Glinde. Bauarbeiten am Tannenweg beginnen. Der Komplex mit Mensa kostet zehn Millionen Euro – und soll schon in einem Jahr fertig sein.
Noch ist es ruhig auf dem Areal der Grundschule Tannenweg in Glinde. Das wird sich in den kommenden Tagen ändern. Um den Hof ist bereits ein Bauzaun gezogen, das blaue Verbindungsgebäude mit Werkraum bald Geschichte. Es wird abgerissen genauso wie ein Vordach. Platz muss geschaffen werden für einen Zugang. Denn die Bildungseinrichtung bekommt einen neuen Komplex mit Mensa, zehn Klassen- und fünf Differenzierungsräumen. Rund zehn Millionen Euro kostet das Projekt. Es soll im Eiltempo umgesetzt werden. Nach den Sommerferien 2023 ist dort Unterricht geplant.
Die Bauzeit von nur einem Jahr hat der Generalunternehmer zugesagt. Sie ist schriftlich fixiert. „Wir haben in der Vergangenheit für Einzelgewerbe ausgeschrieben, jetzt einen Paradigmenwechsel vollzogen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Die Vorplanung sei dadurch zwar länger als sonst, dafür die Bauphase kürzer. Warum das so ist, erklärt der zuständige Architekt Jan Peter Hage: „Wenn der Vertrag unterzeichnet wird, muss alles definiert sein.“ Zehn Firmen hatten sich die Unterlagen aus dem Rathaus schicken lassen, zwei ein Angebot abgegeben. Das Rennen machte ein Unternehmen aus Bremen.
Der Bund steuert 950.000 Euro bei
Im November 2020 wurde den Politikern im Bauausschuss der Entwurf vorgestellt. Seinerzeit schätzte die Verwaltung das Investitionsvolumen auf rund 7,2 Millionen Euro. Die große Nachfrage nach Baumaterialien wie Holz, Stahl und Dämmstoffen auf den Weltmärkten heizt seit geraumer Zeit die Preise an. Schon vor dem Ukrainekrieg waren bestimmte Rohstoffe nur mit Verzögerungen und deutlich teurer zu bekommen. Deshalb musste auch Glinde das Budget erhöhen. Zumindest gibt es einen 950.000-Euro-Zuschuss vom Bund, weil es sich um ein energiesparendes Haus der Stufe 40 handelt mit Gründach und Solaranlage.
„Durch die Erweiterung ist der Schulstandort auf Fünfzügigkeit angelegt, kann also mit der Stadt wachsen“, sagt Zug. Rund 330 Erst- bis Viertklässler lernen am Tannenweg. „Kinder aus der unmittelbaren Umgebung sind nach Wiesenfeld oder Barsbüttel abgewandert, weil es schon zu eng ist“, so der Bürgermeister. Der Neubau hat auch Auswirkungen auf den Hort. Derzeit gibt es acht Gruppen, 14 sollen es später werden.
Das Gebäude hat zwei Ebenen und keinen Keller sowie rund 2000 Quadratmeter Fläche. Im Erdgeschoss befindet sich die Mensa. Der 440 Quadratmeter große Speisesaal mit seinen 260 Sitzplätzen garantiert, dass auch bei Vollauslastung mit 520 Kindern das Mittagessen in zwei Schichten gereicht wird. Speisen werden frisch zubereitet. Nebenan sind Küche, Technik- und Lagerräume. Es gibt eine Bühne für Aufführungen, das Foyer hat einen herausrollbaren Tresen – optimal für Feierlichkeiten. Hohe Fensterfronten sorgen für reichlich Licht in dem geklinkerten Komplex. Räume für den Unterricht sind allesamt im Obergeschoss. In dieses führen auch zwei Außentreppen.
Vor der Mensa ist eine Terrasse angeordnet, im Lageplan sind Naturgarten sowie ein grünes Klassenzimmer zu erkennen. An der Straße wird ein Parkstreifen markiert, Teile davon dienen tagsüber als sogenannte Kiss-and-Ride-Zone. Der Bereich steht Eltern zur Verfügung, die ihr Kind zur Schule fahren oder es abholen.
Sportanlage wird mit Tartanbahn in Wellenform ausgestattet
In einem zweiten Schritt wird auch der angrenzende Sportplatz umgestaltet. Damit soll nach der Fertigstellung des Mensagebäudes begonnen werden. Laut Zug dauert dieser Bauabschnitt voraussichtlich bis Ende 2024. Dafür sind 2,2 Millionen Euro veranschlagt, eine Million steuert der Bund bei. Glinde wurde in ein Förderprogramm aufgenommen. Das Areal wird nicht wiederzuerkennen sein.
Noch ist unklar, ob der Hauptplatz einen Kunst- oder Naturrasen erhält. Daneben sind zwei kleine Multifunktionsspielfelder geplant. Seilparcours, Reck, Schaukel, ein Pavillon und Trampoline werden in dem Bereich ebenfalls errichtet. Das alles ist von einer Tartanbahn umrundet in Wellenform. Der Sportplatz ist für jedermann zugänglich. An der Erweiterung und Umgestaltung der 1939 eröffneten Schule haben auch Lehrkräfte, Kinder und deren Eltern mitgewirkt. Ein erstes Treffen mit Stadtverwaltung und dem Architekturbüro hatte Rektorin Sabine Walther Mitte 2019.
Glinde investiert viel Geld in seine Lehranstalten. Die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld wurde in vier Bauabschnitten für rund zwölf Millionen Euro auf Vordermann gebracht. Saniert sind auch die beiden Sporthallen des Schulzentrums am Oher Weg. Inklusive des Umbaus der dazwischenliegenden Ex-Kneipe zu einem Jugendzentrum waren neun Millionen Euro fällig. An dem Standort sind Gymnasium und Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule beheimatet. Dort wird gerade der naturwissenschaftliche Bereich saniert. Die Fläche umfasst 1535 Quadratmeter. Ursprünglich waren 400 Quadratmeter und ausschließlich Biologieräume angedacht. Dann wurden auch Teile der Chemiesektion ins Auge gefasst. 3,7 Millionen Euro gibt die Stadt dafür aus. Es ist dort noch Großes geplant: die Schadstoff- und Brandschutzsanierung samt Mensaneubau. Rainhard Zug rechnet mit Kosten zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Anfang 2026 sollen die Arbeiten beginnen.