Reinbek. Jungunternehmer ziehen erfolgreiche Startbilanz für „Die Sprüherei“– auch dank der Tipps der Wirtschaftssenioren läuft das Geschäft.
Nur wenige Monate nach ihrer Gründung kann sich die Reinbeker Firma mit dem Namen „Die Sprüherei“ kaum vor Aufträgen retten. Fassaden, Stromkästen und Garagen verschönern die Jungunternehmer mit Graffiti. Bei der Unternehmensgründung waren die Wirtschaftssenioren – ein Verein von erfahrenen Managern – einen entscheidende Hilfe. In einer Sprechstunde im Reinbeker Rathaus trafen die Geschäftsführer Heiko Eggers und Sven Bliesener im April 2016 zum ersten Mal auf die Berater.
Der ehemalige Ingenieur Helmut Burmeier, der seit sechs Jahren beim Hamburger Verein dabei ist, war zunächst skeptisch: „Ich hab erst mal schlucken müssen. Ich hätte nicht gedacht, dass sich so eine Existenz gründen lässt.“ Ein Blick auf ein Berliner Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsmodell habe ihn aber im Gespräch überzeugt.
„Es war gut, dass wir jemanden hatten, der von außen einen Blick auf unser Konzept geworfen hat. Wir hatten bei den Wirtschaftssenioren ein gutes Gefühl. Im Gegensatz dazu sind Unternehmensberater meist nur auf Profit aus“, sagt Heiko Eggers heute.
Schon lange vor der Umsetzung der großen Geschäftspläne in die Tat ging Sven Bliesener nach seiner Arbeit als Verwaltungsangestellter bei der Stadt Hamburg seinem Hobby, dem Sprayen, nach. Die Idee, das Hobby zum Job zu machen, reifte Anfang 2015. Eggers, der sein kaufmännisches Wissen mit einbrachte, wollte das volle Potenzial ausschöpfen.
Mittlerweile will Sven Bliesener seine Vollzeitstelle in der Verwaltung aufgeben und dort nur noch in Teilzeit arbeiten. Die beiden Jungunternehmer haben sie so viel zu tun, dass sie bereits einige freie Mitarbeiter beschäftigen. Sie organisieren Workshops und Geburtstagsfeiern für Kinder, auf denen das Sprayen gelernt wird, und verschönern weiterhin Gebäude, Garagen und Stromkästen.
Mit dem e-werk Sachsenwald stand „Die Sprüherei“ schon vor der Firmengründung in Kontakt. Einige Stromschränke in der Stadt wurden bereits verschönert. Reinigung, Grundierung und das Besprayen von einem Kasten kosten rund 300 Euro. „Für uns ist das auch ein Mehrwert. Schränke, die mit einem Werk der Sprüherei versehen sind, werden oft nicht mehr anderweitig beschmiert“, sagt Geschäftsführer Thomas Kanitz.
Im Zusammenhang mit einem Workshop durften auch Schüler schon das eine oder andere Mal zur Spraydose greifen und die Stromkästen des Energieversorgers mit bunten Motiven verzieren. Für ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sucht „Die Sprüherei“ noch Sponsoren. Gut 4000 Euro benötigen die Männer zum Beispiel, um an der Gemeinschaftsschule Mühlenredder beschmierte Hauswände wieder schick zu machen.
Seit 32 Jahren unterstützen die Wirtschaftssenioren bereits Existenzgründer wie Eggers und Bliesener. 25 Rentner mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen sind aktuell dabei. „Der Fokus liegt auf kleinen Unternehmen, Gründern und Einzelkämpfern“, sagt Helmut Burmeier. Beratend und coachend stehen die Senioren Unternehmern, deren Firmen in finanzielle Schieflage geraten sind, und denen, die sich ein neues Standbein schaffen wollen, zur Seite.
25 Ratsuchende meldeten sich 2016 bei den zwei Beratern in Reinbek. Darunter die verschiedensten Fälle: An eine in die Jahre gekommene Personaltrainerin, die nicht mehr dem Jugendstandard der Fitnessstudios entspricht, erinnert sich Burmeier. „Einer wollte auch einen Spezialhandel mit Schuhen aus Australien aufmachen“, sagt er.
An jedem dritten Montag im Monat empfangen Helmut Burmeier und Friedrich-Karl Marcus Ratsuchende. Von 16 bis 20 Uhr sind sie im Rathaus (Hamburger Straße 5-7), Anmeldung Telefon 040/72 75 02 84.