Bargteheide. Warum der beliebte Snack gar nicht ur-amerikanisch ist und wie er im Svenssøn jetzt noch frischer über die Theke geht.

Bagels gehören zum Speiseplan von Nordamerikanern wie Burger und Spareribs. Doch längst sind auch die Deutschen auf den Geschmack kommen: Das handtellergroße Backwerk mit dem typischen Loch in der Mitte erfreut sich wachsender Beliebtheit als willkommener Snack zu jeder Tageszeit. Diese Erfahrung macht auch Sven Schmidt, Chef des Svenssøn, einem Laden für Geschenke und Wohnaccessoires mit angeschlossenem Café im Zentrum von Bargteheide. „Zu unserem Angebot gehörten die Bagels ja von Beginn an. Doch weil die sehr gut nachgefragt sind, haben wir unseren Service rund um das runde Gebäck noch einmal verfeinert“, berichtet der 50-Jährige.

Ursprung in jüdischer Gemeinde Krakaus

Was heute als typisches American Food gilt, hatte seinen Ursprung übrigens mitten in Europa. Der älteste erhaltene Beleg für die Herstellung von Bagels stammt aus Aufzeichnungen der jüdischen Gemeinde Krakaus von 1610. Gegeben haben soll es das besondere Brötchen allerdings schon im 9. Jahrhundert.

Einer Legende zufolge sollen Bagels von jüdischen Siedlern in einer abgelegenen Gegend Preußens erfunden worden sein. Weil die christliche Bevölkerung den Juden seinerzeit das Recht absprach, Brot zu essen und zu backen, hätten sie den Teig einfach gekocht. Somit galt das fertige Produkt nicht mehr als Brot, weil es ja nicht gebacken worden ist.

Bagel entstand als Alternative zu Brot

Das erwies sich zudem als cleverer Winkelzug, um nicht mit den eigenen Religionsgeboten in Konflikt zu geraten. Danach mussten nämlich vor dem Essen von Brot die Hände gewaschen und ein Segensspruch gesprochen werden. Durch das Kochen vor dem Backen hätten Bagel indes ihren Status als Brot verloren. Dadurch konnten sie wie andere Teigwaren auch ohne zeremonielles Händewaschen genossen werden. Zumal sauberes Wasser zur Reinigung ohnehin oft nicht verfügbar war.

Jetzt liefert Svenssøn-Inhaber Sven Schmidt das frisch zubereitete Backwerk auf Bestellung auch frei Haus.
Jetzt liefert Svenssøn-Inhaber Sven Schmidt das frisch zubereitete Backwerk auf Bestellung auch frei Haus. © HA | Lutz Kastendieck

Ende des 19. Jahrhunderts brachten jüdische Einwanderer die Bagels schließlich über den großen Teich in die USA und nach Kanada. Dort etablierten sich schnell zwei grundsätzliche Varianten. Der „New York Bagel“ setzt auf eine traditionelle Rezeptur mit einem Teig aus Weizenmehl, Wasser, Hefe, Malz und Salz. Allerdings werden sie inzwischen auch aus kräftigerem Roggenmehl oder anderen Sauerteigmischungen hergestellt.

Kanadier mögen süße Variante mit Mohn und Sesam

Der „Montreal Bagel“ verzichtet hingegen auf Salz. Stattdessen erhält der Teig Eier als Extrazutat, und dem Kochwasser wird Honig zugesetzt. Weil der „Montreal Bagel“ zudem oft mit Mohn- oder Sesam bestreut wird, gilt die kanadische Variante als süßer und weniger herzhaft.

Geblieben ist allerdings das Problem, dass Bagels schnell hart werden. Deshalb sollten sie möglichst frisch und am besten noch warm verzehrt werden. „Aus diesem Grund sind wir dazu übergegangen, unsere Bagels erst nach der Bestellung aufzubereiten und entsprechend der Order zu belegen“, sagt Schmidt.

Sieben verschiedene Sorten sind verfügbar

In sieben verschiedenen Ausführungen können die Gäste des Svenssøn ihre Bagels inzwischen genießen. Zu haben sind sie mit Lachs, Käse und Ei, aber auch im Veggie-Style. „Da Frische unser oberstes Gebot ist, sind pro Tag aber nur vier Sorten im Angebot“, erläutert Schmidt, der viele Jahre als angestellter High-End-Caterer reichhaltige Erfahrungen im Metier sammelte.

So bilden der „Lachs Bagel“ (l.) und der „Paris Bagel“ eine harmonische Einheit.
So bilden der „Lachs Bagel“ (l.) und der „Paris Bagel“ eine harmonische Einheit. © HA | Lutz Kastendieck

Zu den Bestsellern zählen neben dem „Creme Cheese“ mit viel Frischkäse vor allem der „Paris Bagel“ mit Camembert und Preiselbeeren und der „Lachs Bagel“ mit Frischkäse, Lachs und Meerrettich. „Die Mischung macht’s, damit es auch ein optisch ansprechendes Farbenspiel in unserer Tresenvitrine gibt“, erklärt Schmidt.

Nachbarin liefert „Gebäck ohne Schnickschnack“

Dort findet sich immer wieder auch eine abwechslungsreiche Auswahl an Torten, Kuchen und anderen süßen Leckereien wie Donauwellen, Zimtschnecken und Apple Crumble. Sie stammen von vier lokalen Bäckereien und Katrin van Lessen. Schmidts Nachbarin an seinem Wohnort in Tremsbüttel beliefert das Svenssøn regelmäßig mit Gebackenem aus ihrer Küche.

Ihre eigenen Kreationen hat sie in einer Broschüre unter dem auffordernden Titel „Backt mehr Kuchen“ zusammengestellt, die im Svenssøn ebenfalls geordert werden kann. In der 54 Seiten umfassenden Backfiebel finden sich 21 feine Rezepte, die in der eigenen Familie und im Freundeskreis bereits großen Anklang gefunden haben. Eben durchweg „Leckeres Gebäck ohne Schnickschnack“, wie es im Untertitel heißt.

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„Es handelt sich dabei um unkomplizierte und schnell zubereitete Rezepte, die auch bei uns im Laden gut ankommen. Und wenn es den Kunden gemundet hat, können Sie mit der Broschüre gleich eine Anleitung mitnehmen, um sich an den Favoriten zu Hause selbst zu versuchen“, sagt Schmidt.

Für ihn ist mit dem Svenssøn ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. „Nach vielen Jahren als Angestellter habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit bislang nicht bereut“, gesteht er. Er sei für ihn allerdings auch nur in dieser Konstellation denkbar gewesen. „Ich glaube nicht, dass ich mit einem Laden nur für Geschenke und Wohnaccessoires oder nur mit einem Café ähnlich erfolgreich hätte sein können“, so Schmidt. Die Kombination aus beidem habe sich bislang vollauf bewährt. Im Juni will er zwei Jahre Svenssøn erneut wieder so gebührend feiern wie das einjährige Bestehen im Vorjahr.