Reinbek. Reinbeker BUND-Gruppe ist alarmiert: Klimawandel und Wasserverbrauch lassen Pegel in den Teichen sinken. Amphibien-Zahl nimmt ab.
Teichmolche, Kammmolche, Moorfrösche, Erdkröten, und vielleicht sogar die seltenen Knoblauchkröten: Nach und nach machen sie sich mit den jetzt steigenden Temperaturen auf den Weg in ihre angestammtenLaichgebiete – und kommen dabei oft unter die Räder. Dass sich die Tiere beim Überqueren der Straßen Gefahren aussetzen, bringt sie in ihren Frühlingsgefühlen nicht aus der Bahn.
Um viele von ihnen zu retten, stellen die Amphibien-Gruppen des BUND jedes Jahr Krötenzäune in Büchsenschinken entlang der Möllner Landstraße nach Witzhave sowie entlang des Wohltorfer Weges in Wentorf auf.
Immer weniger Amphibien – Wird der Krötenzaun unnötig?
„Dieses Jahr hat die Stadt Reinbek erstmals 1500 Euro für den Auf- und Abbau der 400 Meter Krötenzaun zugeschossen, sodass wir eine Firma beauftragen konnten“, erzählt Margrit Bülow. „Das ist nämlich schwere Arbeit und wir sind fast alle Rentner. Wir brauchen einen gesamten Tag dafür. Deshalb schaffen wir es ehrenamtlich nicht mehr, den Zaun an der Möllner Landstraße selbst aufzustellen.“
Die Koordinatorin der Amphibien-Gruppe in Reinbek ist aber froh, dass sich für die nächsten sechs Wochen genügend Helfer gemeldet haben, die die etwa 30 Eimer, die auf der Waldseite hinter dem Zaun in der Ecke stecken, einmal täglich kontrollieren und leeren wollen. Denn wenn sich die Molche und Kröten hinter der Plane verfangen, werden sie so zum nächsten Eimer geleitet und fallen dort hinein.
Zuletzt wurden nur 240 Tiere gefunden, davor waren es noch 1300
Am Donnerstagnachmittag haben Bülow und ein Helfer die Eimer nummeriert und in jeden einen Stock hineingestellt – eine Ausstiegshilfe für Nager oder Spinnen, für die die Behälter nicht zur Falle werden sollen. Die Nummern dienen der Dokumentation. „Wir notieren jeden Tag, wie viele Tiere von welcher Spezies wir in welchem Eimer vorgefunden haben“, erläutert die 71-Jährige. Darüber führt die Gruppe genau Statistik.
Und die zeigt: die Populationen sind rapide eingebrochen: „Vor etwa drei Jahren hatten wir das höchste Aufkommen mit 1300 Tieren“, sagt Margrit Bülow. „Im vergangenen Jahr waren es nur noch 240 Amphibien, die wir vorgefunden haben.“
Extreme Sommer und wenig Niederschlag sind schuld
Dies hat mehrere Gründe: Einerseits sinken in den Anglerteichen die Wasserspiegel. Andererseits ist die Witterung schuld. Drei Jahre hintereinander gab es extrem heiße Sommer und extrem wenig Niederschläge. „Diese Trockenheit lässt nicht nur die Pegel der Gewässer sinken“, sagt Margrit Bülow.
Auch dieser Tage kann das Wetter noch zum Problem werden. Jetzt ist es warm, die ersten Kröten laufen los. Wenn es nachts aber noch einmal zu kalt wird, erfrieren sie. Der zunehmende Verkehr mache beim Populationsschwund nur einen kleinen Faktor aus.
Krötenzaun könnte in drei Jahren nicht mehr benötigt werden
Margrit Bülow rechnet sogar damit, dass der Krötenzaun in bis zu drei Jahren nicht mehr benötigt wird. Dabei sucht die 71-Jährige gerade einen Nachfolger, der sich für Amphibien begeistert und in der Amphibien-Gruppe engagieren will. Wer Interesse hat, meldet sich unter Telefon: 040/710 69 46.
Jochen Bloch, Reinbeks BUND-Vorsitzender, bestätigt Margrit Bülow: „Die Wasserspiegel sind schon bis zum Gehtnichtmehr gesunken. Es wird Jahre und Jahrzehnte dauern, bis das wieder ausgeglichen wird“, sagt er. Im Glinder Biotop sei das gleiche Problem aufgetaucht.
Krisen-Konferenz mit Hamburg Wasser zum Grundwasserspiegel
Gerade habe es eine Videokonferenz von BUND, Bürgermeister und Hamburg Wasser dazu gegeben. „Die Ursachen stehen nicht genau fest“, erklärt Bloch. „Der Wasserverbrauch ist auch immens gestiegen. Es wird sehr viel abgepumpt.“ Ob 2022 noch einen Amphibienzaun geben wird? Bloch weiß es nicht.
In Wentorf sind die Funde zwar ebenfalls eingebrochen, doch dies sei so gewollt, berichtet Barbara Bertram vom BUND: „Wir sammeln die Tiere ein, um sie in einen Teich in der Lohe umzusiedeln. Das Ziel ist, dass wir den Zaun nicht mehr brauchen, weil sie nicht mehr über die Straße wandern.“
In der Wentorfer Lohe ist der Pegel noch nicht so stark gesunken
Ihre Gruppe wird von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Herzogtum Lauenburg und der Stiftung Naturschutz unterstützt. Der Pegel in der Lohe sei nur wenig gesunken, dies sei noch unbedenklich.