Reinbek. Handwerker aus Reinbek und Hoisdorf entwickeln neues nachhaltiges Konzept: Unterkünfte können später einfach umgebaut werden.

Steigende Flüchtlingszahlen und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Unterbringung beschäftigen nicht nur Städte und Gemeinden. Für Baufirmen ergeben sich neue Perspektiven. So befassen sich die Reinbeker Zimmerei Boysen und Holzbau Gehrmann aus Hoisdorf mit ihrer Arbeitsgruppe „Die Zimmermeisterrunde“, der acht Betriebe aus Norddeutschland angehören, seit Jahresbeginn mit dem nachhaltigen Bau von Flüchtlingsunterkünften. „Wir haben erkannt, dass es einen Markt dafür gibt, und wir wollen auch unseren Beitrag leisten, die Situation zu verbessern“, sagt Zimmermeister Jens Boysen.

Die Gruppe hat nun das Konzept „Pro Flüchtling + Bürger“ erarbeitet. Es sei schnell und kostengünstig für die Kommunen umzusetzen und darüber hinaus auch nachhaltig. Die Bauweise sei so, dass die Häuser später auch als Sozial- oder Mietwohnungen genutzt werden könnten, sagt Boysen.

In drei Monaten sollen die Häuser für 24 Menschen bezugsfertig sein

Ein Entwurf für die Unterkünfte ist in einer Info-Broschüre zu sehen. Denkbar sind zum Beispiel Holzhäuser, die als Flüchtlingsunterkünfte aus je vier eigenständigen Wohneinheiten auf 240 Quadratmetern Wohnfläche bestehen. Jede Wohneinheit bietet drei Zimmer, Wohnküche sowie Dusche und WC. Pro Haus könnten so bis zu 24 Menschen untergebracht werden.

„Mit geringem Aufwand kann man die Einheiten später so umbauen, dass sie als normale Wohnungen genutzt werden können“, sagt Zimmermeister Boysen. Aus den Unterkünften ließen sich vier Wohnungen à 60 Quadratmeter mit zwei Zimmern, einer Wohnküche mit Essbereich, Dusche und WC sowie einem Hauswirtschaftsraum machen. In drei Monaten sei solch ein Haus bezugsfertig. Der Preis liege bei 480.000 Euro. „Bei 24 Bewohnern würde es 20.000 Euro pro Person kosten“, sagt Boysen. Die Erschließungskosten seien da allerdings nicht mit einberechnet.

Ihre Idee stellen der Reinbeker Unternehmer und dessen Kollegen seit Kurzem bei den Bürgermeistern in Städten und Gemeinden in ihrer Umgebung vor. „Viele Kommunen sind begeistert von unserer Idee“, sagt Boysen. Das bestätigt Susanne Gehrmann, Geschäftsführerin bei Holzbau Gehrmann in Hoisdorf. Unter anderem war sie in den Rathäusern von Ahrensburg und Großhansdorf sowie in den Verwaltungen der Ämter Siek und Trittau, um für die Pläne zu werben.

Oststeinbeks Bürgermeister sieht darin eine echte Alternative zu Containern

„Vor allem wollen wir darauf aufmerksam machen, dass das Holzhandwerk aus der Region genau so gut in der Lage ist, schlüsselfertige Unterkünfte in kurzer Zeit zu bauen, wie andere auch. Das scheint den Ämtern und Behörden nicht immer klar zu sein“, sagt Gehrmann. Sie habe erfahren, dass die regionalen Zimmereien bei Ausschreibungen selten berücksichtigt würden.

Jens Boysen hat das Konzept in Oststeinbek und Glinde präsentiert. Für Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer kommt es auf jeden Fall in Betracht. „Wir haben in unserer Planung auch sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt und waren erstaunt, dass die Idee unserer Konzeption so ähnlich ist“, sagt Hettwer. Gerade erst haben die Gemeindevertreter beschlossen, die neue Unterkunft an der Brückenstraße von 24 auf 32 Plätze zu erweitern. 940.000 Euro stehen zur Verfügung.

Die Bauweise sei eine echte Alternative zu Containern, so Hettwer. „Denn Container sind zwar in der Anschaffung günstiger, aber auf lange Sicht rechnet sich ein nachhaltiger Bau, den man umnutzen kann, viel mehr.“ Zudem fügten sich Häuser optisch besser in die Umgebung ein.

Die Gemeinde plant für die Brückenstraße eine sogenannte beschränkte Ausschreibung. Einige von der Kommune ausgesuchte Firmen dürfen sich bewerben. Hettwer: „Wir sind gerade in der Ausschreibungsphase und fordern die Unternehmen in den nächsten Tagen auf, sich zu bewerben.“ Die Zimmerei Boysen sei dabei.

Auch Glindes Bürgermeister Rainhard Zug findet das Konzept gut. Er gibt aber zu Bedenken: „Die Mobilheime, die wir in Glinde nutzen, sind schnell und einfach zu demontieren und können woanders aufgestellt werden.“ Das sei mit einem Haus nicht möglich. Grundsätzlich habe die Stadt aber keine Vorbehalte. „Wir werden nächstes Jahr zwei weitere Unterkünfte bauen. Auf die Ausschreibung kann sich jeder bewerben.“