Steinburg . Coach des SV Eichede wird seit dieser Woche mit Ex-Bundesliga-Kickern zum Fußball-Lehrer ausgebildet. Torjäger Claus bleibt beim SVE.

Den Urlaub mit der Familie verbrachte Oliver Zapel auf Mallorca. Sehr erholsam sei das gewesen, erzählt der Trainer des SV Eichede. „Von dem Trubel auf der Insel haben wir uns natürlich ferngehalten.“ Trubel, so viel steht fest, wird Zapel in den nächsten zehn Monaten auch mehr als ausreichend haben. In der Schleswig-Holstein-Liga will er mit seinem Club wieder in den Titelkampf eingreifen. Und parallel lässt sich der Coach in Hennef gemeinsam mit 24 Kollegen zum Fußball-Lehrer ausbilden. Die Lizenz ist Voraussetzung für ein Engagement im deutschen Profi-Fußball.

Die ersten drei Tage hat Zapel nun hinter sich. Zeit zur Eingewöhnung gab es nicht. „Man saß kaum, da ging es auch schon volles Rohr los“, erzählt Zapel. Vorträge, Gruppenarbeit, auch ein Spielchen Jung gegen Alt. Die Schulbank drücken überwiegend junge Trainer, die schon als Spieler ihr Geld im Fußball-Business verdienten. Einige haben bereits attraktive Jobs wie Alexander Nouri, Trainer des SV Werder Bremen II. Patrick Weiser ist dabei oder Jeff Strasser, beide liefen hundertfach in der Bundesliga auf. Zapel spielte früher bei Bergedorf 85, TuS Hoisdorf oder SC Concordia, nun trainiert er einen Dorfverein in der fünften Liga. Ganz klar, er ist einer der unbekanntesten Teilnehmer und mit seinen 47 Jahren zugleich der zweitälteste – zu spüren bekomme er das nicht, sagt er. „Ich weiß, dass es nicht immer ein Vorteil ist, so spät als Trainer eingestiegen zu sein. Aber gleichzeitig haben die Kollegen und Ausbilder davor Respekt.“

In Barsbüttel änderte sich Zapels Einstellung zum Risiko

Als Zapel seine erste Lizenz erwarb, war er schon Anfang 40 und trainierte den damaligen Siebtligisten Barsbütteler SV. „Damals hatte ich niemals die Absicht, Fußball-Lehrer zu werden“, sagt er, und das wäre auch ein reichlich kühner Plan gewesen. Doch als er merkte, dass selbst die widrigen Umstände am Soltausredder ihn nicht davon abhielten, „100 Prozent in das Tagesgeschäft zu investieren“, da änderte sich etwas in Zapels Leben – und seine Einstellung zum Risiko. „Als Spieler habe ich mehrfach den Fehler begangen, den rationalen Weg zu wählen, statt mal ins Risiko zu gehen für die Möglichkeit, Profi zu werden“, sagt er. Wie versessen begann er, die Barsbütteler Mannschaft zu formen, führte sie zum Aufstieg, und wechselte dann zum ambitionierteren SV Eichede. Auf Kosten anderer Dinge widmete er sich ganz dem Fußball, „in Absprache mit meiner Frau, die mich bis heute tausendprozentig unterstützt und mir den Rücken freihält.“ Auch der Wechsel nach Eichede sei die ideale Entscheidung gewesen. „Dort konnte ich mich austoben, wie ich wollte.“

Längst arbeitet Zapel wie ein Vollzeit-Trainer. Er betreibt einen Aufwand, wie wohl kein anderer Coach in der SH-Liga. Auch in der vergangenen Saison, als Eichede immerhin in der Regionalliga gegen Clubs mit Profi-ähnlichen Strukturen antrat, holte die Mannschaft als krasser Außenseiter manchen Punkt nur deshalb, weil ihr Trainer besser vorbereitet war als der des Gegners. Zapel hat in den vergangenen Jahren einiges aufs Spiel gesetzt um sich den Traum vom Einstieg in den bezahlten Fußball doch noch zu erfüllen. Mit der Zulassung zum begehrten „Fußball-Studium“ stehen die Chancen besser denn je.

