Wentorf. Die Corona-Pandemie hatte den Start für Yvonne Hargita erschwert. Viele Themen stehen für das Jahr 2020 auf der Liste. Welche?
Als Yvonne Hargita im Mai vergangenen Jahres als erste Klimaschutzmanagerin der Gemeinde startete, war eines ihrer ersten Ziele, ihre Kollegen im Wentorfer Rathaus sowie die für den Klimaschutz engagierten Bürger kennenzulernen und weitere Menschen für ihre Sache zu begeistern. Corona hat ihr den Einstieg sicherlich nicht einfach gemacht. Zufrieden ist sie dennoch mit dem, was sie bisher geleistet hat.
Jüngstes Beispiel ist ihr Engagement für die Hauptstraße. Zwei Anträge hatte Hargita 2020 an die Politik gestellt. Einer davon: Die Teilnahme an der Europäischen Mobilitätswoche für September 2021. Dafür wurde extra eine Arbeitsgruppe gegründet, die Ideen für Aktionen rund um die Hauptstraße sammeln soll. Ein Ziel ist die verkehrliche Beruhigung der Wentorfer Verkehrsachse. Auch die Anwohnerinnen und Anwohner sollten ins Boot geholt werden, hatten die Gelegenheit, bis Ende des Jahres Wünsche und Anregungen an die Klimaschutzmanagerin weiterzuleiten.
Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita zieht erstes Fazit
„20 Rückmeldungen habe ich per E-Mail erhalten. Vier Wentorfer haben bei mir angerufen“, erklärt Hargita. Eine anonymisierte Auswertung der Rückmeldungen will sie bis zum 18. Januar zusammentragen, wenn die Arbeitsgruppe wieder tagt – voraussichtlich digital. Verraten kann die Klimaschutzmanagerin schon einmal: „Die Rückmeldungen waren sehr breit gefächert.“
Einige Wentorfer würden die Hauptstraße gerne im größeren Kontext betrachten. „Sie wünschen sich, dass sie eine Verlängerung des Casinoparks sowie belebter und einladender wird, es Verbesserungen für den Fahrradverkehr gibt“, sagt die Diplom-Geoökologin. Auf der anderen Seite gebe es Anwohner, die die Hauptstraße eine Hauptstraße sein lassen wollen. „Der Durchgangsverkehr soll die Ortsumgehung nutzen, da sind sich alle einig“, sagt Hargita. Aber einige sehen noch immer den Autoverkehr an erster Stelle. „Sie wollen, dass die Straße für Einheimische gut mit dem Auto befahrbar ist. Manche wünschen sich sogar Tempo 50.“
Radverkehr sorgt bei Wentorfern noch für viel Unsicherheit
Die Tendenz: Die Mehrheit derer, die dem Aufruf gefolgt waren, setzen aufs Rad. Wie mehrfach berichtet, fühlen sich viele Radfahrer und Fußgänger auf der Straße unsicher. Radler müssten auf der Hauptstraße eigentlich die Fahrbahn nutzen, weichen jedoch oft auf die Gehwege aus. Die Anregungen der Wentorfer fließen in die Planung zur Mobilitätswoche ein.
Die gebürtige Kölnerin Yvonne Hargita freut sich außerdem über die gute Zusammenarbeit mit der Initiative „Wentorf gestalten!“ sowie den guten Kontakten zur Klimaschutzinitiative Sachsenwald. Gemeinsam mit der Gestalten-Initiative ist 2020 beispielsweise die Idee zum „essbaren Casinopark“ entstanden. Nach und nach wachsen dort Obst- und Nussbäume sowie Kräuterbeete.
Erfolgreiche Teilnahme an der Aktion Stadtradeln
Aus der Kooperation mit den Klimaschutzmanagern des Mittelzentrums war zudem eine gemeinsame Online-Reihe mit der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein hervorgegangen. In Zukunft wollen die Klimabeauftragten sich noch enger austauschen.
Erfolgreich geplant hatte Yvonne Hargita die zweite Teilnahme an der Aktion Stadtradeln. „Wir hatten eine deutliche Steigerung der Teilnehmerzahl. Aber die Durchführung war coronabedingt aufwendiger.“ Seit vergangenem Jahr gibt es zudem eine Klimaschutzseite auf der Internetseite des Wentorfer Rathauses. Außerdem wird die Gemeinde auf Antrag Hargitas 2021 dem europäischen Klimabündnis beitreten.
Klimaschutzkonzept entsteht bis Ende dieses Jahres
Nicht zu vergessen: das Klimaschutzkonzept. Es wird innerhalb von 18 Monaten seit Hargitas Dienstbeginn im Mai vergangenen Jahres erstellt. Darin wird eine ausführliche Treibhausgas- sowie Energiebilanz aufgeführt werden, mit der sich Yvonne Hargita bereits beschäftigte. Gemeinsam mit dem E-Werk Sachsenwald hatte sie daran gearbeitet, ein energetisches Kataster der kommunalen Liegenschaften zu erarbeiten und Ideen für Optimierungen zu sammeln. Im Dezember fanden Begehungen vom Rathaus sowie der Gemeinschaftsschule statt.
Die Schule habe nach bisherigen Erkenntnissen den höchsten Energieverbrauch. „Der Bau stammt aus den 1970er-Jahren, es hat immer wieder Anbauten gegeben. Der Verbrauch ist auf die Quadratmeter gesehen hoch, aber es gibt Potenzial“, sagt Hargita. Das 1990 erbaute Rathaus falle zwar im Verbrauch nicht negativ auf, doch sei es ein repräsentatives Gebäude. Optimierungen hätten einen Vorbildcharakter für die Bürger.
Feuerwehrneubau soll in Holzbauweise erfolgen
Um eine aussagefähige Bilanz vorzulegen, schaut Yvonne Hargita sich gemeinsam mit dem E-Werk Sachsenwald den Verbrauch der Jahre 2015 bis 2019 an. „Die Bilanz ist fast fertig“, sagt sie.
Nahtlos geht es für die Klimaschutzmanagerin auch jetzt im neuen Jahr weiter. Besonders freut sie sich auf den Feuerwehrneubau, der in Holzbauweise erfolgen soll. „Dazu habe ich bereits viele E-Mails von Bürgern erhalten, die großes Interesse an einem nachhaltigen Bau haben“, sagt Hargita. Der Neubau der Feuerwehr sei ein schöner Anlass, ein zukunftsweisendes Gebäude zu errichten.
Ob dies neben der Holzständerbauweise beispielsweise auch durch eine Fotovoltaikanlage, ein begrüntes Dach oder eine entsprechende Wärmeversorgung erfolgen kann, das heißt es in den kommenden Monaten herauszufinden. Yvonne Hargita ist gespannt.