Glinde. Villa Bode in Glinde, in der ein Restaurant war, wird demnächst abgerissen. Baustart für Haus mit neun Eigentumswohnungen im Sommer.

Noch in diesem Monat will Holger Heidenreich den Bauantrag einreichen, im August oder September sollen Handwerker damit beginnen, das neue Gebäude auf einem 1317 Quadratmeter großen Grundstück am Mühlenteich in Glinde zu erstellen.

Dort, wo jetzt noch die Villa Bode steht, in der zuletzt das bekannte Restaurant San Lorenzo gewesen ist. Die 1887 errichtete Immobilie wird abgerissen und durch einen Komplex mit neun Luxus-Eigentumswohnungen ersetzt.

Politik änderte in Glinde im 2021 den Bebauungsplan

Der 58 Jahre alte Bauingenieur mit Büro in Aumühle hatte das Areal im vergangenen Jahr von Giuseppe und Iris Dellavecchia erworben. Sie gaben den Betrieb wegen der Corona-Pandemie auf. Pikant: Ausschließlich für Erweiterungspläne der Gastronomen änderte die Politik im Januar 2021 den Bebauungsplan.

Davon profitiert jetzt Heidenreich. Denn ohne die Zustimmung der Parteien wäre ein Neubau nicht möglich gewesen. Klar ist: Der Grundeigentümer reizt das Baufenster aus. Nur bei der Höhe des Hauses wird er nicht an die Grenze gehen. „Laut B-Plan sind zwölf Meter möglich, wir werden uns bei 10,50 Meter einpendeln“, sagt Heidenreich.

Das Dach wird begrünt und mit Solarmodulen bestückt

Optisch ähnelt der Neubau der Villa Bode, ist in weißem Ton gehalten. Er hat drei Geschosse mit jeweils drei Wohnungen. Sie sind 78, 106 und 115 Quadratmeter groß. Die Ebenen haben einen identischen Schnitt. Dazu gibt es eine Tiefgarage mit einem Stellplatz pro Einheit sowie einem Fahrstuhl. Von Balkonen haben Bewohner Blick auf den Mühlenteich. Die Lage ist exklusiv. „Das Haus hat viele Stuckelemente sowie einen 50-Zentimeter-Sockel“, sagt Heidenreich. Er wolle dem Standort entsprechend etwas Schönes hinstellen.

Der Unternehmer setzt bei der Energieeffizienz auf die KfW-40-Variante mit Wärmepumpe und Solarmodulen auf dem begrünten Dach. Exakte Verkaufspreise für die Wohnungen will er noch nicht nennen, sagt lediglich, dass rund 100 Quadratmeter mehr als 500.000 Euro kosten.

Fertigstellung des Gebäudes in Glinde soll 2023 erfolgen

Im Spätsommer 2023 soll das Projekt fertig sein. Dieses stellte Heidenreich jetzt im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz vor, präsentierte mehrere Visualisierungen.

„Ich finde den Ersatz nicht gut. Das ist ein Edel-Klotz, die Wohnungen werden dem Investor sicherlich aus den Händen gerissen. Es ist bitter, was da passiert ist“, sagt Grünen-Stadtvertreter Jan Schwartz.

Die Villa Bode wurde 1887 erbaut.
Die Villa Bode wurde 1887 erbaut. © René Soukup

Mit dem Wissen, dass die Immobilie veräußert wird, hätten die Parteienvertreter den Bebauungsplan nie aufgestellt. Sie wollten den Dellavecchias eine Perspektive bieten. Die Gastronomen starteten 1998 mit dem Lokal als Pächter, kauften das Haus 2007. Der Betrieb mauserte sich zu einem Aushängeschild der Stadt. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ wählte das San Lorenzo unter die zehn besten italienischen Restaurants in Deutschland. Auch wurde es im Guide Michelin erwähnt, weitere Auszeichnungen folgten.

Giuseppe Dellavecchia wollte sich vergrößern und trat 2017 mit einem Entwurf an die Stadt heran, von dem die Politik aber nicht überzeugt war. Daraufhin reduzierte er die Grundfläche. Trotzdem dauerte es, bis sich die Entscheidungsträger durchringen konnten, der Erweiterung zuzustimmen. Es gab lange Diskussionen um den Anteil des Grundstücks, der bebaut werden darf. Schließlich wurden die Stadtvertreter mit dem Versprechen überzeugt, dass das Gebäude die möglichen Ausmaße nicht ausschöpft. Der von den Dellavecchias beauftragte Architekt ließ wissen, man benötige gewisse Kennzahlen für die Umgestaltung der Außenanlagen.

Eine Veränderungssperre ist wohl vom Tisch

Die Gastronomen sahen von einer Wiedereröffnung in Pandemie-Zeiten ab, stellten den Betrieb zur Überraschung nicht nur der Politik ein und verkauften das Haus. Giuseppe Dellavecchia sagte, er finde kein qualifiziertes Personal. Ein Großteil der Mitarbeiter hatte das San Lorenzo verlassen. Beschäftigungslos ist der Unternehmer aber nicht. Das Restaurant war nur ein Standbein. In Reinbek betreibt er das Bistro Lorenzino mit 35 Angestellten inklusive Großhandel, beliefert Hotels, Restaurants und den Einzelhandel in Norddeutschland mit italienischen Speisen und Weinen.

Nach dem Verkauf der Immobilie beschäftigte sich die Politik mit einer Veränderungssperre. Sie ist nach Paragraf 14 Baugesetzbuch ein Sicherungsinstrument, mit dem Kommunen kurzzeitig keine weiteren Baugenehmigungen auf einem bestimmten Gebiet erlassen. Dazu ließ Glinde ein Gutachten anfertigen. Jenes wird die Politiker wohl davon abhalten, diesen Schritt zu wagen. Der Grund: Dem Vernehmen nach könnte Heidenreich eine finanzielle Entschädigung von mehr als zwei Millionen Euro verlangen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann sagt über den Neubau: „Er passt von der Optik in die Umgebung, ist nicht das Schlechteste. Es hätte schlimmer kommen können. Mit dieser Lösung kann ich leben.“