Reinbek. Neue Container-Unterkunft soll zu Ostern fertig sein. Die Kosten wurden deutlich reduziert. Wohnungen 65 oder 80 Quadratmeter groß.

Meist leben sie am Rand unserer Gesellschaft, auch städtebaulich gesehen – ob am Senefelder Ring, am Krabbenkamp, an der Borsigstraße, am Mühlenweg: 330 Geflüchtete, etwa 80 Prozent von ihnen anerkannt, wohnen zurzeit in Reinbek. Es sind Menschen vor allem aus Syrien und Afghanistan, die hier Zuflucht suchen.

„Wir haben seit zwei Jahren etwa 50 neue Zuweisungen pro Jahr“, erläutert Torsten Christ, Leiter des Amtes für Bürgerangelegenheiten und Integrationsbeauftragter der Stadt. Jetzt werden 30 Wohnungen für Geflüchtete näher ins Zentrum rücken: Neben dem Bauhof an der Hermann-Körner-Straße entsteht mit vier Wochen Verzögerung eine neue Notunterkunft für Familien.

Containeranlage ist gebrauchtaus Bergedorf gekauft

„Sie ist allein für Erstunterbringungen gedacht“, berichtet Christ. Es gibt je vier Wohnungen in zwei Containergebäuden. Zwei der Wohnungen sind barrierefrei. „Wir haben auch Geflüchtete, die auf den Rollstuhl angewiesen sind“, sagt der Integrationsbeauftragte.

Die Lage der neuen Unterkunft liegt im Vergleich zu den bisherigen Bauten viel näher am Schulzentrum, der Grundschule Mühlenredder, der ASB-Kita Weltensegler und auch zu den Einkaufsmöglich­keiten der Stadt. Es gibt zwei 80 Quadratmeter große Wohnungen mit einem zusätzlich Zimmer. Die übrigen sechs Wohnungen ­haben 65 Quadratmeter.

Zwei gebrauchte Container-Anlagen gekauft - Kosten reduziert

Die Gebäude werden noch mit WLAN ausge­stattet. Für die Raumaufteilung hat sich das Bauamt vorab beraten lassen. „Manche Kulturkreise mögen beispielsweise keine offene Wohn­küche“, berichtet Kathrin Zur-Lage, im Rathaus zuständig für Neubauprojekte. Deshalb gibt es jetzt beide Wohnungstypen.

„Die Kosten für die Unterkünfte haben sich von 1,2 Millionen Euro auf 800.000 Euro reduziert“, erklärt Kathrin Zur-Lage. „Denn wir haben in Bergedorf noch zwei gebrauchte Anlagen kaufen können.“ Die Kosten auf diese Weise zu senken war bereits das Ziel, als Reinbeks Politiker die Summe bewilligten.

Julia Struß, Verkaufsleiterin der ausführenden Firma Comma, betont aber: „Die Container sind sehr gut erhalten. Fassadenteile, die verbeult oder zerkratzt sind, tauschen wir aus. Ebenso die Zargen und Türen sowie zerkratzte oder stark verschmutzte Fenster.“ Von innen werden die Anlagen komplett erneuert: „Wir bauen neue Küchen mit neuen Elektrogeräten sowie neue Sanitäranlagen ein“, berichtet Julia Struß. „Auch die Fußböden werden alle neu verlegt.“

Familien erhalten Beratung im Umgang mit der Corona-Situation

Gerade werden die Küchen ein­gebaut, Kühlschränke sind noch in Kartons verpackt und die Bodenbeläge liegen aufgerollt in einem Zimmer. Durch den strengen Frost habe sich eine Verzögerung von etwa vier Wochen ergeben. „Der ­Tiefbauer kann die Entsorgungsleitungen nicht legen“, sagt Kathrin Zur-Lage. Jetzt sollen zu Ostern die ersten Familien einziehen können.

Darüber ist Torsten Christ froh: „Unsere Unterkünfte sind so voll, dass wir gerade noch den Corona-Bedingungen gerecht werden können.“ Die Schutzauflagen und den richtigen Umgang mit der Pandemie haben die Geflüchteten bereits in der Landesunterkunft in Neumünster kennengelernt, wo sie auch auf das Virus getestet werden.

Leiter der Flüchtlingsinitiative war auch schon vor Ort

„Meist kommen sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln bei uns an und haben daher auch schon die Masken dabei“, erzählt der Integrationsbeauftragte. In Gemeinschaftsräumen und auf der Treppe herrscht auch in den Unterkünften Maskenpflicht.

Auf die Corona-Situation in der Stadt und die geltenden Hygienekonzepte im Alltag bereitet die Familien der Sprach- und Integrationsmittler Abdelghani Yassini vor. „Er hilft ihnen auch, Kita- und Schulplätze zu finden, erläutert ihnen die Busverbindungen und unterstützt sie dabei, ein Konto bei einer Bank einzurichten“, sagt Torsten Christ. Wenn es Konflikte oder Streitpotenzial zwischen oder in einer Familie gibt, vermittelt Yassini sozialpädagogische Hilfe.

Roderich Ziehm, Leiter der Flüchtlingsinitiative, hat ebenfalls schon einmal vorbeigeschaut. ­„Leider sind es doch wieder Container geworden“, sagt er. „Aber ­immerhin sollen sie von innen noch wohnlicher gestaltet werden.“ Er begrüßt außerdem, dass Familien dort ihr eigenes Reich bekommen sollen.