Ahrensburg. Im Frühling legen die Hobbygärtner wieder los. Experte erklärt, dass man vieles falsch machen kann – und vieles richtig.
Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen haben viele Grundstücksbesitzer in ihre Gärten gelockt. Dort werden Hecken wieder in Form gebracht, Gehölze gestutzt und wird das letzte Laub des vergangenen Herbstes aus Beeten, Rabatten und von Freiflächen entfernt. Manch Hobbygärtner denkt in diesen Tagen zudem darüber nach, wie die eigene Scholle noch naturnäher gestaltet werden kann, um etwa Insekten und Faltern mehr Lebensraum zu bieten. „Das ist wichtig für die Artenvielfalt, weil blühende Wiesen, Feldraine und Säume durch die intensive Landnutzung immer seltener werden und immer mehr offener Boden unter Beton und Asphalt verschwindet“, sagt Klaus Graeber, seit 20 Jahren erster Vorsitzender der Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) Bad Oldesloe.
Die Gesamtfläche aller Privatgärten in Deutschland ist mehr als halb so groß wie alle heimischen Naturschutzgebiete zusammen. Somit bieten Privatgärten ein enormes Potenzial für den Arten- und Naturschutz. Tatsächlich finden Bienen, Hummeln und Käfer, Igel und Vögel in den allermeisten Gärten aber weder Nahrung noch Unterschlupf.
Im Frühling: So wird der Garten naturnah und schön – sieben Tipps
„Dabei sind sie nützliche und fleißige Helfer. Weil sie Läuse und Schnecken vertilgen oder die Blüten von Obstbäumen, Kräutern und Gemüsepflanzen bestäuben“, so Graeber jüngst bei einem Vortrag im Bargteheider Ratssaal auf Einladung der Umweltschutzbeauftragten der Stadt, Lilith Adrion, und der Klimaschutzmanagerin Yasmin Eger.
Klaus Graeber hatte denn auch viele Ratschläge parat, wie Bürger den Arten- und Naturschutz im eigenen Garten ohne größeren Aufwand aktiv unterstützen können. Natürlich gehe das nicht ohne Kompromisse ab, weiß der 70-Jährige, seien Gärten doch auch Freizeit- und Spielfläche. Doch mit etwas gutem Willen ließen sich trotzdem vielfältige und abwechslungsreiche Lebensräume schaffen. Nachfolgend seine sieben wichtigsten Tipps.
Garten naturnah und schön: Pestizide, Dünger und Torf möglichst verbannen
1. Worauf man verzichten sollte: „Natürlich auf großflächige Pflasterungen“, sagt Graeber. Eine Versiegelung verhindere das Versickern von Oberflächenwasser und schade den Böden. Ebenso wie Schotter. „Schottergärten sind laut Landesbauordnung zwar längst nicht mehr zulässig. Nur leider wird das weder kontrolliert noch konsequent geahndet“, moniert Graeber.
Unnötig sei zudem der Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger und Torf. „Bei Blattläusen ist dann zwar etwas Geduld gefragt, doch mithilfe tierischer Helfer lässt sich das Problem auch anderes lösen“, so Graeber. Auf Torf sollte schon aus Klimaschutzgründen verzichtet werden, weil Moore bekanntermaßen CO2 binden. Außerdem seien Torfe zumeist aus anderen Ländern importiert und hätten kaum Mineralstoffe. Verbessert werden könnten Böden viel mehr durch Kompost und Gründüngung.
Garten naturnah ubnd schön: Nicht den ganzen Rasen ständig mähen
2. Der Rasen: Wer auf „englischen Rasen“ partout nicht verzichten wolle, sollte zumindest überlegen, ob wirklich die gesamte Fläche gemäht werden müsse. „Gerade beim Einsatz von Mährobotern haben Wildpflanzen wie Mohn, Margeriten, Lichtnelke, Wegwarte, Braunelle oder Weißklee keine Chance“, weiß Graeber. Er selbst habe in seinem Garten in Bad Oldesloe relativ wenig bewusst gesät, nach einiger Zeit aber trotzdem eine erstaunliche Vielfalt sprießen sehen.
