Bargteheide. Die Stadt im Kreis Stormarn bewirbt sich um ein offizielles Siegel. Ein Grund sind Ausschreitungen am Schulzentrum gewesen.

Um die Jugendarbeit in Bargteheide weiterzuentwickeln und politische Beschlüsse mit den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen abzugleichen, bewirbt sich die Stadt um das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“. Bargteheide ist damit nach Flensburg die zweite Kommune in Schleswig-Holstein, die sich am Programm des gleichnamigen Vereins beteiligt. Träger sind das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. und das Deutsche Komitee für UNICEF e.V.

Weg zur kinderfreundlichen Kommune startete 2019

„Wir begreifen das Programm nicht bloß als weitere Zertifizierung, sondern vielmehr als Verantwortung, uns für die Themen von Kindern und Jugendlichen verstärkt einzusetzen“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. „Wir wollen die Kinderfreundlichkeit in unserer Stadt fördern und diese Interessen bei allen Beschlüssen einbeziehen.“

Der Weg zur kinderfreundlichen Kommune startete 2019 mit dem Planspiel Kommunalpolitik, auch angestoßen durch die Auseinandersetzungen im Schulzentrum, bei denen es im Vorfeld mehrfach Ärger wegen Sachbeschädigungen und Ruhestörungen gegeben hatte. Noch im gleichen Jahr bildete sich der erste Kinder- und Jugendbeirat der Stadt, um weitere Ideen aufzugreifen und in die öffentlichen Sitzungen der Stadt zu tragen. „Trotz Corona konnte so auf die wichtige Arbeit vom Jugendarbeitsteam aufgebaut werden“, sagt Kruse-Gobrecht. „Dass wir uns um das Siegel beworben haben, verdanken wir auch unserer Partnerstadt Zmigród, die das Konzept ebenfalls umsetzen will.“

Das Programm läuft zunächst für vier Jahre

Von elf Projektideen des Planspiels ist unter anderem ein Kinder- und Jugendbüro im Jugendzentrum umgesetzt worden. „Klar ist jedoch auch, dass die Beteiligung breiter aufgestellt werden muss“, sagt Claudia Selzener vom Jugendarbeitsteam. „Die Gruppe wäre bei der Umsetzung der vielfältigen Ideen eindeutig überfordert. Umso wichtiger ist das Signal, dass sie nun auch auf Erwachsenenebene unterstützt wird.“

Das Programm läuft zunächst vier Jahre und kann anschließend verlängert werden. Der Aktionsplan wird im ersten Jahr durch eine Bestandsaufnahme und ein Beteiligungsverfahren vorbereitet, bei dem Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren über den aktuellen Stand befragt werden. Der Verein Kinderfreundliche Kommunen vergibt das Siegel anschließend für die kommenden drei Jahre. In dieser Zeit bekommt die Stadt zwei Sachverständige als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt. Zusätzliche Treffen mit anderen teilnehmenden Kommunen sollen den Austausch fördern. Das nächste ist 2020 in Hanau geplant. „Wir erhoffen uns eine stärkere Verzahnung der Akteure“, sagt die Bürgermeisterin. „Dieses komplexe Paket soll uns helfen, Synergien zu bündeln und Kinderschutz aktiv zu leben.“