Steinburg. Nach 3:0-Führung verloren die Stormarner phasenweise die Nerven und fast erneut die Punkte – dann traf der 18-jährige Ridel Monteiro.

Der allwöchentliche Wahnsinn beim SV Eichede geht weiter. Von Spiel zu Spiel in der Schleswig-Holstein-Liga werden die Auftritte der Steinburger Fußballer sogar immer noch unterhaltsamer für die Zuschauer und noch nervenaufreibender für Spieler und Trainer. Chefcoach Oliver Zapel fasste das 4:3 (3:1) gegen den TSV Altenholz treffend so zusammen: „Das hat an beste Regionalliga-Zeiten erinnert. Phantastische Spielzüge, schöne Tore, vergebene Großchancen, wahnsinnige Abwehrfehler – und am Ende ein Lucky Punch auf der einen oder der anderen Seite.“

Diesmal erfolgte der Lucky Punch auf der Seite vor der Südkurve des Eicheder Ernst-Wagener Stadions und zugunsten der Hausherren. In der Nachspielzeit schlug Gerrit Schubring einen langen Pass auf Arnold Lechler, der für Ridel Monteiro ablegte. Der 18-Jährige fasste sich ein Herz und drosch den Ball zum wild umjubelten Sieg in die Maschen. „Ich habe nur daran gedacht, den Ball irgendwie ins Tor zu bringen“, sagte der Neuzugang.

Eichede verteilte wieder Geschenke

Es war der fulminante Schlussakkord eines turbulenten Spiels, in dem sich die Stormarner erneut von all ihren guten und schlechten Seiten präsentiert hatten. „Ich nehme bald eine Single auf, dann muss ich nicht nach jedem Spiel dasselbe sagen“, scherzte Zapel, der vor der Partie die Hoffnung geäußert hatte, dass seine Mannschaft die „Geschenke-Mentalität“ ablegen würde. Die Hoffnung erfüllte sich nicht.

3:0 hatten die Steinburger nämlich schon geführt. Ian Prescott Claus nach schönem Pass des in der ersten halben Stunde sehr starken Marco Schubring (7. Minute), Vincent Janelt (19.) aus spitzem Winkel und Gerrit Schubring nach einem Eckball (33.) machten schnell scheinbar alles klar. Dann ermöglichte Torwart Fynn Berndt durch seinen ersten von zwei folgenschweren Fehlern den Altenholzer Treffer durch Jakob Urbat (40.) – und da waren sie wieder, die Erinnerungen an die verschenkten Punkte gegen Heide (1:2) und Preetz (1:1).

Ridel Monteiro übernahm Verantwortung im offensiven Mittelfeld

Dass es noch derart spannend wurde, war aber längst nicht nur die Schuld des Eicheder Torhüters, der mit einem Fehlpass auch den Anschlusstreffer durch Malte Ceynowa (52.) einleitete. In der Offensive ließ der SVE wieder allzu oft die Zielstrebigkeit vermissen, allen voran Claus, der bei seinem selbst herausgeholten Foulelfmeter die Nerven verlor und kläglich an Hüsnü Özdemir scheiterte (59.). Auch sonst agierte Eichedes Toptorjäger meist unglücklich. Der eingewechselte Pierre Webessie dagegen traf in der 74. Minute zum Ausgleich und hatte wenig später sogar die Gästeführung auf dem Fuß.

Ridel Monteiro sagte trotz aller Freude über sein wichtiges Debüttor: „Wir hatten die 3:0-Führung im Hinterkopf und haben uns in Sicherheit gewiegt. Das darf uns nicht passieren. Wir müssen aus unseren Fehlern lernen.“

Dass der 18-jährige Monteiro für das Happy End sorgte, habe Symbolcharakter, sagte Zapel. Schon in den letzten Wochen hatte der Trainer an Lob für den erst vor einem Monat vom Lüneburger SK nach Eichede gewechselten Mittelfeldspieler nicht gespart. Gegen Altenholz zeigte der frühere St.-Paulianer, dass er sogar schon bereit ist, in kritischen Phasen Verantwortung zu übernehmen. Monteiro gab seinen teilweise deutlich erfahreneren Mitspielern Kommandos und beeindruckte in der Schlussphase in neuer Rolle als „Zehner“ auch durch Offensivqualitäten.

Kollektiver Eicheder Jubel nach dem 4:3-Siegtreffer. Ganz oben: Trainer Oliver Zapel
Kollektiver Eicheder Jubel nach dem 4:3-Siegtreffer. Ganz oben: Trainer Oliver Zapel © HA | Thomas Jaklitsch

Auf das Siegtor folgten epische Jubelszenen – und kleine Tumulte. Zapel rannte erst quer über den Platz und schmiss sich auf seine Spieler. Danach geriet der Coach mit einigen Altenholzern aneinander und wurde von Schiedsrichter Daniel Siemers hinter die Bande geschickt. Zapel sagte später: „Bei meinem Lauf über das Feld hat mir der Altenholzer Timo Bruns an den Hals geschlagen. Das ist eine bodenlose Unverschämtheit. Er hätte die Rote Karte bekommen müssen.“

SV Eichede: Berndt – Fischer, Bojarinow, Maltzahn, E. Monteiro – G. Schubring – Claus (82. Mokhlis), M. Schubring (73. Buttler), R. Monteiro, Janelt (77. Oldag) – Lechler.