Reinbek. 40 Kilogramm Honig sammelte jedes Bienenvolk von Marcus Bradtke-Hellthaler – trotz des nassen Sommers. Wie das gelang.
Der Honig ist abgefüllt, die Bienenvölker mit Winterfutter versorgt: Bei dem Reinbeker Imker Marcus Bradtke-Hellthaler zieht nach einem arbeitsreichen Frühjahr und Sommer die Ruhe ein. „Jetzt habe ich Zeit für andere Dinge, kann die Werkstatt aufräumen, Zargen streichen und Altwaben einschmelzen“, sagt der 48-Jährige.
Mit diesem Erntejahr ist der erfahrene Imker, der sich vor zehn Jahren selbstständig gemacht hat, sehr zufrieden. „Diese Saison war erfolgreich“, sagt der Inhaber des Imkerhofs Reinbek. 40 Kilogramm hat jedes seiner Bienenvölker in diesem Frühjahr und Sommer gesammelt. Das ist mehr als in den Jahren zuvor, als ein Volk eher zehn Kilogramm weniger zusammengetragen hat. „Imkern aus Niedersachsen erging es da wesentlich schlechter. Da war es den Bienen zu trocken und kalt, hatten die Imker einen Totalausfall bei der Honigernte.“
Imkern: Reinbeker hat Bienenstöcke im Bergedorfer Gehölz und in Curslack
Auch die Qualität des Honigs ist in diesem Jahr besonders gut und rein. Das liegt vor allem daran, dass der Sommer nicht zu heiß und ziemlich nass war. „Die Bäume, insbesondere die Linden, standen länger in Blüte, konnten meine Bienen länger Nektar sammeln.“
Rund 6,5 Millionen Tiere schwärmen für den Imker aus. Seine fleißigen Bienenvölker hat er über die gesamte Stadt – vom Friedhof über die Goetheallee bis zum Tatwerk – und darüber hinaus verteilt. So werden bald auch im Bergedorfer Gehölz und in Curslack im Wasserschutzgebiet seine Bienenvölker ausschwärmen. Stets ist der Bienenfachmann auf der Suche nach neuen Standorten, sofern sie mit dem Auto erreichbar sind und Wasser in der Nähe ist, das die Bienen zum Überleben brauchen.
Starkregenfälle sind gefährlich für die Bienen
Was den brummenden Insekten allerdings nicht gut tut, sind extreme Starkregenfälle. Solche Szenen wie aus dem Hochwassergebiet Ahrweiler, wo ganze Bienenstöcke weggeschwemmt wurden, hat er glücklicherweise in Reinbek noch nicht erlebt. „Ich will gar nicht wissen, wie viele Tiere da ihr Leben ließen“, sagt er. „Insgesamt sind Bienen sehr anpassungsfähig. Vor einem Regenguss ziehen sie sich rechtzeitig in den Bienenstock zurück und bilden vor dem Einflugloch eine Traube, um das Wasser abzuhalten. Das Überleben der Gemeinschaft steht über allem.“ So ein Bienenpelz trockne schnell, das Tier sei nach einer Stunde wieder flugfähig.
- Millionen Arbeiterinnen sind diesem Mann zu Diensten
- Warum diese Bio-Läden plötzlich voll im Trend liegen
- BeeInTouch – Wie die Imkerei jetzt digital wird
Wenn das Überleben aber auf dem Spiel steht, dann sucht der Schwarm sein Glück woanders. Gleich zehn Völker sind dem Imker in diesem Jahr zugeflogen. „Das waren Schwärme offensiv überforderter Jungimker, die entkräftet geflüchtet sind.“
Im Alter von zwölf Jahren ist ihm der erste Bienenschwarm zugeflogen
Mit Sorge beobachtet er, dass immer mehr Laien imkern wollen, aber nicht wirklich wissen, was und wie viel Bienen wirklich brauchen. Sie einfach in den Garten zu stellen, reiche nicht. Nicht umsonst sei Imkerei ein Lehrberuf. Bradtke-Hellthaler war zwölf Jahre alt, als ihm der erste Bienenschwarm zuflog und seine Eltern nicht schnell genug nein sagen konnten. Er ist im Bergedorfer Imkerverein engagiert und lernt bis heute viel über die Biene und deren Haltung dazu.
„Der Klimawandel und Extremwetterlagen wie starke Hitze stellen uns Imker vor große Herausforderungen. Ab 38 Grad bricht der Blutkreislauf der Biene zusammen, dann muss für Kühlung gesorgt werden.“ Standardlösungen für kommerzielle Imker mit vielen Völkern gibt es bislang nicht. „Die Standortfrage wird zukünftig immer wichtiger werden“, weiß er. Sogenannte Dachbienen auf Firmenzentralen, wie sie gerade sehr modern sind, werden auf absehbare Zeit ein Auslaufmodell werden, ist Bradtke-Hellthaler überzeugt.
Fünf Sorte Honig hat er im Programm
Die Liebe zum Honig aber wird bleiben. Fünf Sorten Honig je nach Standort hat er im Programm: Frühjahrsblüte, Gartenhonig, Raps- und Weißdorn, Sommer & Linde sowie Waldtracht. Raps und Weißdorn ist wegen seiner Milde und cremigen Konsistenz sehr beliebt bei Familien und besonders schnell vergriffen. „In diesem Jahr können wir auch nicht allzu viel nachliefern. Da die Landwirte rund um Reinbek in diesem Jahr statt auf Raps eher auf Salat setzten“, sagt der Reinbeker.
Andere Imker würden in einem solchen Fall Honig zukaufen und als ihren deklarieren. Das aber kommt für Bradtke-Hellthaler nicht infrage. Er nimmt seinen Slogan „von hier“ wörtlich. „Ich mache alles selbst. Dann kann ich die Qualität des Honigs wirklich zusichern.“ Auch das Ausliefern des Honigs an die Lebensmittelmärkte der Region und darüber hinaus – sogar in Bleckede steht sein Honig im Supermarktregal – übernimmt der zweifache Familienvater seit diesem Jahr wieder selbst, nachdem sein Lieferant bedingt durch der Corona-Zeit die Preise enorm erhöht hat.
Aber auch den Honigverkauf direkt ab Hof will er jetzt, wo sich die Lage entspannt hat, wieder vorantreiben. Dann dürfen Honigliebhaber wieder bei ihm an der Schönningstedter Straße 19 klingeln.