Reinbek. Helga Scheller-Schieweck, Direktorin Sachsenwaldschule Reinbek, geht in den Ruhestand. Es ist ein Abschied, der ihr wehtut.

Fast 40 Jahre war Helga Scheller-Schieweck im Schuldienst, hat bis zum Schluss unterrichtet und es sich nicht nehmen lassen, Abitur-Prüfungen abzunehmen. Jetzt verabschieden die etwa 1050 Jugendlichen der Sachsenwaldschule Gymnasium Reinbek ihre Schulleiterin offiziell in den Ruhestand. Einen Tag, den die 65-Jährige nicht herbeigesehnt hat: „Ich bin mit Leib und Seele Lehrerin“, erzählt sie lächelnd. Vor allem „die vielen interessanten Begegnungen mit den jungen Menschen“ hätten sie motiviert, zuletzt zehn bis elf Stunden pro Schultag zu arbeiten. Denn als Schuldirektorin hatte sie selbstverständlich noch weitere Aufgaben über den Unterricht in Biologie, Chemie und Latein hinaus gehabt. „Man muss das mögen“, stellt sie fest – wieder mit einem feinen Lächeln.

Die letzten neun Jahre ihrer Laufbahn war die Lehrerin Schulleiterin des Reinbeker Gymnasiums. Ihre Bilanz: „Ich hatte eine sehr erfüllende, in den vergangenen zwei Corona-Jahren auch fordernde Zeit“, sagt sie. „Glücklicherweise hatte ich immer ein gutes Team hinter mir – auch während der Pandemie.“ Der Unterricht und das Schulleben hätten immer wieder an die Gegebenheiten und die oft sehr kurzfristigen Verordnungen des Bildungsministeriums angepasst werden müssen.

Sachsenwaldschule Reinbek ist seit 2013 ihre Wirkungsstätte

Während des Abiturs im ersten Corona-Jahr habe sie täglich mit dem Oberstufenleiter telefoniert. „Wir haben alles mit Handschuhen angefasst. Das war ein Heidenaufwand“, erinnert sie sich. Im Rückblick sei vieles übertrieben gewesen, aber man hatte damals einfach keine Erfahrungswerte. „Wir haben sieben Entlassungsfeiern ausgerichtet, um die Sicherheit zu gewährleisten“, sagt sie.

Als junge Referendarin von 1981 bis 1983 in Hamburg hätte sie sich solch einen Unterricht nie vorstellen können. Danach fing sie als Vertretungskraft für neun Monate als Lehrerin am Gymnasium Schwarzenbek an – und blieb schließlich 15 Jahre. 1988, nach ihrer Verbeamtung, übernahm sie die Aufgabe der Oberstufenverwaltung. 1998 wechselte sie als Oberstufenleiterin zum Emil-von-Behring-Gymnasium in Großhansdorf. Auch dort blieb sie 15 Jahre, bis sie am 1. Juli 2013 Schulleiterin in Reinbek wurde.

Sachsenwaldschule Reinbek: digital gut aufgestellt

Als sie Resümee ziehen soll, sagt sie, dass die schönen Erlebnisse, die Begegnungen nämlich mit den Schülern sowie den Lehrkräften, überwiegen. „Die Einschulungsfeiern habe ich sehr geliebt. Da habe ich den Neuen immer eine kleine Geschichte erzählt. Die Aufführungen aus dem Fach Darstellendes Spiel, die Verabschiedungen, unsere Weihnachtsbasare zugunsten der SOS-Kinderdörfer gehören dazu und natürlich die Jubiläen.“ Zum 90-Jährigen feierte die Schule eine ganze Woche lang. Zum 95. Geburtstag fuhr die gesamte Schule mit 28 Bussen in den Heide-Park.

In den fast zehn Jahren an der Sachsenwaldschule hat sie viel erreicht: Die Digitalisierung ist gut vorangeschritten. Es gibt in jedem Klassenraum interaktive Tafeln oder Beamer, Dokumentenkameras, mit denen Dokumente live auf die Tafeln übertragen werden können, Schülerlaptops sowie WLAN.

„Es ist im Moment sehr schwierig, Lehrer zu finden“

„Vor allem haben wir eine völlig neue Elektroinstallation“, erzählt sie. „Vorher ist regelmäßig die Sicherung herausgeflogen, wenn wir während des Basars in zwei benachbarten Klassenzimmern jeweils ein Waffeleisen angeschaltet haben.“ Außerdem sei die Aula komplett renoviert mit neuem Fußboden, einer neuen Bühne, und auch in hochwertige Samtvorhänge sind viel Liebe und Geld investiert worden. Außerdem sei ein neuer Innenhof mit Klettermöglichkeiten für aktive Pausen der Orientierungsstufe auf den Weg gebracht.

Die Schulleiterin hinterlässt also kein unbestelltes Feld und will noch dafür sorgen, dass auch der Start ins neue Schuljahr nach den Sommerferien gelingt. Bis Ende Juli erstellt sie neue Stundenpläne und führt Bewerbungsgespräche. „Es ist im Moment sehr schwierig, Lehrer zu finden“, sagt sie. Und Schulleiter. Ihre Stelle ist bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben. Solange übernimmt ihr Stellvertreter Sebastian Stemmler.

Danach im August atmet Helga Scheller-Schieweck mit ihrer 21-jährigen Tochter in Südtirol durch. Da findet sie dann vielleicht auch die Muße zu überlegen, was nach der Reise kommen soll. „Mein Garten kann ein bisschen Zuwendung vertragen“, stellt sie fest. „Und ich würde gern Italienisch lernen. Vielleicht gehe ich den Jakobsweg? Mal sehen.“ Laut ihrem Sohn (31) habe sie ohnehin immer viel zu viel gearbeitet.