Reinbek. Jeden Monat eine Vorführung im Sachsenwald Forum: Der Filmring fährt Angebot wieder hoch. Einiges ändert sich aber.
Amerikanische Blockbuster kommen beim Reinbeker Publikum nicht so gut an. „Anspruch sollten die Filme haben, im besten Fall humorvoll sein, vielleicht ein wenig politisch, nicht zu schwer und in jedem Fall Unterhaltungswert haben“, sagt Wilfried Völter. Der 74-jährige Reinbeker ist als Mitglied im Verein Filmring aktiv an der Auswahl der Filme beteiligt. Im neuen Jahr kehrt der Filmring wieder zu seinem altbekannten Vor-Corona-Rhythmus zurück und zeigt immer am ersten Montag im Monat einen aktuellen Kinofilm in Reinbek.
Das Programm bis März steht bereits fest. Am Montag, 2. Januar, wird das Drama „Mittagsstunde“ nach dem gleichnamigen Roman von Dörte Hansen gespielt. Charakterschauspieler Charly Hübner spielt darin die Rolle eines Kieler Unidozenten, der nach Jahren in den Ort seiner Kindheit, in das friesische Dorf Brinkebüll, zurückkehrt und es kaum wiedererkennt. „Die Film hat alles, um beim Reinbeker Publikum gut anzukommen“, ist Thomas Hoeck, langjähriger Vorsitzender des Vereins, überzeugt. Umso mehr freut sich der 53-jährige Reinbeker, dass der Filmring bald wieder mehr Plätze für die Vorführungen zur Verfügung hat. Im neuen Jahr kehrt er in seine alte Spielstätte ins Sachsenwald Forum zurück.
Kino in Reinbek: Karten werden teurer
In diesem Jahr musste er für vier Vorstellungen ins Jürgen-Rickertsen-Haus ausweichen. Denn das Forum war belegt, unter anderem für Sitzungen der Stadtvertreter, die pandemiebedingt hier abgehalten wurden. „Allerdings haben im Rickertsen-Haus gerade mal ein Drittel so viele Menschen wie im Forum Platz“, sagt Völter. Auch komme da weniger Kinoatmosphäre auf, und der Aufwand für eine einhalbstündige Kinovorstellung sei schon sehr hoch. Die sieben Mitstreiter mussten den Saal erst einmal zum provisorischen Kino herrichten, Tische wegräumen, Stühle aufstellen sowie die Leinwand samt Technik aufbauen. „Mit dem Umzug ins Forum wird es nicht nur für die Zuschauer bequemer, sondern auch für uns Organisatoren“, freut sich Völter. Denn die sechs mal zwölf Meter große Leinwand ist bereits vorhanden, ebenso professionelle Beschallungstechnik.
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Genug Arbeit, damit die Besucher einen unterhaltsamen Abend haben, bleibt dennoch: Plakate müssen geklebt, Getränke und kleine Snacks besorgt und Eintrittskarten verkauft werden. Der Weg zum Ticket soll in Zukunft leichter werden. Der Filmring arbeitet unter Hochdruck an einem Onlinekartenverkauf. Bequemlichkeit hat ihren Preis: Die Karten verteuern sich etwas durch eine Vorverkaufs- und Systemgebühr, kündigt Hoeck an.
Neuster Film des Reinbekers Moritz Bleibtreu läuft im März im Forum
Bis zur nächsten Vorstellung im Januar wird das aber noch nichts. Am 2. Januar ist die Kasse ab 18 Uhr für den Kartenverkauf geöffnet. Jeder Platz kostet jetzt 5 Euro (für Studenten und Schüler: 4 Euro). Jahresmitgliedschaften, mit denen es einen vergünstigten Eintritt von 3,50 Euro gab, wurden abgeschafft. „Wir haben unser System umgestellt“, sagt Hoeck „und hoffen, dass die Reinbeker uns trotzdem treu bleiben.“
Denn der Filmring kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, hat nicht nur die Konkurrenz, ein Privatkino an der Bergstraße, überlebt, sondern ist dank Rücklagen finanziell gut durch die Corona-Zeit gekommen. Wohl auch, weil er keine eigene Immobilie finanzieren muss und das Personal ehrenamtlich arbeitet.
Filmring 1956 von Schülern des Sachsenwald-Gymnasiums gegründet
Der Filmring wurde in diesem Jahr 66 Jahre alt. 1956 wurde er von Schülern am Sachsenwald Gymnasium gegründet. Der Reinbeker Fritz Arp (82) war als 16-Jähriger dabei und hat seine Erinnerungen zum 50-jährigen Bestehen zu Papier gebracht. Die Schüler wollten damals andere, zeitkritische Filme als die üblichen zeigen und taten viel dafür: Die Kinoleinwand nähten sie im Unterricht aus alten Laken zusammen, die Lautsprecher wurden im Technikunterricht zusammengelötet und die Filmrollen per Dampflok aus dem Amerikahaus in Hamburg geholt.
Solchen Aufwand muss der Filmring heute nicht mehr betreiben, sagt Hoeck. Die gezeigten Filme liegen digital vor. Auf das Drama im Januar folgt am 6. Februar „I wanna dance with somebody“, die Biografieverfilmung der Musiklegende Whitney Houston. Am 6. März läuft die deutsche Komödie „Caveman“ mit Schauspieler Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle. Den Wahlreinbeker dürfte das freuen, schließlich ist er nur wenige Meter Luftlinie vom Kino entfernt zu Hause.