Wildblumenareale sollten nicht ständig gewässert und vor allem nicht gedüngt werden. „Je nährstoffärmer und magerer der Boden, desto blütenreicher ist das Ergebnis, lautet die Faustformel“, so Graeber. Überdies sollten diese Flächen auch nicht gespritzt werden, weil die Pflanzenschutzmittel eben nicht nur Schädlinge töten würden.
Naturnah und schön: Einheimischen Pflanzen den Vorrang einräumen
3. Was pflanzen? „Auch wenn es schwierig geworden ist: Greifen Sie vor allem auf einheimische Pflanzen zurück, die nicht durch Zucht verändert wurden, und verzichten Sie auf gefüllte Blüten, die keinen Nektar und keine Pollen bieten“, appelliert Graeber. Der in diesem Zusammenhang Malven, Nachtkerzen, Storchschnabel, Katzenminze, Kugelblume, Gartenplatterbsen, Wiesenlabkraut und Oregano empfiehlt, die allesamt auch Bienen und Falter anziehen.
4. Hecken: Seit Jahren beobachtet Naturschützer Graeber, dass Pflanzen aus fernen Ländern wie Thuja, Bambus und Forsythie die Gärten erobert haben: „Für die heimische Tierwelt sind sie zumeist nutzlos, weil deren Früchte und Blüten keine geeignete Nahrung darstellen und sich in der Regel auch nicht für den Nestbau eignen.“
Heimische Hecken von Insekten und Vögeln geschätzt
Ganz anders stelle sich die Situation bei heimischen Heckenpflanzen wie Rotbuche, Bergahorn und Hainbuche dar, deren Beeren, Samen, Pollen und Nektar eine Vielzahl von Vögeln und Insekten sättigen könnten. „In Rotbuchenhecken wurden schon 400 verschiedene Insekten- und Vogelarten gezählt“, berichtet Graeber.
5. Obst und Gemüse: Auch hier gilt, dass alte, regionale Sorten Vorrang haben sollten. „Apfel, Birne, Pflaume und Kirsche gehen immer. Sie spenden nicht nur leckere Früchte, sondern auch Schatten und lockern einen Garten ebenso auf wie Gemüsebeete, Kräuterspiralen und kleine Knicks“, erklärt Graeber.
Efeu und Wilder Wein zur Fassadenbegrünung nutzen
6. Kletterpflanzen: Mit Clematis, Kletterrosen und Kletterhortensien lassen sich nicht nur Pergolen und Rankgerüste sehenswert begrünen, da sie winterhart, robust und pflegeleicht sind. „Das gilt gleichermaßen für Efeu und Wilden Wein, die sich zudem hervorragend für die Fassadenbegrünung eignen. Sie schützen die Hauswand vor starken Temperaturschwankungen und sind auch für Bienen und Insekten überaus nützlich“, sagt Graeber.
7. Tiere: Sie können dem Menschen unvergessliche Momente bescheren und sind, wie eingangs bereits erwähnt, wertvolle Helfer im Garten. „Zu beachten ist dabei allerdings, dass jedes Tier andere Bedürfnisse hat“, so Graeber. Die Raupen von Tagpfauenauge und Kleinem Fuchs etwa fressen nur Brennnesseln, Schwalbenschwänze lieben Möhre und Dill.
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Ähnlich unterschiedlich sind die Ansprüche an die Unterkunft. Während sich Igel gern in Buschwerk, Reisig- und Holzhaufen verkriechen, brüten Vögel bevorzugt in Baumhöhlen, Nistkästen und dornigen Hecken. Wildbienen nisten im Boden, in Pflanzenstängeln und abgestorbenem Holz, Stein-, Holz- und Reisighaufen bieten Eidechsen, Spinnen und Käfern Unterschlupf.
Fazit: „Auf diese Weise kann ein Garten nicht nur zur grünen Wohlfühloase für uns Menschen werden, sondern auch für Tiere und Pflanzen aller Art“, sagt Klaus Graeber. Deshalb sollte man der Natur, wenn auch nicht überall, so doch an geeigneten Stellen einfach mal ihren Lauf lassen und den eigenen Ordnungsdrang durchaus hier und da zügeln. „Das bringt Leben in den Garten und letztlich mehr Lebensqualität“, ist der Nabu-Mann aus Oldesloe überzeugt.