Reinbek. Tom Birkner und Jens Peters (beide 66) starten auf der Baltic Sea Circle Rallye. Und sie sammeln für einen guten Zweck.

Abenteuerlust – und eine Portion Verrücktheit – die treiben die Reinbeker Thomas alias Tom Birkner und Jens Peters dazu, bei der Baltic Sea Circle Rallye zu starten. „Mein Kumpel und ich sind oldtimerverrückt und haben wohl beide ein bisschen was an der Waffel“, erzählt der 66-jährige Schifffahrts- und Speditionskaufmann in Rente grinsend von der Motivation der beiden Rallye-Fahrer.

Am heutigen Sonnabend gegen 11 Uhr starten sie als Team 273 namens Die DR3I: Der Road-Trip im Oldtimer führt über 7500 Kilometer und durch neun Länder in 16 Tagen rund um die Ostsee. Die Strecke verläuft vom Start auf Gut Basthorst über Dänemark, Stockholm auf die Lofoten zum Nordkap, dann Richtung Süden nach Helsinki, Tallin und über Danzig zurück nach Gut Basthorst.

Die Werkstatt in Kröppelshagen ist das zweite Wohnzimmer

„Die Station Leningrad fällt wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine wohl leider aus“, sagt Birkner bedauernd. „Die genaue Route samt Aufgaben, die wir erfüllen sollen oder besser dürfen, erfahren wir erst kurz vor dem Start am Sonnabend.“ Dann werden die insgesamt 256 Teams aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Litauen eingewiesen und erhalten ihr Roadbook.

Seitdem sie sich beim ersten Elternabend ihrer Töchter in der ersten Klasse 1986 dazu breitschlagen ließen, Elternsprecher zu werden, sind der Reinbeker und der Dassendorfer befreundet. Gewöhnlich schrauben die beiden gleichaltrigen Rentner in ihrer Werkstatt in Kröppelshagen an ihren Oldtimern herum. „Das ist unser zweites Wohnzimmer“, erklärt Tom Birkner. Dort hat er zwei 59 und 57 Jahre alte Volvo stehen, Jens Peters seinen Mercedes von 1973.

Das Fahrzeug haben sie auf den Namen Lisa getauft

„Die sind aber eigentlich gut in Schuss“, stellt Jens Peters fest, im aktiven Arbeitsleben zuletzt Unternehmer in Geesthacht und gelernter Kfz-Mechaniker. „Es geht mehr um das Zusammensitzen und Quatschen. Ihre Oldies sind ihnen für die Rallye aber „zu schade“. Deshalb haben sie auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch ein 32 Jahre altes Exemplar ergattert. Denn der Rennwagen muss mindestens 20 Jahre alt sein und darf nicht mehr als 2500 Euro kosten. Gar nicht so einfach.

„Wir mussten auf einen Volvo für 4500 Euro zurückgreifen“, berichtet Tom Birkner. Das Fahrzeug haben sie auf den Namen Lisa getauft. Lisa gilt als gleichwertiges Mitglied im Team Die DR3I. Kaum einer der Teilnehmer könnte für diesen Preis ein fahrtaugliches Auto auf dem Markt finden. „Als allgemeine Regel gilt nun, dass für jeden Tausender, den das Fahrzeug mehr kostet, ein Hunderter mehr an Spenden gesammelt werden soll.“

Das Wohltätigkeitsprojekt ist für die beiden Ehrensache

Denn jedes Team muss vor und während der Rallye für ein gemeinnütziges Projekt über das Internet-Portal Betterplace sammeln. Birkner und Peters haben sich für Die Arche, ein christliches Kinder- und Jugendwerk, entschieden, das sozial benachteiligte Kinder in ihrer Freizeit betreut und fördert. Sie wollen 1500 Euro spenden, 990 Euro haben sie bereits zusammen. „Meine Schwester und mein Schwager engagieren sich im Freundeskreis der Arche“, erzählt Tom Birkner. „Sie haben sich riesig gefreut, als wir von unseren Plänen erzählt haben (https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/ 42130).

Das Wohltätigkeitsprojekt ist für die beiden Ehrensache. Ebenso, dass Navigationsgeräte, Autobahnen und GPS während der Rallye tabu sind. „Ansonsten ist das Reizvolle an dieser Tour, dass jeder selbst bestimmen kann, wie weit er mitmacht. Motto: Alles kann, nichts muss.“

Im Zelt stecken zwei separate Schlafkammern mit bequemen Gästebetten

Ihre Feuerprobe haben die beiden übrigens schon bei der Deutschland Rallye 2020 bestanden, da ging es 3500 Kilometer lang rund um Deutschland herum. „Wenn es nicht zu kalt und zu nass wird, schlafen wir im Zelt“, sagt Tom Birkner. „Aber vorsichtshalber haben wir ein paar Low-Budget-Übernachtungen gebucht, alles, was Booking.com so hergibt und wir auch kurz vorher noch stornieren können. Darunter ist beispielsweise eine Blockhütte auf einer Husky-Farm.“

Die Campingausrüstung der beiden hat es übrigens in sich: In dem Zelt der beiden, das dank aufblasbarem Gerüst innerhalb von 20 Minuten aufgestellt ist, kann man bequem stehen. Außerdem stecken zwei separate Schlafkammern mit bequemen Gästebetten darin. „Wir haben das Ganze in Jens’ Garten getestet, damit nichts schief geht“, berichtet der Reinbeker. „Auf unserer Deutschland-Tour im Oktober war es zu kalt zum Zelten.“

Festival-Feeling kommt auf Gut Basthorst trotzdem auf, bei einem Kaltgetränk lassen sich die ersten Kontakte zu den anderen Abenteurern knüpfen und beispielsweise über die Höhepunkte der Tour plaudern. Ein Programmpunkt steht bereits: Für die Rallye wird die Weltkugel am Nordkap extra für den Autoverkehr geöffnet. Mögliche Aufgaben aus dem Roadbook sind ebenfalls Thema. Auch diese sind übrigens kein Zwang. Denn gewinnen sei nicht das Ziel: Die ersten bis dritten Plätze bekommen einen Gutschein für eine weitere Rallye. Allen weiteren ist der vierte Platz sicher. Wer das Abenteuer verfolgen will, kann sich unter findpenguins.com/ 1fi8o4nrvxm3o registrieren.