Wentorf. Leuchtturmprojekt: Architekt Björn Bergfeld (bbp) stellt erste Vorentwürfe der Politik vor. Auftakt der politischen Beratungen.
Das kannte Architekt Björn Bergfeld vom Büro bbp in Kiel so noch nicht: „Es ist ungewöhnlich, dass wir gleich den ersten Aufschlag unserer Planungen einem größeren öffentlichen Gremium vorstellen“, sagt er. Über mangelnde Erfahrungen bei der Planung von Feuerwehrgerätehäusern und Wachen kann sich sein Büro indes nicht beklagen: Angefangen von der Feuerwache Preetz bis zum Hubschrauberflugplatz München Oberschleißheim haben er und sein Team schon eine ganze Reihe an Projekten ähnlicher Art geplant und auch realisiert.
Außerdem plant das Büro die XL-Wache der Polizei Berlin und der Berliner Feuerwehr mit einem Gesamtvolumen von 250 Millionen Euro. „Wir haben uns quasi auf das Bauen für öffentliche Auftraggeber spezialisiert“, sagt der 56-jährige Architekt.
Neue Feuerwache in Wentorf: Sorge um die Ausfahrt
Nun waren zum Auftakt der Beratungen allerdings nicht nur die Mitglieder der Lenkungsgruppe gekommen, sondern auch weitere Politiker und Mitglieder der Verwaltung. Denn alle sind gespannt auf das mit immerhin 9,3 Millionen Euro veranschlagte Projekt. Wie berichtet, wird das als Leuchtturm-Projekt bezeichnete Vorhaben auch mit 4,5 Millionen Euro vom Bund als besonders innovative Architektur in Holzbauweise gefördert. Die erste von zwei Raten soll bereits 2021 in Wentorf eintreffen, wenn die Planungen begonnen haben, und das Gebäude der einstigen Hauptschule abgerissen ist.
Getrennte An- und Abfahrten
Die Erfahrungen von bbp sind auch in den ersten Vorentwurf für das Wentorfer Feuerwehrgerätehaus, das auf dem Eckgrundstück Fritz-Specht-Weg/Wohltorfer Weg entstehen soll, eingeflossen. Björn Bergfeld erläutert die ersten Überlegungen: „Wichtig ist für die Feuerwehr im Einsatzfall, dass die Fahrzeuge möglichst schnell auf der Straße sind. Daher schlagen wir vor, dass die Ausfahrt im Norden des Grundstücks in den Wohltorfer Weg einmünden sollte“, erklärt der Architekt. „Die Anfahrt der Feuerwehrleute mit ihren privaten Pkw soll von Westen über den Fritz-Specht-Weg erfolgen. Von dort gelangen sie direkt in die Umkleiden.“
Genau dort hakt Simone Lummitsch (Fraktion Zukunft Wentorf) ein: „Genau in der geplanten Einfahrt liegt die Bushaltestelle für die Grundschule“, sagt sie. Lutz Helmrich (CDU) Doch Sascha Kröger, im Rathaus zuständig für das Projekt, hat schon bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein nachgefragt. „Die VHH halten die Haltestelle an diesem Ort für entbehrlich“, sagt er. Sie könne vor die Schule verlegt werden.
Bienenstöcke oder Coworking?
Thorsten Gundlach (Zukunft Wentorf), selbst Berufsfeuerwehrmann, betont: „Es geht nicht um eine Feuerwehrwache, die 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr besetzt ist, sondern um ein Gerätehaus. Zu den Schulzeiten sind die freiwilligen Feuerwehrleute meist nicht dort.“
Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita appellierte an die Politik, über die Grenzen der Funktionalität hinaus zu denken: „Es soll doch ein Leuchtturmprojekt werden. Warum dort nicht Bienenstöcke aufstellen oder Coworking-Spaces für die Feuerwehrleute im Homeoffice einrichten? Damit das Haus nicht die meiste Zeit leer steht.“
Feuerwehr warnt vor Unfallrisiken
Auch Wehrführer Nico Hintz und sein Vize Stephan Petersen warnen vor Unfallrisiken: „Die angedachte Ausfahrt wäre sehr unübersichtlich, zumal dort noch ein Wall und mehrere Bäume die Sicht begrenzen“, sagt Petersen. Die Feuerwehr ziehe es vor, wenn das Gebäude, statt in Nord-Süd-Ausrichtung zu bauen, um 90 Grad gedreht werden würde. Denkbar sei auch ein L-förmiger Bau. Der Architekt plädiert dennoch für die vorgeschlagene Lage auf dem Areal: So werde das Grundstück optimal genutzt.
„Der Raumkörper muss möglichst kompakt sein, damit die Wege kürzer werden, so fallen auch die Wirtschaftlichkeit und die Energetische Bewertung positiv aus“, argumentiert er. Die Halle und das Lager im Osten entsprechen beim Vorentwurf mit ihrer Gebäudehöhe dem zweigeschossigen Trakt im Westen. Dort sind im Erdgeschoss die Räume für die Technik, die Werkstätten und für die Jugendwehr angedacht. Über eine Treppe sind im zweiten Stock ein teilbarer Schulungsraum, Lagerräume, eine Küche, Sanitärräume, Büros sowie Räume für den Musikzug zu erreichen.
Doch dies seien die ersten Vorschläge, erklärt Björn Bergfeld, der sich nach der Sitzung noch vor Ort umschauen wollte. „Das ist unsere Grundlage für ihre Diskussion. Über kritische Punkte wie den Verkehr und die Nachbarschaft werde noch zu sprechen sein, dafür gebe es Lösungen.