Die Künstlerin aus Bargteheide materialisiert mit ihren Treibholz-Kreationen die Sehnsucht nach Wind und Wellen.
Bargteheide Wer in Norddeutschland lebt, hat naturgemäß eine besondere Affinität zum Meer. An die Strände von Nord- und Ostsee ist es nicht weit, sie sind selbst für Tagesausflüge gut und schnell erreichbar. Und natürlich sind sie auch beliebte Destinationen für die schönste Zeit des Jahres, den Urlaub. Am Meer ist es immer schön, zu jeder Jahreszeit. So geht es auch Nicole Hoffmann aus Bargteheide. Deren Sehnsucht nach Wind und Wellen vor einigen Jahren in eine besondere Leidenschaft mündete: Treibholz in Kunstwerke zu verwandeln.
„Für mich verkörpert und speichert Treibholz all das, was ich am Meer liebe. Es ist auf besondere Weise geprägt durch das salzige Wasser und die Sonne, durch Stürme und die Gezeiten. Es sieht viel schöner aus als normales Holz, es riecht anders, fühlt sich anders an“, sagt die 47-Jährige. Und manchmal erzähle es auch Geschichten, wenn es sich etwa um Planken eines gesunkenen Schiffs oder Teile einer über Bord gegangene Ladung handele.
Erste Inspirationen beim Fanö-Urlaub
Spätestens seit einem Dänemark-Urlaub auf Fanö hat sie diese besondere Magie gepackt. Die Häuser und Geschäfte in den Dörfern der Nordseeinsel westlich von Jütland hätten ein ganz eigenes maritimes Flair, in das sie immer wieder gern eintauche. Dort holte sich Hoffmann auch die ersten Inspirationen für ihre eigenen Kreationen.
„Dass ich regelrecht infiziert war, merkte ich unter anderem daran, dass ich bei langen Strandspaziergängen Treibholz sah und sofort wusste, was daraus entstehen soll“, erklärt die Künstlerin. Seitdem stellen sich indes auch für Ehemann Martin neue Aufgaben an den Ufern von Nord- und Ostsee.
Ehemann Martin als Logistiker gefragt
„Ich muss mir merken, wo Nicky ein potenzielles Werkstück gefunden hat, und es anschließend so zuschneiden, dass es ins Auto passt“, berichtet der 53-Jährige. Dass sei an dem 13 Kilometer langen Hauptstrand von Fanö gar nicht so einfach. Doch zum Glück könne er zumeist mit dem Auto befahren werden, um zur Fundstelle vorzudringen. Heute hat er stets eine Japan-Säge dabei, falls das Treibholz doch mal zu lang sein sollte.
Nach der ersten großen Sammelaktion 2019 auf Fanö lagerte das Rohmaterial allerdings erst einmal mehrere Monate im Carportschuppen am Bargteheider Südring. „Es fehlte einfach die Zeit zur Bearbeitung – bis Corona kam“, erzählt Nicole Hoffmann, deren Fingerfertigkeit wohl auch auf ihren Beruf als Augenoptikerin zurückgeht.
Der Leuchtturm von Rubjerg Knude als Vorbild
Durch die pandemiebedingt stark eingeschränkten Freizeit-Möglichkeiten hatte sie plötzlich viel Zeit, ihre künstlerische Ader auszuleben. Früher habe sie gern gestrickt, genäht und gemalt. „Jetzt eröffnete sich mir eine ganz andere Welt, in der sich eine neue Kreativität entfaltete, die ich gern auch als Seelenfutter beschreibe“, so Hoffmann.
Dabei sei es ihr von Beginn an nicht um Kerzenständer oder Leuchter gegangen. In ihren Werken sollte sich die Sehnsucht nach dem Meer bündeln, materialisieren und verewigen. Vorbilder sind etwa der Leuchtturm von Rubjerg Knude, einer Wanderdüne an der Westküste von Nordjütland, die inzwischen 80 Meter ins Landesinnere gezogen ist. Aber auch die vielen kleinen malerischen Dörfer in dieser Region.
Schon mehr als 2400 Euro gespendet
Liebhaber und Käufer für ihre Kreationen fanden sich schnell. Spätestens nach der ersten Ausstellung im heimischen Carport 2020. „Ich hatte über meine Whatsapp-Kontakte ein wenig Werbung gemacht und war vom Zuspruch überrascht. Fast alle Werke fanden einen neuen Besitzer“, erinnert sie sich.
Den ersten Erlös von 800 Euro hat Nicole Hoffmann vollständig gespendet. An den Verein Herzenswünsche, eine bundesweit tätige Organisation, die schwer kranken Kindern und Jugendlichen lang ersehnte Wünsche erfüllt, und den Bargteheider Verein Sternenkinder, der Eltern nach dem frühen Verlust eines Kindes unterstützt.
Der Kampf gegen den Krebs hat sie verändert
2016 war die Mutter von zwei Kindern selbst von einer inzwischen überwundenen Krebserkrankung betroffen. „Für die dabei erfahrene Hilfe und Unterstützung wollte ich etwas zurückgeben und andere an meinem Erfolg teilhaben lassen“, sagt die Künstlerin. 2021 hat sie erneut für den Verein Sternenkinder, das Team Doppelpass, eine Hilfsinitiative für Familien mit an Krebs erkrankten Kindern, und die Kinderkrebsstation der Uniklinik Kiel insgesamt 1400 Euro gespendet.
Die Krebserkrankung habe nicht nur ihre eigene Lebenseinstellung verändert, sagt Ehemann Martin, sondern auch das Verhältnis zu Tochter Tia (20): „Sie sind wieder näher zusammengerückt und unterstützen sich gegenseitig, wann immer es geht.“ Unter anderem beim Feinschliff der maritimen Kunstwerke, wenn es etwa um Verzierungen mit Bernstein, Muscheln, vom Meer geschmirgelte Glasscherben, Nägeln, Kieseln und Metallscheiben geht.
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Dabei fällt Nicole Hoffmann manch Abschied von einem besonders gelungenen Werk schwer. „Mit jeder Arbeit geht ein Stück von mir, weil in jedem Teil auch meine Seele steckt“, sagt sie. Inzwischen baue sie zwar auch auf Bestellung, will sich aber selbst nicht dauernd kopieren. „Es bleiben zwar am Ende Unikate, die es so kein zweites Mal gibt. Neue Dinge zu kreieren, ist aber einfach spannender“, sagt die Bargteheiderin.
Noch kann sie von ihrer Passion nicht leben. Gleichwohl hat sie es geschafft, sich und ihr Kunsthandwerk über soziale Netzwerke wie Instagram, durch von Tochter Tia entworfene Flyer und eine eigene Internetpräsenz bekannter zu machen. Wer mehr über das Upcycling-Projekt erfahren will, findet alle wichtigen Informationen auf ihrer Homepage unter www.holzstueckchen-by-nicole-hoffmann.jimdosite.com