Bad Oldesloe. 25 Jahre alte Speerwerferin wechselte kürzlich vom Hamburger Sport-Verein zum VfL. Coach Willi Studt hofft auf Leistungsexplosion.

Manchmal sind es die kleinen, eher unscheinbaren Ziele, deren Erreichen wahre Glücksmomente hervorrufen. „Vor zwei Jahren war ich stolz wie Oskar, nur weil ich in der Lage war, eine Strecke von 1500 Metern zu joggen“, erzählt Laura Westermann vom VfL Oldesloe. „Dass ich dafür mehr als 20 Minuten benötigt hatte, war absolut nebensächlich.“

Die 25 Jahre alte Speerwerferin – seinerzeit noch in Diensten des Hamburger Sport Vereins – hatte sich im September 2013 bei einem Trainingsunfall einen Wadenbeinbruch zugezogen – und das Syndesmoseband gerissen. Doch anstatt Trübsal zu blasen setzte sich die gebürtige Gütersloherin selbst unter Druck: „Bis Jahresende wollte ich unbedingt wieder eine längere Strecke gelaufen sein“, sagt sie und lächelt, „was mir ja auch gelungen war.“

Neuanfang nach Auslandssemester in Norwegen

Länger als die physische Genesung dauerte die mentale Bewältigung der schweren Verletzung an. „Was kein Wunder war, denn kaum hatte ich im Training den Anschluss hergestellt, stand der nächste Operations-Termin an, um die Metallplatte aus meinem Fuß zu entfernen“, erzählt sie.

Grund genug, sich das nächste Ziel zu stecken: „Zunächst stand mein Auslandssemester in Norwegen auf dem Plan, danach wollte ich beim VfL Oldesloe einen kompletten Neuanfang wagen.“

Westermann und VfL-Coach Willi Studt kannten sich bereits von gemeinsamen Trainingseinheiten in der Alsterdorfer Sporthalle. „Katharina Oehler, meine langjährige Trainerin, war aus beruflichen Gründen nach Wiesbaden gezogen, deshalb fehlte mir beim HSV der nötige Halt“, sagt Westermann. In der Hamburger Sportstätte schloss sich die 25-Jährige der Übungsgruppe der Kreisstädter an. „Über kurz oder lang war es deshalb einfach nur fair, wenn ich auch den Verein wechsel.“

Der Trainer sieht die 25-Jährige bei norddeutschen Meisterschaften auf dem Treppchen

Studt hat das Potenzial von Westermann frühzeitig erkannt. „Laura verfügt über eine sehr gute Technik, allerdings sind ihre Kraftwerte weit unterentwickelt“, sagt der 55-Jährige. „Um als Speerwerferin noch einmal richtig anzugreifen hat sie das richtige Alter.“

Studt lässt sich zu einer Prognose hinreißen. Er sagt: „Kommendes Jahr wird Laura bei den norddeutschen Meisterschaften auf dem Treppchen stehen. Wenn ihr Fuß den Belastungen standhält, wird sie auch die Norm für die Deutschen Meisterschaften der Frauen erfüllen.“ Die liegt übrigens bei 51 Metern, Westermanns persönliche Bestmarke mit dem Speer bei 45,57 Metern.

Die Absolventin des Studiengangs Energie- und Umwelttechnik schreibt zurzeit an ihrer Masterarbeit mit dem Thema „Wirbelbildung in Kühlwassertanks“. „Naturwissenschaften haben mich schon immer fasziniert“, sagt sie, „deshalb würde ich später gern im Bereich Forschung arbeiten.“

Die Hamburg Freezers sind ihre große Leidenschaft

Der sechsmonatige Aufenthalt in Skandinavien hat sie geprägt. „Norwegen besitzt eine äußerst facettenreiche Natur“, erzählt die Leichtathletin, „die Menschen sind offen und freundlich.“

Eine Speerwurfgruppe hat sie in Trondheim jedoch vergeblich gesucht. „Was kaum zu glauben war, da viele gute Speerwerfer aus Norwegen kommen.“ Westermann sattelte auf Floorball um. Was naheliegend war, da das Eishockeyteam der Hamburg Freezers ihre große Leidenschaft ist.

Die Faszination ihrer Sportart kann die Studentin nicht erklären. Westermann: „In Norwegen habe ich fortwährend meinen Speer vermisst, das sagt, glaube ich, alles.“