Reinbek. Schwimmer und Saunagänger wird es enttäuschen. Das Schwimmbad in Reinbek bleibt weiter geschlossen. Die Gründe.
400 Meter Fugen sind erneuert, das Becken gereinigt, die Wasserhähne aufgedreht und das eine Million Liter fassende Mehrzweckbecken im Freizeitbad bereits zu 80 Prozent wieder befüllt. Die Vorfreude beim 17-köpfigen Team um Geschäftsführer Holger Kehl auf zahlreiche Badegäste war groß. Kommenden Dienstag wollte das Freizeitbad nach einer vier wöchigen Schließzeit mit aufwendigen Wartungsarbeiten und einer Investitionssumme von 150.000 Euro wieder eröffnen. „Das wird nichts. Wir müssen die Schließzeit verlängern“, bedauert Geschäftsführer Holger Kehl sehr.
Spannungsriss zieht sich durch den Schwimmerbereich
Ursache dafür ist ein Spannungsriss, der nach dem Wiederbefüllen entstanden ist und dessen gesamtes Ausmaß erst jetzt sichtbar wird. Der Riss zieht sich einmal quer durch den Schwimmbereich des Beckens. Durch die Spannung wurden Fliesen an verschiedenen Stellen hochgedrückt und sind zersprungen. „Die Schadensfläche ist so groß, dass eine Unterwasserreparatur nicht mehr möglich sind“, sagt Kehl. 200 von 700 Quadratmeter Bodenfläche im Becken müssen neu gefliest werden. Der Aufwand dafür ist enorm. Das Wasser muss erneut abgelassen werden. Allein dieser Vorgang kostet das Freizeitbad 25.000 Euro und dauert mehrere Tage. Weitere 30.000 Euro muss das Freizeitbad, eine Tochter des E-Werk Sachsenwald, nun in die Fliesenlegerarbeiten investieren. Glücklicherweise können die beigefarbenen Fliesen noch nachgekauft werden. Ein Hersteller in Süddeutschland fertigt sie an. Sie sind speziell auf den Schwimmbadbetrieb ausgelegt, sind rutschhemmend sowie chlor- und säureresistent. „Allerdings hat diese großen Mengen niemand auf Lager. Sie müssen erst produziert werden. Und das dauert“, sagt Kehl. Er hofft auf die Lieferung spätestens Mitte Januar.
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Bad kommt langfristig nicht um eine Grundsanierung herum
Sobald die Fliesen geliefert sind, muss alles schnell gehen, rückt ein Trupp Fliesenleger an. „Das Becken sollte möglichst nur kurze Zeit leer sein, um weitere Schäden zu verhindern“, sagt Kehl. Denn mit jedem Leerlaufen und wieder Befüllen, mit jeder Temperaturschwankung ziehen sich die Dehnungsfugen im Betonbecken zusammen oder weiten sich, was die 31 Jahre alten Fliesen aber nur bedingt gut vertragen. Die halten zwar schon doppelt so lang, wie sie üblicherweise müssten, sollen nun aber nicht gleich alle ausgetauscht werden – zumindest noch nicht. Das könnte aber in naher Zukunft passieren, wenn ein Gutachten vorliegt. Das erstellt aktuell ein Düsseldorfer Architekturbüros und soll Stärken, Schwächen und Entwicklungspotenziale des Freizeitbades aufzeigen. Den Ergebnissen im Herbst will Kehl nicht vorgreifen. „Um eine Grundsanierung werden wir aber nicht drumherum kommen“, sagt der Geschäftsführer.
Denn das Bad sei in seiner 43-jährigen Geschichte zwar immer gut gepflegt worden, die Instandhaltungskosten aber steigen stetig. Das aber ist noch Zukunftsmusik. Jetzt will das Bad so schnell wie möglich wieder für seine Badegäste öffnen. „Spätestens Ende Januar sollte das der Fall sein. Wir geben alles, früher fertig zu werden“, sagt Kehl. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Fest steht schon jetzt, dass die für Januar geplanten Schwimmkurse nicht stattfinden. Das bedauert Kehl sehr, denn der Bedarf ist nach der Pandemie noch weiter gestiegen, sind schon jetzt Teilnehmer in den Kursen zwölf Jahre alt. Empfohlen wird der Schwimmkursus für Kinder ab fünf Jahren.
Im Februar wird in Reinbek der Stadtmeister im Rennrutschen gesucht
Auch finanziell hat die ungeplante Schließzeit – trotz der Energieeinsparungen – große Auswirkungen für das Freizeitbad. „Der Januar gehört neben Februar und März mit 18.000 Besuchern pro Monat zu unseren umsatzstärksten Monaten“, sagt Kehl. Gerade im Januar profitiere das Hallenbad von den vielen guten Vorsätzen und ambitionierte Schwimmer.
Ein Vorsatz, an dem Holger Kehl festhält und der auch zu schaffen sein wird: Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause soll am Sonnabend, 25. Februar, wieder die 70 Meter lange Rutsche auf Zeit gerutscht werden. Das Rennen unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Björn Warmer beginnt um 14 Uhr. Die Teilnahme kostet einen Euro zuzüglich Eintritt. Jeder erhält eine Urkunde und eine Medaille, der Rutschmeister in seiner Klasse sogar einen Pokal. „Das bringt immer eine Menge Spaß“, freut sich Kehl schon sehr auf die Gaudi.
Einer, der schon einen Pokal zu Hause hat und auf jeden Fall auch im nächsten Jahr dabei sein wird, ist Andreas Köhnke. Der 52-jährige Hamburger ist amtierender deutscher Vizemeister im Rennrutschen und im Wettrutschen. 23 Wettkämpfe hat er in den Jahren vor der Pandemie zusammen mit seinem Sohn Cedric (17) in Hallen und Freibädern deutschlandweit absolviert. „Wir freuen uns, dass im neuen Jahr wieder Wettkämpfe erlaubt sind, der Spaß zurückkehrt“, sagt Köhnke, der als Versicherungsmakler einen ernsten Beruf hat.
Masse muss in Bewegung gebracht werden
Dass er und sein ebenfalls sehr erfolgreicher Sohn ihr Kommen zugesagt haben, soll andere aber nicht davon abhalten, an der 13. Meisterschaft im Rennrutschen teilzunehmen, sagt der Rutschprofi. Denn zum einen sei die Atmosphäre in Reinbek besonders nett und das Team sehr engagiert, zum anderen haben in Reinbek auch Anfänger gute Chancen auf einen Sieg. „Die Zeiten von Laien und Profis liegen hier sehr eng beieinander. In keiner anderen Rutsche ist das so ausgeprägt wie hier“, sagt Köhnke.
Physikalische Gesetzte gelten aber in Reinbek, rutschen Menschen mit viel Körpermasse schneller als Leichtgewichte. „Allerdings muss Masse auch in Bewegung gebracht werden. Allein fürs Einschwingen braucht es eine gewisse Grundfitness und Muskeln“, sagt Köhnke. Wer seine Chancen auf einen Sieg erhöhen will, dem empfiehlt Köhnke besonders kurze Badehosen mit wenig Stoff zu tragen. „Denn auf Haut rutscht es sich schneller als auf Stoff“, sagt der Profi. Anmeldungen sind am Wettkampftag, 25. Februar, ab 13 Uhr für Kinder ab sechs Jahren im Freizeitbad möglich. Nach oben gibt es keine Altersgrenze.