Braak. Braaker Autorin Heidelore Diekmann veröffentlicht Roman „Erdreich in Gefahr“. Darin wehrt sich die Natur gegen das, was ihr angetan wird.

Es war ein historisches Ereignis, das Heidelore Diekmann mit zwölf Jahren zum Schreiben brachte. Am 21. September 1957 sank das Segelschulschiff Pamir. Fast die ganze Besatzung, 80 von 86 Menschen, davon viele sehr jung, kommen ums Leben. „Das hat mich als junges Mädchen so berührt, dass ich darüber schreiben musste“, so Diekmann. Sie brachte ihr erstes, wie sie heute sagt, „vernünftiges“ Gedicht zu Papier. „Damals nahmen wir im Deutschunterricht gerade Balladen durch.“ Das inspirierte die Autorin.

Doch obwohl Literatur seit ihrer Kindheit eine Rolle in ihrem Leben spielte, blieb das Schreiben lange Zeit etwas, das sie für sich behielt. „Ich weiß noch, dass ich als Kind einmal gedacht habe: Ich werde Schriftstellerin“, so die gebürtige Stettinerin. „Doch aus irgendeinem Grund habe ich das lange nicht weiter verfolgt.“ Der Wunsch geriet in Vergessenheit. Aufgewachsen in Neumünster, studierte Diekmann nach ihrem Abitur Germanistik in Kiel, wurde Lehrerin, arbeitete an einer Grund-, Haupt- und Realschule im Hamburger Stadtteil Sasel. Seit vielen Jahren lebt sie in Braak.

Mit einen gesunkenen Segelschiff fing alles an

In ihrem Berufsleben schlich sich das Schreiben dann aber doch immer wieder quasi als Nebencharakter in ihr Leben ein. „Vor allem für meine jüngeren Schüler habe ich Geschichten geschrieben“, so die Braakerin. Auch Gedichte, Märchen und Theaterstücke verfasste sie. „So konnte ich meine Kreativität ausleben.“ Hin und wieder schickte sie ihre Texte an Verlage, damals noch ohne Erfolg.

So richtig ernst wurde es zwischen ihr und dem Schreiben dann nach ihrer Pensionierung. „Ich musste einfach schreiben“, sagt sie. Jahrzehntelang stand sie als Lehrerin fast täglich im Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern. Im Ruhestand blieb das Bedürfnis, jungen Menschen etwas mitzugeben. Das Schreiben war ihre Lösung. Entsprechend spielen Kinder in ihren Werken stets eine große Rolle. Aber auch: die Natur.

Die Natur spielt in den Romanen der Braaker Autorin eine große Rolle

Es war eine Freundin, die sie zum Karin Fischer Verlag führte, in dem sie bislang drei Bücher veröffentlicht hat. Das neueste, „Erdreich in Gefahr“, ist im April erschienen. Es ist die Fortsetzung des Romans „Ein Land für Kinder?“. Im Zentrum stehen die Jugendlichen Max, Marie-Sophie und Paul, die den Auftrag bekommen, ein Kind in Not zu retten. Von der realen Welt, in der die jungen Menschen unter teils schwierigen Verhältnissen aufwachsen, müssen sie aufbrechen ins Erdreich, um den Jungen zu befreien.

Es ist eine abenteuerliche Geschichte mit fantastischen Elementen. Im aktuellen Band 2 treffen die Leserinnen und Leser die Protagonisten wieder. „Das geliebte Erdreich mit den schönen Farben und liebenswerten Bewohnern finden sie komplett verändert wieder“, so Diekmann. Max, Paul und Marie-Sophie werden mit unheimlichen Geräuschen, Eiseskälte und Finsternis konfrontiert. Die Natur ist völlig verändert und greift zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Ein Drache hat es auf die Kinder abgesehen. Können sie sich retten?

Die Geschichten haben einen gesellschaftskritischen Hintergrund

Obwohl die Geschichten fiktiv sind, haben sie laut der Autorin einen ernsten, gesellschaftskritischen Hintergrund. Oft falle es ihr schwer zu ertragen, wie die Menschen in der Realität mit der Natur umgehen. „In meinen Romanen ist es hingegen die Natur, die sich zur Wehr setzt“, so Diekmann. Und das kommt bei den Leserinnen und Lesern an. „Meine zwölfjährige Nichte hat beide Manuskripte gelesen“, so die Braakerin. „Sie hatte keine großen Erwartungen, konnt dann aber beide gar nicht mehr aus der Hand legen.“

Wenn Menschen ihre Bücher spannend finden und gerne lesen, dann freut das Heidelore Diekmann ganz besonders – hat sie doch lange nicht kommen sehen, dass ihr Kindheitswunsch, Schriftstellerin zu werden, Jahrzehnte später doch noch in Erfüllung gehen wird. „Die Freude war sehr groß, als ich das erste Mal ein Buch von mir in den Händen gehalten habe“, sagt sie.

Schreibblockaden sind für Heidelore Diekmann ein Fremdwort

Das ist noch gar nicht so lange her. Ihr erstes Buch, der Lyrikband „Lebensspuren im Zeitstrom“, erschien Ende 2020. Die Gedichte handeln von Schneelandschaften, Bahnfahrten, Krankenhäusern und Seifenblasen. „Ein Land für Kinder?“ folgte 2021. „Einen Roman zu schreiben ist mehr Arbeit als Gedichte zu schreiben“, sagt die Autorin. Etwa vier bis fünf Monate hat sie jeweils an beiden Romanen gearbeitet.

Wenn sie mitten im Schreibprozess ist, dann fängt sie am liebsten morgens an, setzt sich in ihrem Arbeitszimmer an den Schreibtisch und haut in die Tasten. „Meistens bin ich zwar irgendwann erschöpft, aber der Kopf arbeitet trotzdem weiter.“ So etwas wie Schreibblockaden kennt sie nicht – im Gegenteil. „Es fließt nur so aus mir heraus.“

Deswegen ist an Aufhören auch nicht zu denken. Momentan arbeitet Diekmann an dem dritten Teil ihrer Romanserie. Auch dieser hat einen gesellschaftskritischen Hintergrund. Friedensfest wird er heißen. „Doch es geht oft überhaupt nicht friedlich zu“, verrät sie schon mal. Ein zweiter Gedichtband ist bereits fertig und wird voraussichtlich Ende des Jahres erscheinen. Übrigens: Obgleich die Braakerin gerne und viel liest – literarische Vorbilder für ihre eigenen Werke hat sie nicht. Diekmann: „Ich mache einfach mein Ding.“