geleitet hat“, sagte der Stürmer von Fortuna Düsseldorf in einem Video-Statement. Und weiter: „Ich denke, dass es gerade in diesen Zeiten, in denen es für alle schwer ist, ganz, ganz wichtig ist, Solidarität zu zeigen, auch mal eigene Interessen ein bisschen zurückzunehmen und dem anderen ein bisschen entgegenzukommen, damit Tradition weiterleben kann.“

Das dürfte auch Mediator Hans-Ludwig Meyer so sehen.