Reinbek/Hamburg. Seit neun Monaten ist die Brücke über die Bille gesperrt. Fußgänger gelangen frühestens im Januar 2023 von Bergedorf nach Reinbek.

Die Freude über die aktuellen Bauarbeiten an der Pionierbrücke war bei Rüdiger Weissenhorner groß. Der 63-jährige Bergedorfer ist passionierter Radfahrer: „Jetzt ist der Weg über die Bille bald frei. Ich kann es kaum erwarten, endlich meine Runden auch auf der Reinbeker Seite wieder zu drehen.“

Seit neun Monaten wartet er darauf. So lange ist die Verbindung über die Bille zwischen Hamburg und Schleswig-Hostein bereits gesperrt. Denn die alte Holzbrücke, die einst von Bundeswehrpionieren gebaut wurde, war abgängig und wird durch einen neuen Neubau ersetzt – ein 1,4 Millionen teures Gemeinschaftsprojekt der Städte Hamburg und Reinbek.

Bauarbeiten dauern weiter an: Neue Pionierbrücke bleibt weiter gesperrt

Zuerst erneuert Hamburg seinen 18 Meter langen Brückenabschnitt im Süden, im zweiten Schritt dann Reinbek seine 64 Meter lange Vorlandbrücke im Norden. Ende vergangenen Jahres sollte die beliebte Verbindung zwischen Bergedorfer Gehölz und Reinbeker Krähenwald eigentlich wieder eröffnet werden. Beide Bauherren waren sehr zuversichtlich, dass der Plan aufgeht. Im Juni 2021 wurde die Brücke gesperrt.

Schwerlasttransporter bringt drei Brückenteile

Die ersten Arbeiten zur Uferbefestigung und Sanierung des Fundaments waren schnell abgeschlossen. Doch dann ruhten die Bauarbeiten für Monate. Der weltweite Mangel an Magnesium, das für die Herstellung von Aluminium benötigt wird, machte den Planern einen Strich durch die Rechnung. Die marode Holzbrücke sollte durch eine leichte, aber witterungsbeständige Alubrücke ersetzt werden. Trotz rechtzeitiger Bestellung wurde der Rohstoff nicht geliefert, bedauerte Edda Teneyken, Sprecherin des Hamburger Landesbetriebs für Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) die Verzögerung im Dezember.

Passt und ist gut austariert: Polier Gerd Quast prüft die Lage der Alu-Brücke.
Passt und ist gut austariert: Polier Gerd Quast prüft die Lage der Alu-Brücke. © Gerullis | Undine Gerullis

In dieser Woche rollte dann endlich der Schwerlasttransporter aus Engen am Bodensee an, wo die Brücke gefertigt wurde. Üblicherweise baut das Unternehmen nur Brücken im Ganzen. „Eine rund 18 Meter lange und drei Meter breite Alubrücke an dieser Stelle in einem Stück einzusetzen, war aber aus Umweltschutzgründen nicht möglich“, sagt Gerd Quast, Polier beim Tiefbauunternehmen Holst, das im Auftrag des LSBG die Bauarbeiten auf Hamburger Seite durchführt.

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Es liegt am äußerst seltenen und geschützten Eremitenkäfer

Nur wenige Meter von der Baustelle entfernt, lebt der äußerst seltene und geschützte Eremitenkäfer. Die Idee, die Brücke per Hubschrauber einzufliegen, wurde verworfen. Deshalb wurde die Bergedorfer Brücke in drei Einzelteilen gefertigt und in dieser Woche per Hebekran auf das sanierte Fundament gesetzt.

Bis zum heutigen Freitag werden die beiden Mitarbeiter des Brückenbauers die rund 200 Stahlschrauben an den Teilen und Geländer festziehen und die Brücke austarieren. Keine leichte Aufgabe, da Aluminium sich je nach Temperatur zusammenzieht oder ausdehnt. „Es läuft aber alles nach Plan“, sagt Polier Quast. Er ist sehr zuversichtlich, dass die Bauabnahme kommenden Dienstag problemlos verläuft. Lediglich das Gerüst wird noch etwas länger stehenbleiben, da der Pegelstand der Bille für einen Abbau noch zu hoch und die Strömung zu stark ist.

Der 64 Meter langer Brückenanschluss, die Vorlandbrücke, bleibt gesperrt

Dass die rund 5,5 Tonnen leichte Brücke frei schwebt, wird erst danach so richtig zur Geltung kommen. Auffallen allerdings wird Passanten und Radfahrern gleich, dass sie trotz neuer Brücke nicht auf die Reinbeker Seite gelangen. Denn der 64 Meter lange Brückenanschluss, die sogenannte Vorlandbrücke, bleibt weiterhin gesperrt – mindestens bis Januar 2023. Spaziergänger können also den Blick von der neuen Brücke auf die Bille genießen, müssen dann aber wieder umkehren in Richtung Bergedorf.

„Das klingt doch sehr nach einem Schildbürgerstreich“, sagt Rüdiger Weissenhorner enttäuscht, der von Anfang nicht verstanden hat, das Reinbek nicht zeitgleich mit den Brückenbauarbeiten begonnen hat. „Das hat logistische Gründe“, sagt Sascha Borck, Sprecher der Stadt Reinbek. „Unseren Abschnitt können wir nur von der Hamburger Seite aus erneuern und mussten daher warten, bis Hamburg seinen Teil abgeschlossen hat“, sagt er.

Naturschutz verbietet Bauarbeiten bis Anfang Oktober

Mit dem Bau beginnen darf die Stadt nun aber nicht mehr. Denn die Vorlandbrücke liegt in einer besonders schützenswerten Sumpflandschaft. Lärmende Bauarbeiten sind während der Brut- und Laichzeit nicht erlaubt. Frühestens am 1. Oktober darf hier wieder gesägt und gehämmert werden. „So lange bleibt die Brücke gesperrt“, sagt Brock und bedauert die Verkettung unglücklicher Umstände.

Einige Passanten haben sich jetzt schon von den Absperrungen nicht abhalten lassen und sind über das unfertige Brückenbauwerk geklettert – eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, von der Sascha Borck abrät. Er bittet weiter um Geduld. Ab 1. Oktober soll es dann schnell gehen: Das Geld für die Erneuerung in Höhe von rund 700.000 Euro steht bereit. Auch eine Baufirma ist bereits beauftragt.

„Der eigentliche Bau des Holzstegs ist kein Hexenwerk und wird schnell realisiert“, sagte Bauamtsleiter Sven Nötzel noch im November voller Zuversicht. Spätestens bis Ende Februar 2023 muss die Brücke auf Reinbeker Seite fertig sein. Dann beginnt wieder die Schutzzeit. Reinbek plant auf seinem Teil eine Plattform, von der Spaziergänger die Pflanzen- und Tierwelt beobachten können.