Reinbek. Jorne Boysen (25) zieht in Geschäftsführung des Reinbeker Traditionsbetriebs ein. Die Auftragsbücher des Unternehmens sind gut gefüllt.

Mit Leib und Seele Handwerker - das sind die Boysens. Jens Boysen (59), Geschäftsführer der Boysen Zimmerei ist glücklich, dass sein jüngster Sohn Jorne (25) sich nun entschieden hat, in die Geschäftsführung mit einzusteigen und die Unternehmensanteile von seinem Onkel Kai übernommen hat. Denn der ist jetzt mit 61 Jahren in den Ruhestand gegangen und möchte sich eigenen Projekten wie dem Reisen widmen. 

Jorne Boysens Großvater, Christoph Boysen, hat die Zimmerei 1951 am heutigen Standort an der Klaus-Groth-Straße in Reinbek gegründet. Die umliegenden Straßen gab es damals noch nicht, nur einen Nachbarbetrieb, Wiesen und Felder. „Ich hatte eine Wellblechhütte, in der ich auch gewohnt habe“, erinnert sich der 93-Jährige. „Wasserpumpe und Plumpsklo waren auf dem Hof.

Verheiratet war ich da noch nicht, das hätte keine Frau mitgemacht.“ Sein Material bugsierte er mit einer Schubkarre zur Baustelle. „Meine erste Investition war ein Fahrrad“, erzählt der Senior. Den Erfolg hat er sich hart erarbeitet. Der Reinbeker Betrieb mit heute 35 Mitarbeitern hat das Stadtbild mitgeprägt: Bei der Restaurierung des Fachwerks am Schloss, beim Bau des alten Rathauses, der katholischen Herz-Jesu-Kirche und des Freizeitbades waren die Zimmerleute dabei. „Ich hatte einen guten Draht zum Stadtbaumeister“, verrät der Senior gut gelaunt.

Zimmerei Boysen geht in die dritte Generation über

Junior Jorne Boysen (re.) im Alter von vier Jahren: Sein Großvater Christoph schenkte ihm regelmäßig zu Weihnachten eine maßgeschneiderte Zimmermannskluft.
Junior Jorne Boysen (re.) im Alter von vier Jahren: Sein Großvater Christoph schenkte ihm regelmäßig zu Weihnachten eine maßgeschneiderte Zimmermannskluft. © Zimmerei Boysen | Privat

Zu Weihnachten hat Christoph Boysen seinen Enkel mit einer maßgeschneiderten Zimmermannskluft beschenkt. „Ich durfte als kleiner Junge auch im Lastwagen mitfahren“, erzählt der 25-Jährige. „Die Baustelle fand ich natürlich toll.“ Trotzdem war zuerst nicht so klar, dass es ihn in den Familienbetrieb ziehen würde. „In der Oberstufe wusste ich nur, dass ich nicht der Typ bin, der den ganzen Tag vor dem PC sitzen mag“, sagt Jorne Boysen. „Aber was mir Spaß machen würde, wusste ich lange nicht.“ Sein Vater schlug dem Jüngsten vor, doch einmal ein Praktikum bei Holzbau Gehrmann in Hoisdorf zu machen.

„Mein liebstes Hobby ist immer noch meine Arbeit“, erklärt Jens Boysen. „Ich stehe gern morgens auf und liebe den Kontakt zu unseren Mitarbeitern und Kunden.“ Das Schöne daran sei, dass das räumliche Vorstellungsvermögen gefragt sei, die Kundenberatung gehe häufig über die erste Auftragslage hinaus. „Wir sehen durch unsere Erfahrung schon vorher, woran es einem Gebäude fehlt“, erklärt der Zimmerermeister. „Am liebsten würde ich erst mit 70 in Rente gehen. Ich bin glücklich, dass ich mir das aussuchen kann. Und ich wünsche Jorne, dass er seine Freude an der Arbeit ebenfalls behält.“

Jorne Boysen machte seinen Meister und den Betriebswirt

Sein Jüngster habe im Praktikum Blut geleckt. „Es ist toll, am Ende des Tages zu sehen, was man geschaffen hat. Das ist sehr erfüllend“, sagt der neue Juniorchef. Deshalb ließ auch er sich bei Gehrmann zum Zimmermann ausbilden. Die Zimmerei und Bautischlerei ist einer von elf Betrieben im Bereich Holzbau in einem Netzwerk, mit dem Boysen sich austauscht und bei größeren Projekten kooperiert. „Auf diese Weise können wir auf bis zu 200 Mitarbeiter zurückgreifen“, erklärt Jens Boysen. „Gemeinsam haben wir etwa wirtschaftliche Konzepthäuser entwickelt, die schnell von Häusern für Geflüchtete in sozial geförderte Wohnungen umgewandelt werden könnten.“

Schon seine Gesellenprüfung legte Jorne Boysen als einer der Besten ab. Die nächsten beruflichen Schritte waren dann schon zielgerichtet auf die Weiterführung des Familienbetriebes ausgerichtet: Der junge Mann machte seinen Meister und sattelte noch den Betriebswirt drauf. „Um Erfahrungen zu sammeln, habe ich noch ein halbes Jahr in Kulmbach gearbeitet. Das hat mich auf jeden Fall persönlich weiter gebracht“, erzählt der Junior.

Die Boysens haben viele Projekte in Stormarn

Um die Zukunft mache er sich keine Sorgen. „Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen, kann sich das Handwerk zu Zeiten von Corona nicht beschweren“, erklärt der junge Handwerksmeister. Seinen Großvater, der immer fragt, ob denn genug Arbeit da sei, kann er stets beruhigen. „Für das erste Quartal sind unsere Auftragsbücher so gut wie voll.“

Ob die Feuerwehrhäuser in Reinbek und Wentorf, das Rathaus in Oststeinbek - der Holzbau liege im Trend und werde gefördert. Die Boysens freuen sich schon auf ihr aktuelles Projekt: Einen Neubau für die Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS) am Völckers Park. Auch dort werden sie ihre Handschrift in Reinbek hinterlassen.