Glinde. 60 Flüchtlinge ziehen in die Gymnastikhalle Wiesenfeld und die Halle Tannenweg. Vereins- und Schulsport ist dort nicht mehr möglich.
Jetzt ist es amtlich: Zwei von sechs Sporthallen in Glinde werden in Kürze für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. 24 Menschen ziehen im November in die Gymnastikhalle der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld ein, 36 Flüchtlingen dient einen Monat später die kleine Sportstätte am Tannenweg als Notunterkunft. Zudem wird der Umbau des Jever Deels vertagt, da weitere 16 Hilfesuchende demnächst in der ehemaligen Kneipe untergebracht werden.
„In Glinde zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, stellt uns aufgrund der äußerst begrenzten Möglichkeiten vor eine enorme Herausforderung“, sagt Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. „Die Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen ist keine gute Lösung, aber besser als eine vorübergehende Unterkunft in Zelten.“
Wöchentlich kommen bis zu 20 Flüchtlinge nach Glinde
Ein Ende des Zustroms von Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten ist nicht abzusehen: 174 Flüchtlinge leben derzeit in Glinde, wöchentlich kommen bis zu 20 weitere hinzu. Joachim Lehmann stellt sich der Herausforderung. „In den betroffenen Hallen haben wir bisher neben Judo, Boxen und Gymnastik auch Hallenfußball für unsere ,Minis’ angeboten“, sagt der Vorsitzende des TSV Glinde. „Wir suchen mit Hochdruck nach alternativen Trainingsflächen, ziehen aber auch die Zusammenlegung von Sportgruppen und die Kürzung von Übungszeiten in Betracht, um Freiräume zu schaffen.“
Betroffen von dem Wegfall der Hallenzeiten sind auch die Awo-Kindertagesstätte Tannenweg, die Volkshochschule sowie die Schüler der Grundschule Wiesenfeld. Die Frage, ob es sich bei der Unterbringung von Asylsuchenden in den Sporthallen nur um eine kurzfristige Notlösung handeln wird, vermag aufgrund der rasanten Entwicklung des Flüchtlingsstroms zurzeit niemand beantworten. Lehmann strahlt aber auch Zuversicht aus, wenn er sagt: „Gerade der Sport ist ein hervorragendes Instrument, um Menschen verschiedener Herkunft und Kulturen zu integrieren.“
Um die Flüchtlingsproblematik ging es auch in dieser Woche bei einem Treffen zwischen Spitzenfunktionären des Landessportverbands Schleswig-Holstein (LSV) und des Kreissportverbands Stormarn (KSV) – dem sogenannten LSV-Kommunaldialog.
Kreissportverband Stormarn stellt neue Projekte vor
„Um Flüchtlingen die Ausübung ihrer Sportart in einem Verein zu ermöglichen haben wir ein Sofortprogramm ins Leben gerufen, das ihnen den dafür vorgeschriebenen Versicherungsschutz bietet“, sagt LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen.
Darüber hinaus werde ihnen bei einer Vereinszugehörigkeit eine schnelle und unbürokratische Teilnahme am Spielbetrieb oder an Wettkämpfen ermöglicht. Der KSV-Vorstand stellte bei der Tagung seine Pläne vor, neue Impulse für die Sportentwicklung auf Kreisebene zu setzen.
„Bis zum Frühjahr 2016 nehmen wir drei Projekte in Angriff“, verspricht KSV-Vorsitzender Adelbert Fritz. „Wir werden verstärkt Übungsleiter mit Migrationshintergrund ausbilden, werden gemeinsam mit den Vereinen weiter an der Inklusion von gehandicapten Menschen arbeiten und den Schwimmunterricht an den Grundschulen vorantreiben.“