Elmshorn. Elmshorner Hobby-Imker entwickelt eine App, mit der er seine Völker und die Honigproduktion digital verwaltet.

Jan Bischoff aus Elmshorn hat immer ein Auge auf seine Bienenvölker, damit sie erfolgreich Honig produzieren. Der Elmshorner notiert seine Beobachtung in einer App, einem Programm auf seinem Mobiltelefon. Vor sieben Jahren hat Bischoff, im Hauptberuf Systementwickler, die digitale Anwendung mit einem Freund entwickelt, um seine Hobbyzucht voranzubringen.

Imker-App hat nun mehr als 10.000 Nutzer

Nun hat BeeInTouch, wie das Werkzeug heißt, die Marke von 10.000 Imkeranmeldungen aus dem deutschsprachigen Raum geknackt: Aktuell werden rund 35.000 Bienenvölker an insgesamt 13.000 Standorten in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz verwaltet. Nach vielen Anfragen aus dem Ausland, beispielsweise aus Skandinavien, ist die App mittlerweile auch ins Englische übersetzt worden.

Vor 15 Jahren begann Bischoff, sich für Imkerei zu interessieren. Er wohnte damals in Hamburg, hat aber einen familiären Bezug zum Landleben und liebt Honig seit Kindertagen. Es war zu einer Zeit, zu der Imkerei als Hobby längst nicht cool war und eher als Freizeitbeschäftigung älterer Menschen galt. „Willst du schon in Rente gehen?“, fragte daher auch jemand aus seinem Freundeskreis ironisch.

Standorte für Bienenvölker zu finden, war schwierig

Während heute Imker-Kurse in Vereinen oder an Volkshochschulen ruckzuck ausgebucht sind, war damals ein Grundwissen für Imker-Anfänger kaum zu finden. Seinen Wissensdurst stillte er mit Fachbüchern, bis er über das Internet Kontakt zu dem Hamburger Imkerverein Rechtes Alsterufer bekam. Dort erwarb er auch seine ersten beiden Bienenvölker. Diese dann artgerecht in der Hansestadt unterzubringen, stellte den heute 47-Jährigen vor erneute Herausforderungen.

„Zehn bis zwölf Kleingartenvereine habe ich abgeklappert, bis ich einen Platz für meine Bienen finden konnte“, sagt er. Er führt diese Absagen auf das Unwissen der Hobbygärtner zurück: „Das biologische Wissen um Bienen war damals noch nicht so weit. Die wollten einfach nichts haben, was wirr herumfliegt, dabei sind es doch Wespen, die nerven, nicht Bienen“, erklärt Bischhoff.

Stockkarten aus Papier wehten weg oder weichten auf

Und nicht nur das störte ihn: „Als ich mit der Imkerei begann, war ich recht schnell genervt von den papierhaften Stockkarten, die bei etwas Wind wegwehten oder bei Regen schnell durchnässten. Zudem war die Dokumentation der Auswertung ein wahnsinniger Zeitfresser“, so Bischoff.

Es dauerte dann nur ein paar Monate, bis die erste Version seiner App entwickelt war. Und BeeInTouch wird bis heute immer weiterentwickelt und optimiert, damit Imker mit wenig Aufwand eine Dokumentation ihres Betriebes vornehmen können oder Bio-Imker ihre Zertifizierung deutlich leichter erhalten, da die benötigte Dokumentation auf Knopfdruck vorliegt.

Jedes Bienenvolk bekommt individuellen Code

Die Nutzung der App ist denkbar einfach: Die Nutzer können online mit dem Browser des Tablets oder Smartphones direkt am Bienenstand arbeiten. Oder auch am heimischen PC, denn alle Daten und Funktionen stehen überall zur Verfügung. Auf einer interaktiven, leicht zu bedienenden Landkarte werden alle Bienenstände des Nutzers übersichtlich angezeigt.

Für jedes Volk wird eine QR-Code oder ein NFC-Chip erstellt, um dann in den sogenannten virtuellen Stockkarten alle wichtigen Details wie Kontrollen, Krankheitsbehandlungen, Wanderung, Fütterung, Ernten, Durchschauen und Varroakontrollen oder -behandlungen eines jeden Volkes festzuhalten. Ebenso ist es möglich, Honigbestände, Arbeitsmaterialien und Verbrauchsmaterial zu verwalten.

Die Effizienz der Landwirtschaft soll gesteigert werden

Doch Bischoff greift mit seiner Bienen-App nach mehr als nur der Modernisierung einer kleinen, aber feinen Berufsnische: Die Effizienz der Landwirtschaft soll gesteigert werden. „Ich arbeite zusätzlich mit NFC-Technik, also der sogenannten Near-Field-Communication, was die Effizienz bei der Arbeit des Imkers steigert“, fügt er hinzu. NFC ist ein Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten.

In pandemiebedingten Online-Vorträgen und Kongressen hatte Bischoff die Möglichkeit, sein System interessierten Fachleuten und Hobby-Imkern vorzustellen. Der Zuspruch ist gut, was die Zahlen unterstreichen: Mehr als 10.000 Imker aus dem deutschsprachigen Raum sind bei BeeInTouch. Darunter auch Großkunden wie das Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen.

40 Kilo Honig haben Bischoffs Bienenvölker produziert

Es ist eine kleine Erfolgsgeschichte, die Neueinsteigern die Nutzung bei bis zu fünf Völkern kostenlos ermöglicht. Bei höherer Nutzung, also für Profis, hat Bischoff monatliche Staffelpreise ab 2,99 bis 17,99 Euro pro Monat vorgesehen. Bienenprojekte in Schulen können die App generell kostenlos nutzen, egal, wie viele Völker sie haben, gilt es doch, dass Interesse an Bienen zu fördern. „Und umso mehr Imkerinnen und Imker dabei sind, desto mehr Feedback kann ich zur Verbesserung der App einholen“, so Bischoff.

Es sei ein Nebenjob und ein Hobby, sagt Bischoff, und dabei solle es auch bleiben. Eine hauptberufliche Tätigkeit als Imker ist dem Vater zweier Kinder zu riskant. Aber um sein Konto etwas aufzustocken, eignet sich die Vermarktung der Imker-App allemal. Und er unterstützt damit auch seine kulinarischen Eigeninteressen: 40 Kilo Honig haben seine drei Völker bereits im Frühjahr produziert. „Und der schmeckt wirklich lecker“.