Reinbek. Reinbeks Parteien suchen nach Wegen aus der Energiekrise – dazu gehören auch Fotovoltaik und Gebäude-Optimierung. Das sind die Ideen.
Alle fürchten die steigenden Energiekosten, vor allem die, die noch kommen sollen: Privathaushalte, kleine und große Unternehmen, aber auch die Kommunen und ihre Einrichtungen müssen sich auf immense Ausgabensteigerungen einstellen. „Die gegenwärtige Energiekrise verschärft noch einmal den Handlungsdruck, der durch die Klimakrise ohnehin schon besteht“, sagt Philipp Quast, Vize der Reinbeker SPD-Fraktion. Angesichts der Energiekrise fordern deshalb auch Reinbeker Parteien, die Energiegewinnung zu optimieren und Heiz- und Stromkosten einzusparen.
Reinbeks FDP fordert im Hauptausschuss, die Möglichkeiten einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach des neuen Feuerwehrgerätehauses zu prüfen. Jetzt haben auch die Sozialdemokraten eine ganzes Paket an Anträgen zum Thema für die nächste Sitzung des Umweltausschusses ausgetüftelt.
Energiekrise: Pläne für Wasserkraftwerk seit 15 Jahren in der Schublade
Neben der Prüfung der städtischen Gebäude, ob sie sich als Träger für Fotovoltaikanlagen eignen, sowie ihrer energetischen Ertüchtigung wollen sie auch begutachten lassen, ob es sich lohnt, ein Wasserkraftwerk am Mühlenwehr zu errichten. Denn dort rauscht das Wasser der Bille bisher ungenutzt in die Tiefe der unteren Bille. Laut SPD hat das E-Werk-Sachsenwald seit 15 Jahren Pläne für ein Wasserkraftwerk am Mühlenteich in der Schublade.
Bereits 2013 berichtete die Bergedorfer Zeitung über die Pläne des E-Werks. Geschäftsführer Thomas Kanitz und der technische Leiter Kai Kröger erläuterten damals zwei Varianten, für die sie bereits 2008 Angebote bei einem Unternehmen eingeholt hatten, das in Süddeutschland viele Kleinwasserkraftwerke gebaut habe.
Wasserrad: 20 Haushalte könnten durchgehend mit Strom versorgt werden
Möglich sei als Variante eins ein Wasserrad hinter der Schlossbrücke im Unterlauf des Flusses, das etwa 30 Kilowatt elektrische Leistung erbringen könnte. Preis vor 14 Jahren: etwa 150 000 Euro. „20 Haushalte könnten durchgehend mit Strom versorgt werden“, sagte Kai Kröger dazu. Variante zwei, ein Turbinen-Kraftwerk, war mit 220 000 Euro kalkuliert worden, hätte aber mit 45 Kilowatt etwa 30 Haushalte versorgen können.
Laut Kanitz hätte für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung aber erst die Fischtreppe gebaut werden müssen, um zu erfahren, wie viel Wasser durch das Wehr fließe. 2013 wurde die Fischaufstiegsanlage, der Borstenfischpass, heiß diskutiert. Denn die EU fordert eine Durchlässigkeit der Gewässer von der Quelle bis zur Mündung, damit Aal, Stör und andere Fische in ihre Laichgebiet gelangen können. 2015 scheiterte das Projekt an der Finanzierung. Denn die Reinbeker Politik hatte zwar dem Bau, nicht aber den Kosten von 2,3 Millionen Euro zugestimmt.
Nikolaus Kern: „Das Rathaus ist energietechnisch von vorgestern“
„Die Fischtreppe wird kommen“, prophezeit Bauamtsleiter Sven Noetzel auch heute noch. Die aber stehe einem Wasserkraftwerk entgegen, ist er überzeugt. Denn das Gefälle und die Wassermengen seien für ein derartiges Kraftwerk zu den heutigen Preisen nicht ausreichend. Zusätzlich erschwere die denkmalgeschützte, historische Uferbefestigung sowie die auf Pfählen gegründete Brücke ein derartiges Projekt.
Ein zweiter Fokus der Reinbeker SPD liegt auf den städtischen Gebäuden: Schon im Klimaschutzkonzept von 2017 sei das Reinbeker Rathaus als einer der größten Problemfälle der Stadt identifiziert worden. Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kern sagt: „Das Rathaus ist energietechnisch von vorgestern. Das ist weder im Hinblick auf die Klimakrise noch auf die immer weiter steigenden Energiekosten vertretbar.“
SPD möchte Gutachten in Auftrag geben: Sanierung oder Neubau?
Daher möchten die Sozialdemokraten ein Gutachten in Auftrag geben, das die Frage „Sanierung oder Neubau?“ beantwortet. Neben dem Energieverbrauch des Gebäudes an der Hamburger Straße sieht Kern noch weitere Probleme: So werde das Rathaus den Anforderungen einer modernen Kommune räumlich nicht mehr gerecht, und auch hinsichtlich der Nutzbarkeit für Bürgerinnen und Bürger sei noch Luft nach oben.
Auch bei anderen städtischen Gebäuden sehen die Sozialdemokraten Entwicklungspotenziale, vor allem für die Installation von Fotovoltaikanlagen. „Wir haben als Kommune eine Vorbildfunktion“, sagt Philipp Quast, ebenfalls Stadtverordneter im Umweltausschuss. „Von den Bürgerinnen und Bürgern Klimaschutz zu erwarten, ohne die entsprechenden Schritte auch bei den kommunalen Gebäuden zu gehen, wird dieser Rolle nicht gerecht.“
Deshalb bittet die SPD-Fraktion die Verwaltung für den Umweltausschuss am Donnerstag, 15. September, 19.30 Uhr, um einen Bericht zum aktuellen Stand zum Thema.