Die Stormarner Regionalligafußballer feierten in der Hansestadt dank des Treffers von André Kossowski ausgelassen einen 1:0-Erfolg. 250 mitgereiste Fans machten die Partie zu einem Heimspiel.

Steinburg. Der Wolfgang-Meyer-Sportplatz an der Hagenbeckstraße in Hamburg-Stellingen war fest in Stormarner Hand. Regelrecht eingeschüchtert wirkte Rodolfo Cardoso, als er im Presseraum über die Gründe der Niederlage seines HSV II gegen den Dorfverein SV Eichede sprechen musste. Das Eingeständnis des Argentiniers ging beinahe in den hereindringenden Gesängen einiger der 250 mitgereisten Fans, die den 1:0 (0:0)-Erfolg ihrer Mannschaft feierten, unter. „Die Eicheder haben das gezeigt, was sie können. Wir hatten in der zweiten Halbzeit keine Torchance", unterstrich der Trainer der Hamburger die überragende Defensivleistung des SVE.

Nachdem André Kossowski zu Beginn des zweiten Durchgangs mit einem platzierten Schuss einen Fehler des Hamburgers Dennis Bergmann bestraft und zum 1:0 getroffen hatte (49. Minute), war es ein Spiel auf ein Tor. Die Eicheder Abwehr stand vor insgesamt 360 Zuschauern unter Dauerdruck, es kam aber erst drei Minuten vor dem Ende zu einer brenzligen Situation, die der sonst fast beschäftigungslose Torwart Fabian Lucassen und Innenverteidiger Jan-Ole Rienhoff mit vereinten Kräften bereinigten. Der Kapitän zeigte insbesondere in der Schlussphase eine bärenstarke Leistung, als er kaum einen Zweikampf verlor. Als er einmal doch ausgespielt wurde, sprang der ebenfalls überzeugende Nico Fischer mit einer resoluten Grätsche ein – und an Rienhoffs Seite rief Neuzugang Malik Issahaku erstmals all sein Potenzial ab.

„Er hat heute sein bestes Spiel für uns gemacht“, sagte Trainer Oliver Zapel über den 22-Jährigen. „Kritische Situationen hat er mit einer spielerischen Art gelöst, wie es selbst in dieser Liga eine Seltenheit ist.“ Der euphorische Coach war mittendrin, als es nach dem Abpfiff zu den Fans ging. Der verletzte Emanuel Bento, der die 90 Minuten für die spätere Analyse gefilmt hatte, schaltete die Kamera schnell wieder ein, um einige Momente der ausschweifenden Feier festzuhalten. Zapel hinterher: „Wir hätten in den kühnsten Träumen nicht damit gerechnet, was sich hier auf und neben dem Platz abgespielt hat.“

Genießen wolle er diese erfolgreiche Phase, sagte Vereinspräsident Olaf Gehrken, fand aber auch mahnende Worte. „Es werden auch mal vier oder fünf Niederlagen in Folge kommen. Wir wollen weiterhin unsere Regionalliga-Demut an den Tag legen. Wir sind uns bewusst, dass solche Spiele auch anders laufen können.“ Weil die Gäste viel engagierter zu Werke gingen als der HSV, durfte der Auswärtssieg als ein verdienter betitelt werden, doch Profi Gojko Kacar hatte in der Anfangsphase auch zweimal die Möglichkeit, sein Team in Führung zu bringen. Die in den neuen gelb-schwarzen Ausweichtrikots aufgelaufenen Stormarner brauchten eine Viertelstunde, um sich zu stabilisieren. Leo Seiler (27.) und Haris Huseni (31., 34.) vergaben erste Torchancen.

Seiler spielte gegen seinen Ex-Verein etwas überraschend von Beginn an. Als hängende Spitze im 4-4-1-1-System agierte erstmals Michael Meyer. Simon Koops fehlte dem SVE, weil er seinen Autoschlüssel verlegt hatte, die grippekranken Torge Maltzahn und Benedict Kummerfeldt schauten winterlich gekleidet zu. Die verletzten Dennis Wagner und Fynn Berndt gesellten sich zu den lautstärksten der Eicheder Anhänger, um in manchen Gesang einzustimmen, Petrik Krajinovic bevorzugte mit seinem Kreuzbandriss einen Sitzplatz.

Gegen den immer offensiver werdenden HSV II ergaben sich für den SVE eigentlich ausreichend Konterchancen, um frühzeitig alles klar zu machen, doch entweder wurden die Gegenstöße ungenau ausgespielt oder fahrlässig abgeschlossen, etwa bei einer Großchance für den diesmal erst in der 81. Minute eingewechselten Arnold Lechler (86.) und einer Möglichkeit für Seiler in der Schlussminute.

Somit blieb der einzige Torschütze des Tages Kossowski, der bei der entscheidenden Situation seinem ersten Gedanken gefolgt war. „Vielleicht hätte ich sogar noch ein paar Meter gehen können“, sagte er hinterher. Sein Schuss aus 16 Metern erwies sich aber als die richtige Entscheidung, der Ball prallte unhaltbar an den linken Innenpfosten und von dort zum ersten Regionalligatreffer des 23-Jährigen ins Netz. „Es war ein verdienter Sieg. Wir haben sicher gestanden und gut gekämpft", so Kossowski, der auch eine Parallele zum 4:0-Sieg vor einer Woche gegen Hannover 96 II sah: „Man merkt, dass wir immer sicherer werden, wenn wir am Anfang die Null halten und dann auch unsere Torchancen bekommen.“

SV Eichede: Lucassen – Heidenreich, Issahaku, Jan-Ole Rienhoff, Fischer – Kossowski (68. Güzel), Seiler, M. Hinkelmann, S. Meyer – M. Meyer (81.Lechler) – Huseni (88. Sejdiu).