Reinbek. Alleiniger neuer Eigentümer will Volkshochschulflügel der denkmalgeschützten Villa sanieren und allen zugänglich machen.
Der Saal des denkmalgeschützten Victor-Gollancz-Hauses ist am Amtsgericht Reinbek für 211.000 Euro versteigert worden. Der neue Eigentümer ist gleichzeitig ehemaliger Miteigentümer. Zwischen den zuvor zwei Parteien hatte es Streit um die Dachsanierung gegeben. Weil die eine den Auftrag immer wieder verzögert hat, hat die andere Partei eine Teilungsversteigerung beantragt. Jetzt hat er den Saal erworben, um den Saal reinigen zu lassen und das mit Asbest belastete Dach reparieren zu lassen. Ziel ist es, den Trakt wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Volkshochschule Reinbek nutzte den Saal für Kurse
Der Saal, der in den 1950er bis 1960er-Jahren an die Villa angebaut worden war, war bis 2018 von der Volkshochschule genutzt worden – bis man Asbest entdeckt hatte. Nachdem die Eigentümer die Stadt darüber informiert hatten, dass der Saal möglicherweise belastet sei, hatte diese alle Volkshochschul-Kurse abgesagt. Es folgte ein Streit über Zuständigkeiten und Raumluftmessungen zwischen den privaten Vermietern und der Stadt.
Teilweise zankte man sich über die Medien: Fünf Jahre alter Asbeststaub habe laut dem Fernsehmagazin Panorama noch an Fassade und Fenstern des Victor-Gollancz-Hauses geklebt. Das NDR-Magazin warf der Stadt Reinbek Versäumnisse in der Gefahrenabwehr vor, verschwieg aber, dass diese nicht Eigentümerin war. Laut der Stadt soll es dort keine Gefährdung der Öffentlichkeit gegeben haben.
2006 wurde die Villa an private Eigentümergemeinschaf verkauft
Zur Zuständigkeit sagte Stormarns Landrat Dr. Henning Görtz schließlich: „Für die Abwehr von Gefahren, die von einer Immobilie oder ihrer Nutzung ausgehen, ist zunächst der Eigentümer – auch als Vermieter – verantwortlich.“ Es obliege den Eigentümern, die Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen. Seither sind die Räume gesperrt.
Das ursprüngliche Herrenhaus wurde gegen 1890 erbaut und als Privatkinderheim „Halleur“ genutzt. Um 1923 wurde es für Carl Joachim Heinrich Dobbertin umgebaut und fortan Villa Dobbertin genannt. Das Haus wurde im Art-Deco-Stil hergerichtet, erhielt repräsentative Innenräume. Den heutigen Namen erhielt es einige Jahre später zur Erinnerung an den persönlichen Einsatz des britischen Verlegers Victor Gollancz (1893-1967) nach Kriegsende gegen Hunger und Not, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. 2006 wurde die Villa von der Hansestadt an eine private Eigentümergemeinschaft verkauft.