Ahrensburg. Zahl sinkt im Vergleich zum Rekordjahr um 94 Prozent. Nur ein paar wenige Großhansdorfer melden noch Hunderte Fälle.

Aus Stormarn gibt es immer weniger Beschwerden über Fluglärm. Die Zahl hat auch im vergangenen Jahr ihren steilen Sinkflug fortgesetzt. 54 Einwohner aus dem östlich der Hansestadt gelegenen Kreis meldeten der Fluglärmschutzbeauftragten für den Hamburger Flughafen genau 2849 Beanstandungen. Hinzu kamen 240 anonyme Hinweise. Im Rekordjahr 2016 gingen laut Statistik der Hamburger Umweltbehörde fast 52.000 Beschwerden aus Stormarn ein.

Der eklatante Rückgang um rund 94 Prozent bedeutet jedoch keineswegs, dass plötzlich so gut wie keine Flugzeuge mehr am Himmel über dem östlichen Nachbarkreis unterwegs sind. Denn über die Piste aus Richtung Langenhorn/Lemsahl (05/23) werden nach wie vor etwa die Hälfte aller Landungen abgewickelt. Und sämtliche Jets, die aus Richtung Nordosten kommen, schweben zwangsläufig über den Korridor Ahrensburg, Großhansdorf, Ammersbek, Bargteheide, Elmenhorst und Jersbek auf den geraden Leitstrahl nach Hamburg-Fuhlsbüttel ein.

Flughafen Hamburg: Einzelne Stormarner beschwerten sich tausendfach über Fluglärm

Doch genauso wenig, wie es vor acht Jahren zu einer auf den ersten Blick zu vermutenden Fluglärm-Explosion über Stormarn gekommen war, ist es nun so viel ruhiger. Die Erklärung für die Entwicklung: Von den besonders eifrigen Beschwerdeführern, die einst Hunderte oder sogar Tausende Fälle jährlich einreichten, sind nur wenige noch aktiv. Mehrere Bürgerinitiativen riefen damals dazu auf, die Online-Formulare auszufüllen. Hohe Zahlen sollten offensichtlich beweisen, dass in ihrem Ort die Lärmbelästigung besonders hoch sei.

Die Gesamtzahl der Frauen und Männer aus Stormarn, die sich über Überflüge beklagen, ist relativ konstant. Von den kreisweit rund 247.000 Einwohnern meldeten sich im Vorjahr 54 bei der Beschwerdestelle. Im Jahr 2022 waren es 66 Menschen und im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie) 69 Menschen. Im Jahr 2016 schafften es 162 Stormarner, sich knapp 52.000-mal zu beschweren. Nur vier Jahre zuvor gab‘s insgesamt lediglich 31 Beschwerden aus dem Kreis.

In Jersbek liegt der Zehn-Nautische-Meilen-Punkt für den Landeanflug

Besonders genervt sind nach wie vor weniger als eine Handvoll Bürger aus Großhansdorf (9500 Einwohner). Sie schrieben vergangenes Jahr rund 1600 Beschwerden und damit deutlich mehr als die Hälfte von allen 2849 aus Stormarn. Im Jahr 2019 brachten es drei Großhansdorfer zusammen sogar auf fast 9200 Einwendungen. Mittlerweile führt die Hamburger Umweltbehörde weniger als fünf Beschwerdeführer nicht mehr explizit auf, um einer möglichen Identifizierung vorzubeugen.

Niedriger als über Großhansdorf fliegen die landenden Flugzeuge in anderen Orten. Das liegt an dem sogenannten Zehn-Nautische-Meilen-Punkt (18,5 Kilometer zum Flughafen) in Jersbek, der den geraden Leitpfad für die Landebahn 23 (aus Richtung Langenhorn/Walddörfer) markiert. Die Flughöhe beträgt dort etwa 900 Meter.

In Bargteheide sank die Zahl der Beschwerden von 16.700 auf 64

In Jersbek (1800 Einwohner) haben sich im Vorjahr sechs Bürger insgesamt 125-mal beschwert. Der Höchststand war dort ebenfalls 2016 mit rund 2700 Fällen erreicht worden. Allein aus Elmenhorst (2900 Einwohner) kamen damals mehr als 28.000 Beschwerden. Im Vorjahr waren es noch 809 von 20 Bürgern.

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Die Ahrensburger (34.400 Einwohner) übertrafen 2017 die Marke von 25.000 Beschwerden. Jetzt waren es 192 von neun Bürgern. Neun Bargteheider waren 2019 mit gut 16.700 Beschwerden außerordentlich engagiert. Im Vorjahr kamen aus der 16.300-Einwohner-Stadt genau 64 Beschwerden von sechs Menschen.

Rund die Hälfte aller Landungen erfolgt aus Richtung Stormarn

Insgesamt registrierte die Hamburger Umweltbehörde im vergangenen Jahr 39.000 Beschwerden. 2019 lag die Gesamtzahl noch bei 318.000. Laut Airport lag der Verdacht nahe, dass es sich um automatisierte und per Computer generierte Beschwerden handelte. Diese Form sei offensichtlich deutlich zurückgegangen, was positiv zu bewerten sei. Die Massen an Beschwerden sorgten für einen unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand. Diese Zeit fehle dann, um den wirklich begründeten Anliegen nachzugehen.

Die 155.000 Flugbewegungen aus dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 hat der Hamburger Flughafen noch nicht wieder erreicht. Im abgelaufenen Jahr stieg die Zahl der Starts und Landungen um rund 9,8 Prozent auf 120.300. Aus Stormarner Sicht spielen vor allem die Landeanflüge eine wichtige Rolle, da rund die Hälfte über die Bahn aus Richtung Langenhorn/Lemsahl abgewickelt werden. Dagegen liegt der Anteil der Starts in Richtung Nordosten nur bei etwa acht Prozent.

Im September fliegen zwei Wochen lang kaum Flugzeuge über den Kreis

Im September wird es für zwei Wochen am Himmel über Stormarn wieder sehr still werden: Von Montag, 9., bis Montag, 23. September, wird die Start- und Landebahn 05/23 (Niendorf/Langenhorn) gesperrt, um die jährlichen Instandsetzungsarbeiten zu erledigen. Während dieser Zeit werden alle Flüge über Norderstedt und Alsterdorf (Bahn 15/33) abgewickelt. Diese Piste ist vom 27. bis 31. Mai gesperrt. In der Woche müssen Stormarner dann mit mehr Fluglärm als gewohnt rechnen.