Glinde. Nach drei Jahren Pause findet wieder „Glinde kreativ“ statt. Zahl der Aussteller sinkt. Doch der Grund ist ein anderer als man denkt.
90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit, dichte Wolken, Sturm und Temperaturen um die zehn Grad: Die Wettervorhersage für das Wochenende in Glinde lädt nicht gerade zu einem Ausflug ins Freie ein. Doch wer trotz Schmuddelwetter das Haus verlassen und etwas erleben möchte, der hat Glück. Nach drei Jahren coronabedingter Zwangspause feiert der beliebte Kunsthandwerkermarkt „Glinde kreativ“ sein Comeback. Am Sonnabend und Sonntag, 28. und 29. Oktober, können Besucherinnen und Besucher von 10 bis 18 Uhr im Rathaus (Markt 1) und im Bürgerhaus (Markt 2) nach Herzenslust nach Schönem und Handgemachtem stöbern.
Es bis bereits die 28. Auflage des Kunsthandwerkermarktes, der seit Jahrzehnten Menschen von nah und fern anzieht. Rund 75 Ausstellerinnen und Aussteller werden ihre Handwerkskunst präsentieren. Viele von ihnen waren in den vergangenen Jahren bereits auf der Messe vertreten. Doch für langjährige Besucher ist auch allerhand Neues dabei: „20 der Aussteller waren noch nie oder lange nicht in Glinde vertreten“, sagt Veranstalter Germo Lindemann.
Germo Lindemann organisiert Kunsthandwerkermarkt in Glinde seit 2009
Seit 2009 organisiert der Glinder den Kunsthandwerkermarkt in seiner Heimatstadt, der jährlich zwischen 3000 und 5000 Gäste in die Stadt lockt. Normalerweise veranstaltet der Eventmanager Hochzeitsmessen, unter anderem in Lübeck. „Doch damals las ich in der Zeitung, dass meine Vorgängerin sich zurückziehen möchte“, so Lindemann. Um „Glinde kreativ“ zu retten, entschied er sich, die Organisation der Messe zu übernehmen.
Dementsprechend hat Lindemann jahrelange Erfahrung im Kunsthandwerk und kennt sich mit aktuellen Trends bestens aus. „Kunsthandwerk ist nach wie vor sehr gefragt“, sagt er. Auch die Coronazeit, die den Märkten der Republik eine Zwangspause verordnete, habe dem Interesse der Bevölkerung keinen Abbruch getan. „Zur Vorbereitung auf die Messe habe ich im Spätsommer und Herbst andere Kunsthandwerkermärkte besucht“, so der Veranstalter. „Jedes Wochenende war irgendwo ein Markt, die allermeisten waren sehr gut besucht.“
Kunsthandwerk erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit
Gerade für Kunsthandwerk bietet sich die Veranstaltungsform Messe an, so die Einschätzung des Experten: „Es sind alles Unikate, die viele gerne sehen und anfassen wollen“, so Lindemann. Auch das Kunsthandwerk an sich erfreue sich aktuell großer Beliebtheit, sei eine Art Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft. Lindemann: „Viele Menschen schätzen wertiges Handwerk, von dem man länger etwas hat.“
Mit seinen 75 Ausstellerinnen und Ausstellern liegt Lindemann in diesem Jahr zahlenmäßig zwar unter den vorherigen Jahren. Das liege aber nicht daran, dass Kunsthandwerker aussterben oder sie nicht mehr auf die Märkte kommen wollen. Der Grund ist ein ganz profaner: „Ich kann in diesem Jahr einen Raum im Rathaus wegen Umbauarbeiten nicht nutzen, normalerweise gehen da zwölf bis 15 Aussteller rein“, sagt der Veranstalter. Im folgenden Jahr hofft er, wieder mit um die 90 Kunsthandwerkern am Start zu sein.
Gefragt sind aktuell vor allem Kleidungsstücke aus hochwertigen Materialien
Die Bandbreite der präsentierten Kunstrichtungen ist wie immer groß und deckt fast die gesamte Palette kunstgewerblichen Schaffens ab: Es gibt Keramik, Malerei, Fotografie, Schmuck, Textiles, Glaskunst, Papeterie, Holzarbeiten, Kinderspielzeug und mehr. Aktuell beliebt und reichlich auf der Messe vertreten sei der Bereich Kleidung: „Auf anderen Kunsthandwerkermärkten sind mir viele Stände mit fertigen Kleidungsstücken wie Jacken aufgefallen“ sagt der Veranstalter. „Gerade hochwertige Materialien wie Kaschmir und Merinowolle werden gerne gekauft.“ In diesen Trend reiht sich das Handwerk von Heidi Haltermann ein. Sie hat in Barmstedt eine Alpakazucht. Aus der Wolle ihrer Tiere fertigt sie Schals, Mütze und mehr. Ein anderer Trend: Hüllen für Handys und Computer aus Stoff und Filz.
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Was Keramik und Metall betrifft, seien Objekte für den Garten gerade sehr begehrt. „Kleine Figuren als Aufsteller oder an Stäben, Sonnenuhren oder kleine Brunnen kommen gerade gut an. Viele Besucher aus dem Umland haben einen eigenen Garten und interessieren sich für diese Sparte“, sagt Lindemann. Viele Kunsthandwerker werden auch in diesem Jahr wieder am Stand ihr Können zeigen und den Besucher so am Entstehungsprozess ihrer Objekte teilhaben lassen. Eine mehrköpfige Jury wird einen Preis für den schönsten Stand vergeben.
Für Unterhaltung sorgt am Sonntag wieder ein Musik- und Kulturprogramm im Festsaal des Bürgerhauses mit mehreren Auftritten der Musikschule Glinde. Dort können die Messebesucher auch wie gewohnt Kaffee und Kuchen, warme Speisen und kalte Getränke genießen. Neuer Caterer ist das Restaurant Heimathafen Glinde. Der Eintritt beträgt 3 Euro. Kinder bis 14 Jahre haben in Begleitung Erwachsener freien Eintritt.