Bargteheide. Das Familienunternehmen aus Bargteheide plant, Ende dieses Jahres 2000 Supermärkte bis nach Hannover zu beliefern.

Während draußen frostiger Wind um die Häuser fegt, wird in Bargteheide schon emsig an neuen Eiskreationen für den nächsten Sommer getüftelt. „Wir werden Caramel mit Waldfrucht kombinieren und Pfirsich mit Mandeln“, gewährt Elvis Bogicevic, Geschäftsführer des Unternehmens Elvis Eis, schon mal einen kleinen verbalen Vorgeschmack auf die neuen Gaumenkitzler.

Auf 40 verschiedene Rezepturen kann die Firma inzwischen zurückgreifen, die sich längst weit über die Grenzen Stormarns hinaus einen Namen gemacht hat. Sie ist selbst in vielen Supermärkten zur ernsthaften Konkurrenz für die Schwergewichte der Branche wie Unilever (Langnese-Eis, Ben & Jerry’s), Häagen-Dazs, Bruno Gelato, Eisbär Eis und Schöller erwachsen.

Was 2008 mit der Übernahme des bekannten Eis-Cafés „La Piazza“ in Bargteheide begann, hat sich inzwischen zu einer echten Erfolgsgeschichte ausgewachsen. 2018 haben Elvis und sein Bruder Drazen auch das „San Remo“ in Bad Oldesloe übernommen und mit Beginn dieses Jahres das traditionsreiche „Venezia“ in Lübeck.

Elvis Eis aus Bargteheide: Großer Schub durch Pandemie

Für den ultimativen Schub sorgte unterdessen und kurioserweise die Corona-Pandemie. Als im Frühjahr 2020 der Eisverkauf in den Cafés faktisch zum Erliegen kam, forcierten die Brüder eine Idee, die ihnen schon lange zuvor im Kopf herumschwirrte: Warum die eigenen Eiskreationen nicht auch in Supermärkten anbieten.

Drazen Bogicevic im „Venezia
Drazen Bogicevic im „Venezia" Lübeck, das Anfang des Jahres übernommen worden ist. © HA | Malgorzata Szachniewiezc

„Als wir im April 2020 in den beiden Famila-Märkten in Bargteheide und Bad Oldesloe starteten, sind wir noch belächelt worden“, erinnert sich Elvis. Heute begegnen die Mitbewerber dem Familienunternehmen aus Stormarn mit Respekt. Weil die Zuwachsraten enorm sind und sich die Verkaufszahlen rasant entwickelt haben.

Elvis Eis auch in 125 Hamburger Märkten

Mitte Januar 2021 belieferte Elvis Eis bereits 32 Märkte bis an die dänische Grenze. Momentan sind es 700, davon allein 125 in Hamburg und 330 in Schleswig-Holstein. Der nördlichste Verkaufspunkt ist ein Famila-Markt in Westerland auf der Nordseeinsel Sylt, der westlichste eine Markant-Filiale im niedersächsischen Aurich, der östlichste eine Markant-Filiale in Wolgast, kurz vor der Ostseeinsel Usedom.

„In diesem Jahr wollen wir weiter gen Süden vorankommen“, sagt Elvis Bogicevic. Die strategische Zwischenziellinie bewege sich auf der Höhe Hannover – Berlin, wo man „flächendeckend präsent“ sein wolle. Nach dem Kieler Handelsunternehmen Bartels-Langness (Famila und Markant) vertreiben inzwischen auch die Handelsketten Edeka, Rewe (Nahkauf) und Kaufland Elvis Eis.

Neue Absatzmärkte entlang des Rheins

Bis zum Ende dieses Jahres soll es dann in rund 2000 Supermärkten verfügbar sein. Damit sehen die Bogicevic-Brüder das Expansionspotenzial ihrer Marke aber bei Weitem noch nicht ausgereizt. Schon jetzt wird das Eis aus Bargteheide auch in zwei Testmärkten im Großraum Bonn vertrieben, den Vorteil-Centern der Firma Anton Limbach in Unkel und Asbach.

„Die Ballungsräume entlang des Rheins sind als neuer Absatzmarkt natürlich sehr attraktiv“, erläutert Elvis Bogicevic. Wobei Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz letztlich auch nur Zwischenstationen darstellen: „Bis Ende 2024 wollen wir uns bis Bayern und Baden-Württemberg vorarbeiten, um 2025 dann den Sprung über die Grenze nach Österreich und in die Schweiz zu wagen.“

Neue Produktionshalle für 1,5 Millionen Euro

Um die benötigten Eismengen für das Erschließen neuer Märkte produzieren zu können, haben Elvis und Drazen Bogicevic die Corona-Zwangspause intensiv genutzt. An der Otto-Hahn-Straße im Bargteheider Gewerbegebiet Langenhorst entstand 2021 eine neue, hochmoderne Produktionshalle für 1,5 Millionen Euro. Hier können 600 Liter Eis pro Tag und Charge hergestellt werden.

Blick in die neue Produktionshalle, wo 600 Liter Eis pro Tag und Charge hergestellt werden können.
Blick in die neue Produktionshalle, wo 600 Liter Eis pro Tag und Charge hergestellt werden können. © HA | Benjamin Tietjen

„Zeitnah wollen wir mit einer eigenen Pasteurisierungsanlage die Milch von einem Erzeuger aus Stormarn selbst aufbereiten und ab Mai in zwei Schichten produzieren“, wirft Elvis Bogicevic einen Blick voraus. In der neuen Produktionsstätte werden dann in der Herstellung und in der Verwaltung 30 Mitarbeiter beschäftigt sein.

Ende Mai, Anfang Juni sollen die acht verschiedenen Sorten für den Supermarkthandel dann auch in einem neuen Glas mit plastikfreiem Deckel einer Firma aus Itzehoe verkauft werden. „Die Wiederverwendbarkeit der Verpackung ist Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie, die wir auch beim Bau unserer neuen Produktionsstätte konsequent verwirklicht haben“, erklärt Susan Häder, die im Hause fürs Marketing zuständig ist. Photovoltaik-Panele auf dem Dach sichern 30 Prozent des Strombedarfs. Ein Kreislaufsystem mit Wärmetauscher sorgt für die Kühlung der Geräte und die richtige Temperatur in den Tiefkühlzellen für das fertige Eis.

So sieht sich das kleine Familienunternehmen bestens gerüstet, Deutschland in den kommenden zwei Jahren bis zu den Alpen zu erobern. Diese Erfolgsgeschichte hält offenbar noch einige Kapitel bereit.