Was bedeutet es für den SVE, wenn der Trainer zu Wochenbeginn fehlt?

Durchläuft Zapel die Ausbildung erfolgreich, bieten sich mehr Optionen, als viele denken. Es muss nicht gleich ein Job als Chefcoach in der Ersten Bundesliga sein. „Rückblickend sieht man, dass jeder Fußball-Lehrer eine Stelle im bezahlten Fußball findet“, sagt Zapel. Die Wahrscheinlichkeit, als Trainer in der Dritten Liga unterzukommen, sei hoch. Stand heute, sagt der Reinbeker, brauche er den Geruch des Rasens und den Eingriff ins Tagesgeschäft. Doch grundsätzlich könne er sich auch vorstellen, in einem Nachwuchsleistungszentrum eines Vereins tätig zu sein oder beim DFB.

Doch was bedeutet es für den SV Eichede, wenn der Trainer von montags, 8 Uhr, bis mittwochs, 19 Uhr, 500 Kilometer entfernt in Nordrhein-Westfalen weilt? Wird die Leistungsfähigkeit der Mannschaft leiden? „Überhaupt nicht, im Gegenteil“, meint Zapel. „Der SV Eichede wird von diesem Jahr extrem profitieren.“ Seine neu erworbenen Kenntnisse in Sachen Trainingslehre und Organisation könne er an seine Eicheder Trainerkollegen weitergeben. In sportlich kritischen Phasen könne er sich zudem auch ein, zwei Tage freinehmen, um in den Tagen nach einer Niederlage vor Ort zu sein.

Ein anderer wichtiger Grundstein ist nun endgültig gelegt: Wie Zapel verkündete, bleibt der heiß umworbene Ian Prescott Claus mindestens ein weiteres Jahr in Eichede. Der Angreifer, der mit 33 Treffern Torschützenkönig wurde, soll unter anderem das Interesse des FC St. Pauli auf sich gezogen haben. Zapel: „Wir haben viele Gespräche geführt und nun Einigung in jeder Hinsicht erzielt.“ Weiterhin offen ist, wann Claus am Knie operiert wird. Der Meniskus ist gerissen. Möglicherweise erfolgt der Eingriff aber erst im Winter.

Ian Prescott Claus bleibt beim SV Eichede. Der FC St. Pauli soll interessiert gewesen sein.
Ian Prescott Claus bleibt beim SV Eichede. Der FC St. Pauli soll interessiert gewesen sein. © Thomas Jaklitsch

Derweil hat die sogenannte Pre-Season-Vorbereitung begonnen. Co-Trainer Christopher Naatz und Athletik-Coach Björn Winter leiteten die erste Einheit mit elf Spielern, darunter vier der Neuzugänge. Offizieller Trainingsauftakt ist dann am 26. Juni mit dem Bootcamp. „Es war eine schöne erste Einheit“, sagte der von Preußen Reinfeld nach Eichede gewechselte Naatz. Während der Saison wird er montags die Stammspieler trainieren.

Trainingslager in Adendorf, Pokalspiel gegen Meldorf am 11. Juli

Nach einem Trainingslager in Adendorf und den ersten beiden Testspielen gegen den Lüneburger SK und TuS Dassendorf steht bereits am Sonnabend, 11. Juli, die Partie im Landespokalwettbewerb bei TuRa Meldorf an. Bis zum Ligastart folgen weitere Testspiele und gegebenenfalls die nächste Pokalrunde.

Doch für Zapel geht es zunächst nach Tschechien. Von Dienstag an bis zum 25. Juni werden er und seine „Klassenkameraden“ nicht die Tagungsräume in Hennef bevölkern, sondern die Spiele der U21-Europameisterschaft anschauen und analysieren.