Reinbek. 38-Jähriger hatte Fußgänger (42) im Dezember 2019 mit seinem BMW erfasst. Offenbar wollte er nach seinem Handy greifen.
Etwas mehr als ein Jahr nach dem tödlichen Unfall an der Hamburger Straße in Reinbek beginnt vor dem Amtsgericht Reinbek am Mittwoch das Verfahren gegen den 38 Jahre alten Unfallfahrer. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus dem Süden Stormarns fahrlässige Tötung und unerlaubtes Entfernen vom Unfallort vor.
Der Unfall, bei dem ein 42 Jahre alter Fußgänger aus Bergedorf ums Leben kam, ereignete sich am 21. Dezember 2019 gegen 21.25 Uhr. Das Opfer war mit seiner Ehefrau (41) und zwei Verwandten zu Fuß auf dem Seitenstreifen der Hamburger Straße (L 223) in Richtung Reinbeker Redder unterwegs gewesen.
Nur eine Linie trennt den Gehweg von der Fahrbahn
An der Stelle trennt nur eine weiße Linie den Weg ebenerdig von der Fahrbahn ab, einen Bürgersteig gibt es nicht. Auf Höhe des dortigen Waldstücks ist die Straße unbeleuchtet. Der 38-Jährige soll laut Staatsanwaltschaft mit seinem BMW in dieselbe Richtung unterwegs gewesen sein, als er nach rechts von der Fahrbahn abkam und den Bergedorfer mit seinem Auto von hinten erfasste.
Der Autofahrer soll sich laut Anklagebehörde vor dem Zusammenprall nach unten gebeugt haben, um sein Handy aufzuheben, das in den Fußraum gefallen war und dabei die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren haben. Der Bergedorfer wurde durch den Zusammenprall in den angrenzenden Graben geschleudert. Er starb noch an der Unfallstelle.
Der 38 Jahre alte Unfallfahrer soll anschließend weitergefahren sein, ohne anzuhalten, obwohl er den Zusammenprall bemerkt hatte.
Ein Zeuge lieferte den entscheidenden Hinweis
Zunächst war ein blauer Mazda in den Fokus der Ermittler geraten, der rund eine Stunde nach dem Unfall auf dem Parkplatz des Rewe-Supermarktes in einem Wohngebiet in Hamburg-Lohbrügge entdeckt worden war. Er hatte Unfallspuren aufgewiesen, so war etwa die Frontscheibe im Beifahrerbereich beschädigt. Der Verdacht gegen den Fahrer des Mazda erhärtete sich jedoch nicht. Außerdem wurden am Unfallort Trümmerteile gefunden, die von einem BMW stammten.
Ein Zeuge lieferte den Ermittlern schließlich den entscheidenden Hinweis. Laut Oberstaatsanwältin Ulla Hingst räumte der 38-Jährige ein, an dem Abend des 21. Dezember 2019 zur fraglichen Uhrzeit an der Unfallstelle gewesen zu sein. Er habe einen lauten Knall gehört, jedoch einen Steinschlag für die Ursache gehalten.
Das Amtsgericht Reinbek hat für das Verfahren einen Verhandlungstag eingeplant und sechs Zeugen geladen. Außerdem sollen zwei Sachverständige gehört werden.