Bad Oldesloe. Ende Mai soll das Modellprojekt mit sechs Mannschaften losgehen. Es wird vom Landesinnenministerium mit rund 55.000 Euro gefördert.

Uwe Sommer hat mit E-Sport oder E-Gaming persönlich nicht viel am Hut. „Ich habe privat noch nie mit einer Playstation oder einer Xbox gespielt“, sagt der Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR) Stormarn. Er wisse aber, dass der Umgang mit solchen Spielekonsolen für viele Kinder und Jugendliche heute wie selbstverständlich zum Alltag gehöre. Und weil der KJR, der zurzeit die Interessen von rund 36.000 Kindern und Jugendlichen in 177 Mitgliedsorganisationen vertritt, bei der Schaffung seiner Freizeitangebote stets versuche, sich an der Lebenswirklichkeit von Heranwachsenden zu orientieren, will er jetzt eine E-Gaming-Liga auf die Beine stellen.

Spieler sind zwischen zwölf und 17 Jahren alt

Die Eckdaten der „Stormarnleague“: Gespielt wird auf einer Xbox das Spiel „Rocket League“, bei dem die Teilnehmer versuchen, einen etwas größeren Ball mithilfe von Autos ins gegnerische Tor zu befördern. In der Premierensaison spielen sechs Teams in Hin- und Rückrunde ihren Meister aus. Angemeldet haben sich: das Jugendzentrum Reinfeld und das Jugendzentrum Reinbek mit jeweils einer Mannschaft, das Jugendrotkreuz Reinbek und Jugendrotkreuz Großhansdorf stellen ein gemeinsames Team. Außerdem sind die evangelische Jugend Bargfeld-Stegen, die evangelische Jugend Bad Oldesloe und die Jugendfeuerwehr Bargfeld-Stegen dabei.

Die Teams müssen an eine im Kreisgebiet ansässige Institution oder Einrichtung angebunden sein. „Denkbar ist deshalb, dass künftig auch Sportvereine Mannschaften stellen“, sagt Sommer. Jedes Team besteht aus vier Spielern (drei Aktive, ein Ersatzspieler), die zwischen zwölf und 27 Jahre alt sind.

Jeder der 20 Gaming-Koffer ist etwa 3000 Euro wert

Eigentlich sollte es in diesen Tagen schon losgehen. Sommer: „Aber die Coronapandemie hat alles ein wenig verzögert, auch die technische Ausstattung.“ Der KRJ hat 20 knapp 3000 Euro teure Gaming-Koffer bestellt. Ein Prototyp wurde jetzt vom Partner „Allied Sports“ geliefert und von Martin Oberwetter, dem Medienpädagogen des Kreisjugendrings, „auf Herz und Nieren“ getestet – und für sehr gut befunden.

Die Rollkoffer beinhalten einen 32-Zoll-Splitscreen, eine Xbox und jeweils zwei Controller und Headsets. Sommer: „Die Koffer wurden nach unseren Bedürfnissen zusammengestellt.“

Spätestens Ende Mai soll die Meisterschaft gestartet werden

Jedes Team soll drei Gaming-Koffer (als Leihgabe) erhalten. Den Großteil der Kosten dafür trägt das Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration in Kiel, dass das Modellprojekt mit rund 55.000 Euro bezuschusst. Sommer: „Die Eigenmittel liegen bei etwa zehn Prozent.“

Die Organisatoren und Teilnehmer hoffen, dass spätestens Ende Mai mit der Meisterschaft gestartet werden kann. Sommer: „Alle sind schon heiß darauf.“ Für den Meister gebe es zwar auch einen Siegerpokal, sagt Oberwetter. „Vor allem winken aber Ruhm und Ehre sowie ein Eintrag in die Stormarnleague-Geschichtsbücher.“

Sport oder kein Sport? Für die Organisatoren kein Thema

Im Erfolgsfall sei es möglich, das Projekt im zweiten Jahr auszuweiten – auf mehr Mannschaften und eventuell andere Spiele wie das populäre FIFA 20. Sommer: „Zunächst haben wir uns für Rocket League entschieden, weil das Spiel eine Altersfreigabe bis zwölf Jahre hat.“

An der Debatte, ob es sich um Sport oder nicht handelt, will sich der Kreisjugendring nicht beteiligen. „Wir wollen eine zeitgemäße Freizeitgestaltung für Jugendliche und junge Erwachsene bieten“, sagt Sommer. „Um diesen Ansatz zu unterstreichen, sprechen wir bei der Stormarnleague von E-Gaming und nicht von E-Sport.“

KJR begleitet Projekt mit einem pädagogischen Konzept

Im Unterschied zu anderen meist eher kommerziell ausgerichteten Angeboten verfolgt der KJR dabei ein pädagogisches Konzept. „In einer Computerspiel-Liga sind Fragen wie die von Suchtgefahren, Bewegungsmangel und Medienwirkung grundlegende Themen, mit denen man sich auseinandersetzen muss“, so Sommer. „Wenn junge Menschen viel Zeit mit digitalen Spielen verbringen, ist es deshalb sinnvoll, sie dabei zu begleiten – mit Informationsveranstaltungen, Schulungen oder Präventionskursen.“

Für die Teams der Stormarnleague ist die Teilnahme daran ebenso verpflichtend wie mindestens ein gemeinsames Training pro Woche. Die Spiele der Stormarnleague sollen übrigens auf dem YouTube-Kanal des Kreisjugendrings übertragen werden.

Hier gibt’s Rat für Eltern:

Der Kreisjugendring bietet für besorgte Eltern, deren Kinder häufig vor dem Bildschirm sitzen, mittwochs von 20 bis 21 Uhr eine Mediensprechstunde an. Interessenten schreiben unter Angabe von Alter des Kindes und der Frage eine E-Mail an medien@kjr-stormarn.de. Der KJR schickt dann einen Zoom-Link, über den kommuniziert werden kann.