Reinbek. In 16 Tagen durch neun Länder um die Ostsee: der Reinbeker Tom Birkner und der Dassendorfer Jens Peters haben es geschafft.
Am Ende war die Vorfreude auf Zuhause, gutes Schwarzbrot und die Familie groß: Am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr fuhren der Reinbeker Tom Birkner (66) und sein Freund Jens Peters (66) aus Dassendorf über die Ziellinie auf dem Hamburger Fischmarkt.
Die beiden Freunde sind erfolgreiche Absolventen der Baltic Sea Circle Rallye, „der nördlichsten Rallye des Planeten“, wie die Organisatoren werben. In einem Oldtimer müssen die Teilnehmer in 16 Tagen 7500 Kilometer um die Ostsee fahren und dabei neun Länder (Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen durchqueren) durchqueren. Autobahn, GPS und Navi sind nicht erlaubt.
Baltic Sea Circle Rallye ist ein großes Abenteuer
„Ein Abenteuer, bei dem man nicht weiß, wo man die nächste Nacht verbringt“, sagt Tom Birkner. „Und anstrengender, als man vermutet“, fasst Jens Peters zusammen. Verfahren haben sie sich zwar kaum, aber ihr Volvo 245 (Baujahr 1990) hat keine Klimaanlage. „Da kamen wir in der zweiten Hälfte der Tour und 31 Grad Celsius ziemlich ins Schwitzen“, sagt der 66-Jährige.
Für beide Männer, die sich 1986 auf der Einschulungsfeier ihrer Töchter kennengelernt haben und seitdem befreundet sind, war es die zweite Rallye. Vor zwei Jahren haben sie schon an der durch Deutschland teilgenommen. So eine lange Tour aber haben sie zum ersten Mal absolviert.
Täglich 700 Kilometer im alten Volvo
Sie sind täglich bis zu 700 Kilometern gefahren und haben sich alle zwei Stunden am Steuer abgewechselt. „Zum Ende hin aber ging es nur noch darum, die Kilometer zu schaffen. Da blieb der Spaß ein wenig auf der Strecke“, sagt Birkner, der findet, dass die Tour zeitlich zu knapp geplant ist.
Überhaupt war der erste Teil durch Schweden über die Lofoten bis zum Nordkap der landschaftlich schönere. „Finnland mit seinen eintönigen Wäldern“ konnten die Männer weniger abgewinnen, und auch die Menschen waren sehr verschlossen. „Das haben wir in Schweden und Norwegen völlig anders erlebt“, sagt der pensionierte Schifffahrts- und Speditionskaufmann Birkner etwas enttäuscht.
Zeit, hinter die Fassade der kühlen Finnen zu schauen, blieb ihnen aber nicht. „So eine Rallye ist kein Urlaub“, stellt er fest.
Keine Panne in den 16 Tagen
Dabei haben es die beiden oldtimerverrückten Freunde bereits gemütlicher angehen lassen als andere Teilnehmer, die schon morgens um 6 Uhr auf der Piste waren. „Den Anspruch, zu gewinnen, hatten wir nicht. Dabei zu sein und gut durchzukommen ist alles“, sagt Peters.
Das ist ohne Panne und Unfall gelungen: Ihr 32 Jahre alter Volvokombi lief wie eine Eins, brauchte nicht eine Flasche Öl und hat jetzt gut 270.000 Kilometer auf dem Tacho. Doch auch eine Panne hätte die beiden Männer nicht aus der Ruhe gebracht: Jens Peters ist gelernter Kfz-Mechaniker, und sie teilen das gemeinsame Hobby Schrauben und Basteln an Oldtimern in ihrer Garage in Kröppelshagen.
Das gemeinsame Abenteuer hat sie noch enger zusammengeschweißt. Ob ein weiteres folgt, wissen sie noch nicht. „Diese Rallye müssen wir erst einmal sacken lassen“, sind sie sich einig.
Auf dem Autofriedhof in Schweden auch Abbas erster Tourbus
Besonders beeindruckt hat sie der wilde Autofriedhof inmitten von schwedischen Wäldern. „Da rosten Wracks im Wald seit Jahrzehnten vor sich hin, weil die Entsorgung in Schweden so teuer war“, sagt Birkner. Unter den Rostlauben in der Nähe der Stadt Ryd in Südschweden steht auch ein besonders berühmtes Exemplar: der erste Tourbus der Popband Abba. Mittlerweile ist der wilde Autofriedhof ein Anziehungspunkt für Touristen geworden.
Auch die schneebedeckten Berge auf den Lofoten und die helle Mitternachtssonne am Nordkap fanden sie großartig. „Da haben wir im Auto wild gecampt“, sagt Birkner
Davon haben sie ihren Freunden vom Volvo-Stammtisch und ihren Familien am Sonntag gleich nach Ankunft bei einem Bier erzählt.
Wer Lust bekommen hat auf die Tour, kann sich jetzt für die in 2023 anmelden. Die Startgebühr fürs Zweier-Team beträgt 980 Euro.