Reinbek. Die Beteiligung zur Planung des Reinbeker Stadtteils ist gestartet. Das Interesse vor Ort und im Internet ist enorm.
Es war eine gespannte Atmosphäre bei den rund 30 Teilnehmern zu verspüren, die sich vor Ort zur Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung für die Stadtteilplanung Schönningstedt eingefunden hatten. Bei dem hybrid durchgeführten Termin wählten sich zudem 130 Bürger online ein. Michael Vogt, Abteilungsleiter Planung und Bauordnung, stellte sich nach einem Informationsblock den Fragen der Bürger. So sah es das Konzept vor. Erst im zweiten Schritt der Bürgerbeteiligung Anfang 2022 soll es in die Diskussion gehen.
Stadtentwicklung: Wie soll sich Schönningstedt entwickeln?
Rund 130 Fragen formulierten die Bürger, die für den Livestream per Chat, für die Anwesenden analog mit Block und Stift gestellt werden konnten. „Wir führen heute die erste hybride Veranstaltung durch“, sagte Bürgermeister Björn Warmer. Er begleitete den Termin wie auch Vogts Kollegen David Maihöfer, Cindy Wodrich und Sabine Voss. „Wir möchten gemeinsam einen Entwurf für eine Stadtteilplanung Schönningstedt entwickeln“, so Warmer er. Ziel sei es, die Öffentlichkeit frühzeitig in die Überlegungen mit einzubeziehen.
Recyclinghof und Feuerwehr sind nicht Teil der Veranstaltung
Im Stadtteil Schönningstedt geht es vor allem um die Themen Standortverlagerung des Recyclinghofs in der Glinder Straße, Standort der Freiwilligen Feuerwehr, Entlastung der Königstraße und ortsverträgliche Erweiterung des Gewerbegebiets im Senefelder Ring. Das umstrittene Gebiet Holzvogtland hatten die Stadtplaner aus der Bürgerbeteiligung ausgeklammert.
Gleich zu Beginn erläuterte Vogt, dass die Standortfrage der AWSH (Abfallwirtschaft Südholstein) nicht der öffentlichen Entscheidung unterliege. Im nächsten Bau- und Planungsausschuss am 2. November soll die Entscheidung für eine Verlegung ins Haidland oder die im Wasserschutzgebiet liegende Alternative im Holzvogtland fallen. 7000 Quadratmeter Fläche werden für den Recyclinghof benötigt. Noch in derselben Sitzung soll ein Aufstellungsbeschluss folgen. Erst danach sei eine Bürgerbeteiligung möglich. Dennoch würde es mindestens noch drei Jahre dauern, bis ein Umzug anstünde. Ebenso sei der Standort der Feuerwehr nicht Teil der öffentlichen Entscheidung, da dieser rechtlichen Rahmenbedingungen unterliege.
Verkehrsbelastung steht im Fokus der Fragen
Dennoch hatten die Bürger eine Reihe von Fragen auch zu diesen Projekten. Warum der Zugang der AWSH nicht über die Sachsenwaldstraße erfolge, war eine davon. Vogt informierte, dass es sich hier um eine Landesstraße handle und damit nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadt liege. Der Landesbetrieb Verkehr habe dies auf mehrfache Anfrage abgelehnt. Ob eine Verlegung überhaupt notwendig sei, lautete eine weitere Frage. Vogt verwies auf die seit Jahren andauernden Diskussionen um den Standort.
Bei den Themen der verkehrlichen Entlastung der Königstraße sowie der Erweiterung des Gewerbegebietes am Senefelder Ring scheint es für die Bürger mehr Entscheidungsspielraum zu geben. Andreas Schaumann (58) wohnt in der Bauernvogtei und beklagt den Verkehrslärm, der sich ebenso für Anwohner der angrenzenden Straßen bemerkbar mache. „Viel Verkehr entsteht auch durch Anfahrt der Kunden des dortigen Einkaufszentrums“, sagt er. Für die Bürger sei eine Entlastung der Königstraße einhergehend mit der Erweiterung des Gewerbegebietes ein Widerspruch. Ob Tempolimit oder eine Umgehungsstraße – hier sei noch vieles offen für Gespräche, so Stadtplaner Vogt.
Bürgerin in Sorge wegen Versiegelung von Flächen
Beim Gewerbegebiet drehten sich Fragen um die Notwendigkeit einer Erweiterung. Ob es bereits interessierte Firmen gebe, wollte eine Teilnehmerin wissen. Doch Vogt versicherte, es sei noch eine Planungsphase, Interessenten gebe es seines Wissens nicht. „Wenn sich alle Bürger gegen eine Erweiterung des Gewerbegebietes entscheiden, kann es sein, dass die Erweiterung gar nicht kommt“, sagte er. Reinbek habe jedoch aktuell keine Kapazitäten für neue Gewerbeansiedlungen.
Die Schönningstedterin Patricia Böge sorgt sich wegen der zunehmenden Flächenversiegelung. „Ich habe den Eindruck, dass hier vor dem Jahr 2030 noch schnell gehandelt wird“, sagt sie. 2030 ist im Klimaschutz ein gesetzter Termin mit klaren Zielen zur Reduktion der CO2-Emissionen.
Die Stadtplanerin Sabine Voss war erstaunt über die Vielzahl der Fragen, die von den Bürgern eingegangen sind. „Wir sehen, wie groß die Themenfülle ist“, sagte sie. Alle Inhalte würden nun gesichtet und bearbeitet. Im nächsten Arbeitskreis zur Stadtteilplanung sollen die nächsten Schritte der Bürgerbeteiligung festgelegt werden. „Ich gehe davon aus, dass wir zu Jahresbeginn einen Workshop mit den Bürgern durchführen“, so Sabine Voss.