Glinde. Das luxuriöse Spa-Hotel bei Hamburg hat 60 Millionen Euro gekostet. Wer hier entspannen möchte, sollte einige wenige Dinge beherzigen.

Heute darf sich Carina Küster mal verwöhnen lassen. Sie liegt in einer der beiden sogenannten Lotus-Suiten auf einer Massagebank und blickt durch eine hohe Fensterfront auf die Terrasse mit zahlreichen Pflanzen, während ihre Kollegin Monika Bentien damit beginnt, den Rücken der 23-Jährigen zu bearbeiten. Hinter ihnen ist auf einem Tisch eine Flasche Champagner platziert, daneben Obst. Öffnen dürfen die beiden Damen die Flasche nicht.

Sie proben den Ernstfall wie so viele Kollegen dieser Tage auch in anderen Abteilungen. Denn am Sonntag eröffnet vor den Toren Hamburgs eine Wellness-Oase, die hierzulande ihresgleichen sucht: das Vabali Spa in Glinde im Kreis Stormarn.

Wellness-Oase Glinde: Vabali Spa kostete 60 Millioen Euro

Rund 60 Millionen Euro haben die Brüder Stephan und Markus Theune investiert. Baubeginn war im Herbst 2019. Die Betreiber packen auf der Zielgeraden selbst mit an, hängen Bilder auf oder stellen Skulpturen an die richtigen Stellen. Schließlich soll alles perfekt sein, wenn die ersten Gäste eine Anlage besuchen, die im Stil eines balinesischen Dorfes gehalten ist und sich über 36.000 Quadratmeter erstreckt.

Integriert in dem Gebäude-Komplex ist ein 80-Zimmer-Hotel. Neben 13 Saunen gibt es Dampfbäder, mit Wasserbetten ausgestattete Ruheräume, Entspannungsbecken, Kaminzimmer sowie Innen- und Außenpool. Besonders ist auch der 1000 Quadratmeter große Naturschwimmteich.

Der Innenpool des Vabali Spa in Glinde.
Der Innenpool des Vabali Spa in Glinde. © HA | Roland Magunia

Wellness-Oase in Glinde hat 250 Mitarbeiter

In dessen Umgebung wurden binnen weniger Stunden mehr als 200 Liegen ausgerichtet samt Sonnenschirmen. Jetzt ist Feinschliff angesagt. Am Donnerstag wurden die letzten Lampen geliefert, die Schranke in der Lobby muss noch eingestellt werden. 250 Mitarbeiter sollen sich auf Sicht um das Wohl der Kunden kümmern – Vollzeitkräfte, aber auch Mini-Jobber und Studenten. Bislang sind 120 Menschen eingestellt, hinzu kommen rund 20 aus den namensgleichen Häusern in Berlin und Düsseldorf, die für eine gewisse Zeit in Glinde unterstützen. Dort sind die Wellness-Tempel nahezu identisch gestaltet, allerdings gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit.

Küster ist aus Düsseldorf ausgeliehen. „Ich habe für Hamburg angefragt. Der Grund war das Hotel“, sagt die junge Frau. Sie macht im Unternehmen der Theunes ein duales Studium mit der Bezeichnung Tourismusmanagement. In einem Jahr ist die Rheinländerin damit fertig. Drei Monate wird Küster in Glinde sein, bei der Inbetriebnahme in der Gas­tronomie starten und überall dort helfen, wo sie gebraucht wird. Ihr Einsatz ist in sämtlichen Bereichen möglich dank des Durchlaufens aller Vabali-Abteilungen.

Masseurin Monika massiert Carina in der Lotussuite der Wellness-Oase in Glinde.
Masseurin Monika massiert Carina in der Lotussuite der Wellness-Oase in Glinde. © HA | Roland Magunia

Vera Akhmetova ist seit Mai als Saunakraft dabei. Die 33-Jährige aus Hamburg-Altona hat zuletzt als Sozialpädagogin für die Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet. Mit dem Berufswechsel hat sie sich einen Wunsch erfüllt. „Ich bin Fan vom Vabali und regelmäßig nach Berlin gefahren, um in der dortigen Anlage eine schöne Zeit zu verbringen“, sagt die Frau, während sie dabei einen Aufguss für Kollegen vorbereitet. Es ist einer ihrer letzten Probedurchgänge vor der Eröffnung. Akhmetova hat Techniken gelernt, wie man mit Handtuch oder Fächer den Wasserdampf verteilt. Man erkennt sofort: Das Timing stimmt.

Glinder Wellness-Oase hat besondere Regeln

Die Saunen sind temperiert zwischen 55 und 95 Grad Celsius. In einigen erklingt Musik. Entspannung und Ruhe sind die zentralen Themen. Es gilt Handy- und Laptopverbot. Außerdem geht es textilfrei zu. Das heißt konkret: Geschwommen wird ohne Kleidung. Wer im Ruheraum entspannt oder sich auf dem Außengelände sonnt, kann sich einen Bademantel überstreifen, alternativ ein Handtuch um die Hüften legen.

Das Sauna-Team hat schon unter realen Bedingungen mit Gästen gearbeitet, war im Mai eine Woche in Düsseldorf. Mitarbeiter der Rezeption machten sich im Berliner Haus fit. Geschäftsführer der Freizeitstätte in der Hauptstadt sowie in Glinde ist Cornelius Riehm. Derzeit hält sich der 45-Jährige ausschließlich in Stormarn auf, hat das Wochenende durchgearbeitet. Er sagt, das aktuelle Personal reiche für den Beginn. „Ich bin optimistisch, dass die Bewerberzahl steigt, wenn die Anlage erst mal läuft.“

Die Außenanlage der Wellness-Oase in Glinde.
Die Außenanlage der Wellness-Oase in Glinde. © HA | Roland Magunia

Mit 500 Tagesgästen plant Riehm dann, zum Anfang sollen es 250 bis 300 sein. Rund 5000 Gutscheine hat das Vabali Spa bislang verkauft. Der Geschäftsführer ist kein Quereinsteiger in die Wellness-Branche, er hat profunde Kenntnisse. 1999 begann Riehm als BWL-Student bei den Theunes, verdiente sich als Saunakraft in einer Kölner Therme etwas dazu. Später verließ er das Unternehmen für vier Jahre, kam zurück und machte Karriere. Er weiß, was zu tun ist, um so einen Betrieb erfolgreich zu führen. Die Hierarchien sind flach gehalten, alle duzen sich. Und es gibt flexible Arbeitszeitmodelle: Köche mit einer 40-Stunden-Woche können ihre Dienstzeit auf vier Tage verteilen und danach drei am Stück frei machen.

Wellness Oase in Glinde mit Hotel – das ist Neuland

Die große Unbekannte ist das Hotel, weil Neuland für die Theunes. Sie hoffen, dass viele Urlauber davon Gebrauch machen in Verbindung mit sportlichen Aktivitäten auf dem angrenzenden Golfplatz. Einen Bebauungsplan für eine Übernachtungsstätte gab es seit 2011. Vier Jahre Jahre später stimmte die Politik einer Änderung zwecks größerer Nutzfläche zu, nachdem der Projektentwickler Siegfried Reddel Pläne für ein Wellness-Resort präsentiert hatte. Er wollte mit Investoren gemeinsame Sache machen, fand aber keine Geldgeber. 2018 schlugen dann die Theunes zu, kauften dem Golfanlagen-Betreiber das Grundstück ab. Die Brüder sind seit mehr als 30 Jahren in der Wellness-Szene aktiv, gehören hierzulande im Premium-Segment zu den Marktführern.