Reinbek. Sprüherei-Geschäftsführer Heiko Eggers und Sven Bliesener übergeben das Unternehmen nach fünf Jahren an einen freien Mitarbeiter.
Tausende Spraydosen, Hunderte bunt besprühte Stromkästen und Trafo-Stationen, etliche Workshops und Events und einfach eine tolle Zeit – stolz blicken Heiko Eggers (49) und Sven Bliesener (50) zurück auf fünf Jahre als Geschäftsführer des Reinbeker Start-up-Unternehmens „Die Sprüherei“. „Die Idee zur Graffiti Manufaktur ist aus einer Bierlaune heraus entstanden“, sagt Eggers. Er und Bliesener sind Schulfreunde, sie leben noch heute in Reinbek. Nun geben sie „ihr Baby“ in neue Hände. Der bisherige freie Mitarbeiter Sebastian Albrecht wird voraussichtlich im Juni das Geschäft übernehmen. „Alles, was bisher an Aufträgen eingegangen ist, wird auf jeden Fall umgesetzt“, verspricht Eggers.
Im Mai 2016 begann alles mit der Party zum zwölften Geburtstag von Heiko Eggers Tochter Lucy. Ihre Fete samt Graffiti-Workshop war sozusagen der Probelauf für die Selbstständigkeit mit der Sprüherei. Sven Bliesener hatte bereits zuvor einige Verteilerkästen in Auftragsarbeit besprüht und Workshops bei der Gemeinschaftsschule Barsbüttel gegeben. Von den beiden Freunden war er schon immer der Kreativere: „Im Kunstunterricht habe ich bei ihm abgeguckt“, verrät Eggers.
"Die Sprüherei" aus Reinbek bekommt einen neuen Geschäftsführer
Glück hatte die Sprüherei, dass sie gleich im ersten Jahr vom E-Werk Sachsenwald angesprochen wurde. Nach einem Malwettbewerb für Schüler sollten die schönsten Motive auf Stromkästen gesprüht werden. „Eine super Aktion, an der wir auch die Kinder beteiligt haben“, sagt Eggers. Und natürlich eine tolle Werbung für das aufstrebende Start-up. „Danach ging alles ratzfatz“, sagt Eggers. Unternehmer, Nachbarschaftsinitiativen und Kommunen wollten Eichhörnchen, Pusteblumen und Unterwasserlandschaften auf Trafo-Stationen, Wände und Hausfassaden, Trauzeugen buchten die Sprüherei für den Junggesellenabschied des besten Freundes, Mütter für die Geburtstagsfeiern ihrer Kinder und die Stadt Reinbek für Workshops im Ferienprogramm.
Die Sprüherei gestaltete den Kinderbereich des Ahrensburger Schwimmbads Badlantic, zauberte Kunstwerke in Haspa-Filialen. Mercedes-Benz, Tesa und Beiersdorf zählten zu den Kunden der Sprüherei. Zu zweit hätten Sven Bliesener und Heiko Eggers das irgendwann nicht mehr wuppen können.
Zehn junge freie Mitarbeiter mit Aufträgen in Stormarn versorgt
Vom Zwei-Mann-Graffiti-Unternehmen wurde die Sprüherei schnell zu einer kleinen Agentur, wie Eggers erklärt. Zu Spitzenzeiten konnten die Geschäftspartner und Freunde zehn junge freie Mitarbeiter mit Aufträgen im Kreis Stormarn und dem Umland versorgen. „Für die meisten war das Sprühen nur ein Hobby. Sie haben dann gemerkt, dass sie auch Geld damit verdienen können“, erklärt Eggers.
2020 war das Spitzenjahr – trotz Corona. „Wir haben mehr als 150.000 Euro Umsatz gemacht und mussten zum ersten Mal Gewerbesteuer zahlen“, sagt der Vater zweier Töchter. Die Gemeinden Siek, Oststeinbek und Brunsbek haben Fördermittel der AktivRegion erhalten und um die 100 Stromkästen bei der Sprüherei in Auftrag gegeben.
„Irgendwann wurde es zu viel“, gesteht Eggers, der aus gesundheitlichen Gründen aussteigt. Die Sprüherei sei von vorneherein eine nebenberufliche Geschichte für Heiko Eggers und Sven Bliesener gewesen. Bliesener, der im Inklusionsbüro der Hamburger Stadtverwaltung arbeitet, kann das Unternehmen alleine nicht stemmen, will aber weiterhin für Aufträge und Workshops zur Verfügung stehen. „Wir haben die Sprüherei optimiert und recht erfolgreich aufgebaut, uns einen Namen gemacht“, sagt Eggers. Die Geschäftsführer freuen sich jetzt darauf, den selbstständigen Reinbeker Graffiti-Künstler Sebastian Albrecht einzuarbeiten, der die Anfänge des Unternehmens als freier Mitarbeiter miterlebte.