Die 21 Jahre alte Fußballerin spielt seit Saisonbeginn beim FFC Oldesloe. Tobias Homp gewann 1987 mit dem Hamburger SV den DFB-Pokal.
Bad Oldesloe. Vera Homp mag die Musik von Cro, einem deutschen Rapper, der so einfach in keine gängige Schublade passt. "Er hat den Raop etabliert - eine Mischung aus Rap und Pop", erzählt sie. Seine Texte sind gesellschaftsfähig. "Nicht dieser Gangsta-Rap von diesen ganzen pseudo-harten Kerlen."
Das würde auch gar nicht so gut zu der 21 Jahre alten Fußballspielerin vom FFC Oldesloe passen, hat sie doch erst vor Kurzem in Hamburg-Alsterdorf einen dualen Studiengang zur Kriminalkommissaranwärterin begonnen. "Ein Job, bei dem man nicht jeden Tag die gleiche Arbeit vor sich hat, Menschen helfen und nebenbei noch ein wenig für die Gerechtigkeit tun kann", so Homp, die noch bei ihren Eltern in Henstedt-Ulzburg wohnt und seit Saisonbeginn für die Stormarnerinnen in der Zweiten Bundesliga die Fußballschuhe schnürt.
Nur die etwas älteren Jahrgänge und die wirklich eingefleischten Fans des Hamburger SV horchen auf, wenn der Name Homp irgendwo fällt. War das nicht... - ja, er war es. Tobias Homp, Veras Vater, der im Jahr 1987 als linker Verteidiger mit dem HSV den letzten großen Titel in die Hansestadt holte: 3:1-Erfolg im Finale des DFB-Pokalwettbewerbs gegen die Stuttgarter Kickers.
Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Vera Homp die Liebe zur schönsten Nebensache der Welt bereits mit in die Wiege gelegt bekam. "Schon als Kleinkind lief ich bei Bundesligaspielen des Hamburger SV in der Halbzeitpause auf den Platz und kickte ein wenig mit den Kindern der anderen Spieler", erzählt sie. Was früher gang und gäbe war, sei heutzutage natürlich undenkbar. Ihr Talent im Umgang mit dem runden Leder fand auch schon früh in der Schule einige männliche Bewunderer. So war es einfach die logische Konsequenz, dass Vera Homp in den großen Pausen beim schnell arrangierten Fußballspiel als eine der Ersten in ein Team gewählt wurde.
Recht schnell kam der Zeitpunkt, da reichte der damals Dreizehnjährigen der improvisierte Freizeitkick zwischen zwei Schulstunden nicht mehr aus: "Ich trat in den SV Henstedt-Rhen ein, ein Verein bei uns gleich um die Ecke, und begann in der Mannschaft der C-Juniorinnen." Nach der Fusion vor drei Jahren mit dem FC Union Ulzburg und dem MTV Henstedt wurde der Verein in SV Henstedt-Ulzburg umbenannt. Tobias Homp ist dort zur Zeit als Trainer der A-Junioren verantwortlich.
Mit dem Schmalfelder SV und dem TSV Nahe (Regionalliga) folgten zwei weitere Stationen in der fußballerischen Karriere der jungen Vera Homp - bis ihr 2008 der Sprung in die zweite Mannschaft des Hamburger SV gelang. Dort absolvierte die bekennende Anhängerin des FC Bayern München drei Spielzeiten in der zweiten Bundesliga.
Als ihr erster Versuch, zum Studiengang zur Kriminalkommissaranwärterin zugelassen zu werden, im vergangenen Jahr gescheiterte war, weil sie die notwendige Punktzahl knapp verpasste, gleichzeitig die zweite Mannschaft des HSV aus finanziellen Gründen aufgelöst wurde und mit dem FC Lokomotive Leipzig ein attraktiver Aufsteiger in die erste Bundesliga bei ihr anfragte, fiel ihr die Entscheidung leicht: "Ich musste praktisch ein Jahr überbrücken, da mir von Seiten der Polizeifachhochschule eine nochmalige Bewerbung angeraten wurde. Die Anfrage vom 1. FC Lokomotive Leipzig kam somit wie gerufen." Aber auch wenn Vera Homp nach dem sofortigen Abstieg der Sachsen nicht von einem fußballerisch erfolgreichen Ausflug sprechen kann, liegen ihr die Stadt und die Menschen immer noch am Herzen.
Dass Vera Homp nun das Trikot der Kreisstädterinnen trägt, ist sicherlich größtenteils den hartnäckigen Bemühungen des FFC Oldesloe zu verdanken, der wie auch in den vergangenen Jahren immer wieder den Kontakt suchte. "Trainer Michael Clausen und Manager André Niemann haben wirklich alles getan, um mich nach Bad Oldesloe zu holen", sagt Vera Homp, die sich in der Mannschaft sehr wohl fühlt. "Aber unser Team hat weitaus mehr Potenzial, als wir es gerade bei den hohen Niederlagen im Punktspiel in Herford und im Pokal gegen Leipzig gezeigt haben. Wir müssen es nur endlich abrufen."
Auf das Leistungsniveau des heutigen Frauenfußballs angesprochen, weiß die 21-Jährige die entsprechende Antwort zu geben: "Natürlich sind die Leistungsdichte und das Tempo nicht vergleichbar mit dem Niveau bei den Männern, das macht sich gerade bei den Mannschaften in den unteren Klassen bemerkbar. Aber ich glaube, dass nicht zuletzt unsere Frauen-Nationalmannschaft nun auch den letzten männlichen Kritiker davon überzeugt haben müsste, dass wir durchaus einen attraktiven Fußball spielen können."
Mit einer kleinen Kritik in Richtung der Männerdomäne Fußball möchte Vera Homp dann doch nicht hinterm Berg halten: "Wir Frauen gehen im Spiel fairer zur Sache, agieren nicht mit so vielen kleinen versteckten Fouls. Und vor allem unterliegen wir nicht dem starken Drang der Schauspielerei , was im Endeffekt ja auch eine Frage der Fairness ist."