Reinbek. Die neue Chefärztin Dr. Britta Goldmann ist spezialisiert auf kathetergestützte Herzklappentherapie. Ein Eingriff dauert zwei Stunden.

Für alte Menschen wird der Alltag oft beschwerlich: Atemnot, manchmal schwellen die Beine an – Grund dafür kann eine Schwäche der Herzklappe sein. Früher hätte man den Betroffenen nur mit Medikamenten helfen können, weil betagte Menschen einen herzchirurgischen Eingriff nicht überstanden hätten. Doch die Kardiologie, das medizinische Fachgebiet rund um das Herz, hat sich rasant entwickelt. Und diese medizinischen Entwicklungen sind ebenso faszinierend wie das menschliche Herz selbst.

Denn heute können Kardiologen Herzklappen mit Hilfe von Kathetern – dünne Schläuche, die durch die Venen und Arterien geführt werden – korrigieren. „Das ist nicht gefährlich, es gibt sehr wenig Komplikationen“, sagt Dr. Britta Goldmann, Spezialistin für die kathetergestützte Herzklappentherapie und jetzt Chefärztin der neu gegründeten eigenständigen Kardiologie-Klinik im Krankenhaus Reinbek.

Bisher wurden in der Kardiologie überwiegend Notfälle behandelt

„Der Eingriff dauert etwa zwei Stunden, die Patienten sind unter Vollnarkose, damit sie ruhig liegen“, sagt die Medizinerin. „Uns macht es Spaß, weil sich manchmal schon zwei Tage nach dem Eingriff Besserungen zeigen.“

Bisher wurden in der Kardiologie im St.-Adolf-Stift mit etwa 50 Betten überwiegend Notfälle behandelt. Patienten mit chronischen Herzerkrankungen mussten an größere Krankenhäuser überwiesen werden. Gerade viele Ältere aber scheuen davor zurück, in ein weiter entferntes Krankenhaus zu gehen. Jetzt baut das Krankenhaus Reinbek seine Kardiologie aus.

Britta Goldmann hat am UKE als Oberärztin das Herzkatheterlabor geleitet

„Die Bevölkerungsdichte in der Metropolregion nimmt zu“, sagt Geschäftsführer Björn Pestinger. „Eine alternative Vor-Ort-Versorgung auf einem hohen medizinischen Niveau ist uns daher sehr wichtig.“ Mit Fertigstellung des Notfallzentrums zieht die Kardiologie in den Neubau ein. Von den mehr als 20 Millionen Euro entfallen etwa fünf Millionen auf die erweiterte Kardiologie.

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Die 58 Jahre alte Hamburgerin Britta Goldmann hat am Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg Medizin studiert und leitete dort bis 2013 als Oberärztin unter anderem das Herzkatheterlabor. Von 2013 bis 2021 gestaltete sie als Chefärztin die Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie am Asklepios Klinikum Hamburg-Harburg neu, auch durch das neue Angebot von Interventionen an den Herzklappen.

Die neue Chefärztin bringt ihr eigenes Team mit nach Reinbek

„Ich möchte hier im St. Adolf-Stift auch Patienten mit einer strukturellen Herzerkrankung, also mit einer Herzschwäche oder einem erworbenen Herzklappenfehler, langfristig betreuen“, sagt Britta Goldmann. Das Ziel: Sie und ihr Team möchten diese chronisch kranken Patienten in den Spezialsprechstunden kennenlernen, sie soweit möglich ambulant mit Medikamenten behandeln, aber auch mit modernen Schrittmachersystemen oder – falls nötig – mit einem kathetergestützten Herzklappeneingriff versorgen.

Eingriffe an der Mitral- oder Trikuspidalklappe (Einlassventile der linken oder der rechten Herzkammer) sowie der Verschluss des linken Vorhofohrs (Ausstülpungen der Herzvorhöfe) können von ihr und ihren neuen Oberärzten im voll ausgestatteten Herzkatheterlabor bereits ab August in Reinbek durchgeführt werden. Denn Britta Goldmann bringt ihr eigenes Team mit.

Reinbeker Kardiologen arbeiten mit Eppendorfer Kollegen zusammen

Für Aortenklappeneingriffe aber benötige man einen herzchirurgischen Partner. Die Aortenklappe ist das Auslassventil der linken Herzkammer. Doch auch für derartige Eingriffe hat das St.-Adolf-Stift dank Britta Goldmanns guter Kontakte und ihrer Kompetenz eine Lösung gefunden.

„Zur Planung und Durchführung von Herzklappeneingriffen konnten wir das Team aus dem Universitären Herz- und Gefäßzentrum UKE Hamburg gewinnen. Das heißt, bei Notwendigkeit einer kardiochirurgischen Unterstützung führen wir Reinbeker Kardiologen den Klappeneingriff zusammen mit den Herzchirurgen aus dem UHZ in Eppendorf durch“, sagt die neue Chefärztin.

„Was braucht der Patient? Genau das verkörpert Britta Goldmann“

Chefarzt Prof. Stefan Jäckle freut sich über die neue Kollegin: „Es geht nicht allein darum, die Techniken zu beherrschen, für die sie wie für das Spielen eines Instruments das nötige manuelle Geschick hat, sondern auch darum, nicht überehrgeizig zu sein, sondern zu überlegen: Was braucht der Patient? Genau das verkörpert Britta Goldmann.“

Der Vorteil: Der Patient wird aus einer Hand betreut. Wenn nach vielen Jahren ein Eingriff an einer Aortenklappe notwendig werde, finde man gemeinsam mit ihm oder ihr sowie dem Hausarzt den richtigen Zeitpunkt. „Wir besprechen das Vorgehen mit beiden und können den Eingriff im UKE selbst durchführen.“ Auch die Kontinuität bei der Kontrolle nach dem Eingriff sei sehr wichtig. Durch feste Ansprechpartner verbessere sich die Prognose für chronisch Kranke eindeutig.

In einer früheren Version hatten wir versehentlich den Namen von Dr. Britta Goldmann falsch geschrieben. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.