Reinbek. Arbeiten an historischer Ufermauer. Winfried Schneiders Garage ist nicht mehr zu erreichen – sein Haus nur noch über eine Holztreppe.
Viele Autofahrer beschweren sich über die einseitige Sperrung der Schlossstraße in Reinbek wegen der Baustelle an der historischen Ufermauer. Lastwagen dürften dort eigentlich nicht durchfahren, um die instabile, ursprünglich 1741 errichtete Ufermauer nicht zu gefährden. Doch am meisten Grund, sich zu beklagen, hat wohl Winfried Schneider. „Ich bin Bestandteil der Baustelle“, sagt er. Denn die Baustelle Uferstraße liegt direkt vor seiner Haustür.
Schneider ist vom Reinbeker Stadtgebiet abgeschnitten
Sein Haus ist eine kleine Exklave: Erbaut 1865, seit 1907 im Familienbesitz, zählt es zu Reinbek, obwohl es direkt auf der Wentorfer Seite des Grenzflusses Bille liegt. Das sei darauf zurückzuführen, dass hier einmal die Wassermühle gelegen habe, die auf beiden Seiten von der Bille umspült worden sei. „Das ist auf alten Kupferstichen noch gut zu erkennen“, sagt Winfried Schneider.
Nun ist er durch die Baustelle völlig abgeschnitten vom Reinbeker Stadtgebiet. „Ich bin entsetzt über die mangelhafte Informationspolitik der Stadt“, sagt der pensionierte Lehrer. „Ich kam Mitte Oktober 2019 spät aus dem Urlaub zurück und fand mein Grundstück eingezäunt vor. Warum, war mir leider nicht mitgeteilt worden.“
Nun stört auch noch ein Schmutzwasserschacht
Am nächsten Tag musste er früh los, um seinen Hund abzuholen. Als er mittags zurückkehrte, waren die Arbeiter gerade dabei, den Weg zu seiner Garageneinfahrt zu versperren. „Mein Garagentor hatte man einfach ignoriert“, erzählt er verärgert. Seit schließlich auch noch die Rohrleitungen für die Baustelle verlegt wurden, ist sein Grundstück nur noch über eine hölzerne Treppe zu erreichen. „Als ich zu meinem Geburtstag eingeladen hatte, war es für einige Gäste nicht so einfach, mein Haus zu erreichen“, sagt Winfried Schneider.
Seit Anfang Dezember hat man für ihn einen Parkplatz gegenüber am Mühlenteich reserviert, weil nun auch noch ein neuer Schmutzwasserschacht vor seinem Haus gesetzt und dafür ein riesiges Loch gegraben wurde. „Allerdings musste ich die Arbeiter erst darum bitten, ihn abzudecken, damit nicht jeder Besucher sieht, was dort herumschwimmt“, erzählt der Baustellenbewohner.
Abfallwirtschaft Südholstein reagiere spät auf Beschwerden
„Der Lärm hält sich zum Glück in Grenzen, weil ich Schallschutzfenster habe“, stellt Winfried Schneider fest. Außerdem seien die Pfähle, die das Erdreich unter der Straße stützen sollen, nicht gerammt, sondern ins Erdreich gedrückt worden. Kaum hat er dies ausgesprochen, beginnt jemand, mit einem Bagger die Fahrbahn aufzureißen: Das gesamte Haus vibriert. Winfried Schneider seufzt und sagt: „Leider ist mein Müll am Montag nicht abgeholt worden. Das passiert laufend. Vermutlich werden die Tonnen vergessen, weil ich sie jetzt auf Wentorfer Gebiet außerhalb des Bauzauns abstellen muss.“
Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) reagiere auf seine Beschwerden erst spät. „Bei den gelben Säcken hat es zwei Wochen gedauert“, sagt der 70-Jährige. Solange horte er den Müll in der Garage, denn „die kann ich zurzeit ja ohnehin nicht nutzen.“ Immerhin: Die Post und die Zeitung kämen zuverlässig.
AWSH entschuldigt sich für Probleme mit der Müllabfuhr
Im Januar habe ihn schließlich Bürgermeister Björn Warmer besucht. Zu Schneiders Frage, ob die Stadt ihm den Verlust an Lebensqualität in irgendeiner Form entschädigt, äußert sich Warmer allerdings nur zurückhaltend: „Um eine Entschädigung zu prüfen, bräuchte es schon konkrete Ansprüche.“ Zudem betont der Verwaltungschef: „Herr Schneider ist vorab umfassend in zwei Gesprächen mit dem bauleitenden Ingenieur der beauftragten Firma und unserem Tiefbauingenieur informiert worden.“ Der tatsächliche Baubeginn habe sich mit seinem Urlaub leider überschnitten. „Ansonsten gibt es einen engen Kontakt zwischen ihm und der Firma, und ihm wird stets unbürokratisch geholfen.“ Winfried Schneider rechnet nicht vor Ende Mai mit einem Abschluss der Arbeiten. „Die werden nicht so schnell fertig, die finden ja ständig etwas Neues“, stellt er ernüchtert fest.
Reinbeks Tiefbauingenieur Norbert Wulff bestätigt, dass das derzeitige Hochwasser der Bille die Arbeiten nochmals verzögert. Eigentlich müssen als Nächstes weitere Holzbohlen und Findlinge in der Spundwandtrasse geborgen werden, damit mit den Spundwandarbeiten für die spätere Uferwand begonnen werden kann. „Ich rechne aber nicht damit, dass wir in den nächsten 14 Tagen weiterarbeiten können“, sagt Wulff. AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke meldete sich jetzt zu den Entsorgungsproblemen: „Es hat Schwierigkeiten gegeben, das tut uns leid. Diese sind aber immer behoben worden. Die Lage in der Baustelle ist auch für uns schwierig.“