Willinghusen/Reinbek. Reinbek. 100.000 Euro hat der Amphibienzaun an der K80 einst gekostet. Heute ist er völlig überwuchert und damit nutzlos, sagt der BUND.
„Dieser feste Amphibienschutzzaun an der K 80 ist mir tatsächlich erst jetzt aufgefallen“, sagt Jochen Bloch, Reinbeks Chef vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Er spricht von einer Naturschutzmaßnahme, die 2006 im Zuge der Anbindung der verlängerten K 80 an die A 1 in Willinghusen durchgeführt und von Investor Kurt Krieger (Möbel Höffner) im Anschluss an die Straßenbauarbeiten 2005 mit etwa 100.000 Euro bezahlt wurde. „Der Schutzzaun verdient seinen Namen nicht. Er ist seit Jahren nicht freigeschnitten worden“, sagt Bloch.
Zubringer zerschneidet uralte Laichwege
Er recherchierte und fand im BUND-Archiv einen Artikel der Bergedorfer Zeitung, in dem umfangreich über den „Amphibienschutz für 100.000 Euro“ berichtet wurde. Darin wies der vor 13 Jahren beauftragte Biologe Ingo Brandt darauf hin, dass der Autobahnzubringer hier uralte Laichwanderwege zerschneide und der Zaun zum Schutz der Tiere unabdingbar sei.
Er habe zunächst 2005 das Aufkommen der Tiere an einem mobilen Krötenzaun gezählt. Eingesammelt hatte er nachts damals an einigen Tagen 630 Erd- und drei Knoblauchkröten, vier Moor- und 20 Grasfrösche sowie 60 Teich- und 24 Kammmolche, was einen erheblichen Bestand der bedrohten Tiere darstelle.
1300 Meter lange Anlage ist verkommen
Bloch ist sauer. Die hohen Gräser überwuchern den Zaun, der die Tiere zu einer Querungsstelle leiten soll, mittlerweile, sodass Kröten, Frösche und Molche – getrieben von ihrem Instinkt, zu ihren Laichgebieten zurückzuwandern – einfach darüber hinwegklettern und auf der Straße überfahren werden.
„Wer lässt so eine Anlage, 1300 Meter lang, so verkommen? Wer ist zuständig? Da wird die Bankette bis gut einen Meter vor dem Zaun gemäht und das abgestorbene Gras und die Brombeerranken bilden regelrecht Brücken über die Amphibienbarriere. Das ist richtig ärgerlich“, sagt er.
Doch wer ist eigentlich zuständig für die Pflege der Anlage? Er will sich nun an die Untere Naturschutzbehörde und den Umweltausschuss des Kreises Stormarn wenden, um herauszubekommen, was man tun kann und wer verantwortlich ist. „Theoretisch ist es auch möglich, dass der Zaun in den ersten Jahren das Gedächtnis der Tiere für ihr Laichgewässer ausgelöscht hat und die Nachkommen sich umorientiert haben“, so hält Jochen Bloch es für möglich.
Zaun könnte an andere Stelle versetzt werden
Er hat jedoch eine Idee, wie der Missstand an der K 80 behoben werden könnte. „Wenn die zuständige Institution den Zaun bei der nächsten Bankettenpflege mit freischneidet, werden wir vom BUND im kommenden Frühjahr kontrollieren, ob hier Kröte, Frosch und Molch unterwegs sind“, sagt der Naturschützer.
„Es muss wirklich eine Bestandsaufnahme gemacht werden, möglicherweise auch zwei Jahre hintereinander. Wenn es Tiere gibt, müssen sie eingesammelt werden. Wenn nicht, würde ich mich dafür stark machen, dass der Zaun an eine andere, stark frequentierten Stelle, zum Beispiel an der Möllner Landstraße in Büchsenschinken umgesetzt wird. Er würde unsere Arbeit dort sehr erleichtern und seinen Zweck erfüllen – vielen Tierchen das Leben zu retten.“