Reinbek. Von der Strickliesel bis zum Schlagbohrschrauber: In der Stadtbibliothek Reinbek gibt es nicht nur Bücher.

Hörspielboxen samt passender Toniefiguren und E-Book-Reader gibt es in der Stadtbibliothek Reinbek bereits. Jetzt geht das Bibliotheksteam beim Angebot noch einen Schritt weiter. In der Ausleihe gibt es jetzt auch zwölf Alltagsgegenstände zum Ausprobieren – die „Bibliothek der Dinge“: ob Topfstelzen, Laser-Entfernungsmesser oder Ukulele. Das ist nicht nur nachhaltig, es passt auch zum Reinbeker Bibliotheksteam, sagt Amtsleiterin Kathrin Schöning. „Ich habe diese Bibliothek von Anfang an so kennengelernt. Es gibt dort nicht nur Bücher auszuleihen. Man muss nicht leise sein, sondern es ist dort vielmehr laut und lebendig.“

Auch Bürgermeister Björn Warmer ist angetan von der Idee, aus der Stadtbücherei mal eine Ukulele oder eine Laser-Wasserwaage auszuborgen. „In dieser Bibliothek ist richtig Leben“, stellt er fest. Ihm war die Idee, auch Alltagsgegenstände aus einer Bibliothek zu leihen, noch neu.

Ursprünglich kommt diese Idee aus Skandinavien und über Dänemark

„Ganz neu ist sie nicht“, räumt Mark Yeesune-Hlong hingegen ein. „In insgesamt zwölf Schleswig-Holsteiner Bibliotheken, darunter Geesthacht, gibt es ein ähnliches Angebot bereits. Ursprünglich kommt diese Idee aus Skandinavien und über Dänemark durch die Büchereizentrale in Rendsburg auch zu uns.“ Der Gedanke dahinter ist es, nicht sofort alles zu kaufen, was vielleicht nur ein- bis zweimal im Jahr gebraucht wird. Oder auch eine Slackline oder ein Laminiergerät vor einem Kauf erst einmal im Alltag zu testen.

Yeesune-Hlong sieht das neue Projekt als Attraktivitätssteigerung für das Gesamtangebot der Stadtbücherei. Schon jetzt gebe es 60.000 Medien im Angebot. Und die Zahl der Ausleihen habe fast wieder „Vorcoronaniveau“ erreicht.

Je sechs Dinge aus der Bibliothek für Kinder und Erwachsene

Seine Stellvertreterin Sophie Stenner betreut die Bibliothek der Dinge, sie hat die zwölf Gegenstände im Wert von je etwa 7 Euro (Strickliesel-Set) bis 80 Euro (Werkzeugtasche) ausgewählt. Dafür habe sie zuvor Kontakt zu anderen Bibliotheken der Dinge aufgenommen, um zu hören was dort gut ankommt und nachgefragt wird. „Ein Teil der Gegenstände, beispielsweise die Werkzeuge, gehen nur an Erwachsene“, berichtet sie. „Sechs Dinge können auch Kinder ausleihen.“

Dazu gehört auch die Tigerbox, eine Hörspielbox, die auch mit einem Streamingportal genutzt werden könnte. „Aber wir geben sie nur für den Offline-Gebrauch mit fünf Karten heraus.“ Mark Yeesune-Hlong befürchtet, dass sie etwas störanfälliger sein könnte als die Tonie-Boxen. „Von denen haben wir insgesamt 40 mit etwa 100 Tonies, die wir auch an Kinder ausleihen“, erzählt er. „Wenn alles gut klappt, können wir uns vorstellen, ihnen die Tigerbox in der normalen Ausleihe anzubieten.“

Die Stadtbibliothek Reinbek hat eine „Bibliothek der Dinge
Die Stadtbibliothek Reinbek hat eine „Bibliothek der Dinge" eingerichtet. Sophie Stenner, stellvertretende Bibliotheksleiterin, zeigt den Fensterreiniger, den sie gern ausprobieren würde. © Susanne Tamm

Für die Ausleihe reicht ein Leseausweis

Die Alltagsdinge werden nach dem gleichen Prinzip wie die Bücher verliehen. Einzige Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft in der Stadtbibliothek. Weitere Kosten fallen nicht an. „Bei der Leihfrist haben wir erst überlegt, sie zu verkürzen, aber wir wollten es weder unseren Mitgliedern noch den Mitarbeitenden unnötig kompliziert machen“, erläutert Sophie Stenner. „Deshalb bleibt es bei vier Wochen Ausleihfrist.“ Wie bei den Büchern können sich Interessierte für bestimmte Gegenstände vormerken lassen.

Wer etwas ausleihen möchte, wendet sich an die Mitarbeitenden. „Bei einigen liegt eine Gebrauchsanweisung bei oder ein QR-Code, der auf das passende Youtube-Video führt“, erläutert Sophie Stenner. „Die Batterien tauschen wir aus. Reinigungsmittel für den Fenster-Kärcher oder Folien für das Laminiergerät müssen die Ausleihenden selbst besorgen.“ Bei der Rückgabe werde das Gerät kurz auf seine Funktionsfähigkeit überprüft.

Das Buch zum Ukulele-Lernen ist bestellt

Für einige Dinge wird gleich das passende Buch mit verliehen: Beim Strickliesel-Set etwa erfährt man aus einem beiliegenden Buch Tipps, was man aus den Strickschläuchen machen kann. Und für die Ukulele ist ein Lehrbuch bestellt.

Alle Gegenstände wurden zuerst darauf geprüft, ob sie funktionieren. Bis auf den Laser-Entfernungsmesser sind alle noch unbenutzt. „Das Messgerät haben wir zufällig gebraucht und gleich ausprobiert“, erzählt die Bibliothekarin. Sie würde gern einmal den Kärcher für die Fenster testen. „Das würde mich vielleicht dazu motivieren, häufiger mal die Fenster zu putzen.“

Für die Bibliothek der Dinge nehmen die Mitarbeitenden auch Wünsche auf. Denn wenn sie gut angenommen wird, soll sie erweitert werden.