Reinbek/Bergedorf. Hobby-Fotograf Harald Lemke aus Bergedorf zeigt faszinierende Fotos aus dem Waldgebiet. Wie er dazu kam.
Harald Lemke gehörte zu den viel beschäftigten und hochgeschätzten IT- und Infrastrukturexperten Deutschlands. So hat der Bergedorfer den Deutschen Bundestag in der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft in den 2010er-Jahren beraten. Mit dem gleichen hohen Engagement, das er im Berufsleben gezeigt hatte, hat er sich nach dem Eintritt in den Ruhestand einem neuen Metier gewidmet: Lemke erforscht den Sachsenwald und teilt seine Erkenntnisse sowie Fotos – der Mann kommt schließlich vom Fach – in einem Sachsenwald-Blog.
„Im Sachsenwald bekommt man einen klaren Kopf“, schwärmt er vom größten zusammenhängenden Waldgebiet Schleswig-Holsteins. Der heute 66-Jährige kehrt mit seinem Hobby zu seinen Wurzeln zurück. Geboren in Wentorf, war der Sachsenwald „unser ‚Jungs-Revier“, erinnert er sich. Beruflich ging es über Hamburg und Wiesbaden nach Bonn. Ort des Ruhestandes sollte vor drei Jahren Hamburg-Winterhude werden, doch dort wurde er nicht wirklich glücklich. Lemke zog nach Bergedorf in die Nähe der alten Heimat – und in die Nähe des Sachsenwaldes.
Im Ruhestand widmet sich der ehemalige IT-Experte dem Sachsenwald
Bei einem Spaziergang durch den Wald sprudelt es nur so aus dem sonst so sachlichen Mann heraus. Es wird zu einer Parforcetour an Informationen. Lemke kann über die Historie des Sachsenwaldes („er war früher viel größer“) referieren, in der sich die deutsche Geschichte spiegelt. So bildete der Limes Saxoniae, auch Sachsenwall genannt, im Mittelalter eine natürliche Grenze und trennte die Slawen von den Germanen. Und die Reichsgründung 1871 führte zur Schenkung des Sachsenwaldes durch Kaiser Wilhelm I. an Otto von Bismarck für dessen Verdienste.
Lemke kann ausführlich die erholende Wirkung eines Waldspaziergangs aufzeigen. Das Waldbaden, erklärt er, hat japanische Wurzeln. Deswegen habe er viel Verständnis für die gern belächelten Waldbader, die, so sie Kurse im Sachsenwald anbieten, eine Zertifizierung vorweisen müssen. Vor allem wird dem Betrachter Wissen über die Struktur des Waldes und der Bäume vermittelt. Der Begleiter sieht plötzlich, wo der Sachsenwald noch seine einst überall vorhandene Urwaldstruktur hat. Man erkennt Monokulturen und Nutzwald mit gemischten Baumarten. Und Lemke kennt natürlich die wirklich alten Exemplare, die bis zu 450 Jahre alt sind.
Landschaftsfotografie ist seine Leidenschaft
Die Flora und Fauna hält Lemke mit der Digitalkamera fest. Landschaftsfotografie ist eine lang gepflegte Leidenschaft. 15.000 Bilder hat er allein im Sachsenwald gemacht. Sie bilden das Rückgrat seines Blogs, mit dem er dem User die Schönheiten dieses Waldes näherbringen will. Außerdem werden die Bilder auf Instagram (@sachsenwaldblogger) präsentiert.
So leicht ihm das Fotografieren falle, so schwer falle es ihm, die Eindrücke in Worte zu fassen, bekennt Lemke freimütig. Bei seinem Hobby kann er auf kompetente Unterstützer zählen. „Ich kenne inzwischen die Förster und Revierjäger“, berichtet er. Sie würden ihn nicht nur dulden, sondern auch mit vielen Informationen bei seinen Aktivitäten unterstützen.
Früh morgens auf der Suche nach dem Hirsch
Und so ist er am frühen Morgen, wenn sich andere Rentner noch einmal in ihrem Bett umdrehen, unterwegs. Dann kehrt er aber erfreut nach Hause zurück, wenn er nicht nur einen Zwanzig-Ender ausfindig gemacht, sondern auch fotografiert hat – auch wenn der kapitale Hirsch im Morgennebel stand, als er ihn fotografierte.
Lemke wird sich erneut morgens auf den Weg machen, um das Tier mit dem gewaltigen Geweih zu finden und zu fotografieren. Seit im Sachsenwald eine Wölfin sesshaft wurde, mittlerweile soll es sich um ein Paar handeln, ist das Aufspüren von Tieren allerdings deutlich schwieriger geworden. „Die Rehe verstecken sich im dichten Unterholz und kommen viel seltener raus“, berichtet Lemke.
Kalender für 2023 mit dem Thema Bäume
Es gibt seit Kurzem noch einen weiteren Weg, über den der agile Senior seine Leidenschaft für den Sachsenwald mitteilt: Kalender mit vielfältigen Landschaftsaufnahmen hat er schon seit rund 20 Jahren erarbeitet und an Freunde verteilt. In diesem Jahr hat er den Lieblingswald als alleiniges Motiv auserkoren. Den Sachsenwald-Kalender 2023, Titel: Die alten Bäume vom Sachsenwald, lässt er in einer größeren Auflage drucken, sodass er über seinen Blog sowie im gut sortierten Buchhandel der Region erhältlich ist (34 Euro). Zudem möchte Lemke seine Landschaftsfotografien in der Region ausstellen. Anfang 2023 soll das Projekt starten.
Für ihn bleibt es ein Hobby, finanzielle Interessen hat er nicht. „Die Einnahmen werden längst nicht kostendeckend sein.“ Wer nun meint, dass alle schönen Bäume fotografiert, alle Tiere des Waldes abgelichtet sind, der irrt. „Es wird nie langweilig“, sagt Lemke.
www.sachsenwaldblog.de